"Auch nur Fleisch und Blut" Viggo Mortensen wollte Rolle des Aragorn nicht

Berlin (RP). Herr der Ringe Schauspieler Viggo Mortensen greift in "Die Rückkehr des Königs" als Aragorn nach der Krone. Im Gespräch verrät er, warum er die Rolle zuerst gar nicht wollte.

<P>Berlin (RP). Herr der Ringe Schauspieler Viggo Mortensen greift in "Die Rückkehr des Königs" als Aragorn nach der Krone. Im Gespräch verrät er, warum er die Rolle zuerst gar nicht wollte.

Ist es wahr, dass Sie die Rolle des Aragorn zuerst gar nicht wollten und dass Ihr Sohn Henry Sie überreden musste?

Er hat mich in der Tat ermutigt, das Angebot von Regisseur Peter Jackson anzunehmen. Meine Bedenken lagen vor allem darin, solange von meinem Sohn getrennt zu sein. Die Dreharbeiten dauerten schließlich mehr als ein Jahr. Dass mein Sohn hinter der Entscheidung stand, war mir sehr wichtig. Ich bezweifelte aber auch, die Rolle ausfüllen zu können. Als ich für Aragorn ausgewählt wurde, hatte der Dreh schon begonnen. Mein Kollege Stuart Townsend wurde ja erst in letzter Sekunde ausgetauscht. Ich kam in ein Team, dass sich seit Monaten kannte und gut vorbereitet war. Ich hatte nicht mal das Buch gelesen.

Beinahe eine schlechte Voraussetzung. Trotzdem ist es legendär, wie Sie sich anschließend in die Rolle versetzten. Sie zogen Ihr Kostüm selbst in der Freizeit kaum noch aus, spielten trotz ausgeschlagener Zähne und eines gebrochenen Zehs, und als Jackson Sie stundenlang mit "Aragorn" ansprach, merkten Sie es nicht einmal.

Ich habe nicht härter an dieser Rolle gearbeitet als an anderen. Es ist mein Beruf, eine Beziehung zur Rolle aufzubauen. Aragorn steht den Heldenfiguren nahe, die ich seit meiner Jugend kenne. Es macht mich stolz, durch mein Spiel eine Verbindung dazu geschaffen zu haben.

Stimmt der Eindruck, dass "Die Rückkehr des Königs" vor allem ein Film über Freundschaft ist?

Er handelt von Freundschaft, aber auch von Hoffnung. Die Figuren sehen in vielen Szenen dem Tod ins Auge, aber sie vertrauen darauf, dass ihre Gemeinschaft stärker ist als alle Gefahren. Auch die Elbenprinzessin Arwen, die Aragorn liebt, gibt ihre Unsterblichkeit auf, um mit ihm zusammen sein zu können. Die Gemeinschaft, die der Herr der Ringe vorlebt, macht die Individuen stärker.

Trotzdem ringt gerade Aragorn als zurückkehrender König von Gondor mit dem Schicksal. Noch während der Krönungsszene geben Sie einen Seufzer von sich, bevor Sie sich zur Menge umdrehen.

Ich bin wirklich froh, dass Jackson diese Geste im Film gelassen hat. Die Szene ist lustig und menschlich zugleich. Sie zeigt, dass Aragorn trotz aller Heldentaten auch nur ein Mensch aus Fleisch und Blut ist. Er macht eine Entwicklung durch, bei der es darum geht herauszufinden, wer er wirklich ist. Das ist ein Prozess, wie wir ihn eigentlich alle irgendwann durchlaufen. Aragorn mag tapfer, leidenschaftlich und aufgeschlossen sein, aber er muss erst selbst einsehen, dass er die Königswürde tatsächlich verdient hat.

Was sagt Ihr Sohn denn im Nachhinein zu den Filmen?

Sie gefallen ihm, er spielt sogar in einigen Szenen mit. Im zweiten Teil ist er eines der Kinder, die in Helms Klamm auf die Schlacht warten. Im dritten Teil spielt er einen der Orks, die beim Kampf um Minas Tirith durch das Stadttor stürmen.

Sie sind nicht nur Schauspieler, sondern malen, nehmen Jazz-CDs auf und fotografieren. Außerdem leiten Sie einen Verlag. Wie würden Sie sich beschreiben?

Einfach als Künstler. Bei all diesen Aktivitäten geht es darum, mit meiner eigenen Kreativität präsent zu sein. Das ist jedenfalls meine Art, Verbindung zu anderen Menschen herzustellen. Sie haben seit Ihrem Debüt in "Der einzige Zeuge" in mehr als 30 Filmen mitgespielt, zum Star wurden Sie erst durch den Herrn der Ringe.

Ärgert es Sie, dass Ihre Ausstellungen nun vor allem von Aragorn-Fans besucht werden?

Nein, überhaupt nicht. Vielleicht kommt ja jemand vorbei, der sich vorher nie für Fotografie interessiert hat und nun eine neue Kunstform für sich entdeckt.

Wie wirkt sich der Erfolg auf Ihre Zukunft aus?

Der Erfolg des "Herrn der Ringe" gibt mir auch die Möglichkeit, mehr Projekte zu verwirklichen - vor allem als Schauspieler natürlich. In Disneys "Hidalgo", der im kommenden Frühjahr anläuft, habe ich eine der Hauptrollen übernommen. Das wäre vor dem Engagement als Aragorn wohl kaum möglich gewesen.

Mit Viggo Mortensen sprach Lars Björn Gutheil.

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