Berlinale-Juroren müssen in neun Tagen 21 Filme gucken Traubenzucker gegen das Einschlafen im Kino

Berlin (rpo). 21 Filme in neun Tage muss sich Franka Potente als Jurorin bei der Berlinale anschauen und bewerten. Mit Traubenzucker, Müsliriegeln und Grippemittel will die Schauspielerin den bevorstehenden Film-Marathon bestehen. Jury-Kollege Rolandnd Emmerich greift ebenfalls zu Traubenzucker und Modedesigner Nino Cerruti trinkt den ganzen Tag.

Die Jury - Herren der Bären
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Foto: AP

"Ich habe alles vorbereitet, man darf ja nicht krank werden", sagte Franka Potente am Donnerstag kurz vor dem Start der 55. Internationalen Filmfestspiele. Sie habe ein Grippemedikament und Müsliriegel in ihrer Handtasche. An manchen Tagen sei sie ununterbrochen von 9 Uhr morgens bis 1 Uhr nachts im Einsatz, da sei kaum Zeit, mal zu essen oder sich umzuziehen. Um sich besser konzentrieren zu können, nehme sie Traubenzucker, sagte Potente.

Auch für Jury-Chef Roland Emmerich zählt Traubenzucker zur Grundausstattung. Ansonsten habe er aber nichts dabei. Natürlich werde er auch einmal müde sein. "Aber wenn gute Filme kommen, wacht man auf. Ich hoffe, dass ich oft aufwache." Allerdings sei er zunächst erschrocken gewesen, als er den Terminplan gesehen habe. "Da wollte ich eigentlich gleich wieder abhauen", sagte der Regisseur. "Zwei bis drei Filme am Tag zu sehen ist ungewöhnlich, das wünscht man sich nicht unbedingt." Aber er sei "Schlimmeres" gewohnt. Vor einiger Zeit sei er bei einem Studentenfilmfestival Jurypräsident gewesen und habe in drei Tagen nahezu 100 Filme sehen müssen.

Auch die anderen Juroren haben Strategien gegen Müdigkeit im Kino entwickelt. Modedesigner Nino Cerruti erklärte, er trinke den ganzen Tag, um bei den Filmvorführungen fit zu bleiben. Natürlich seien dies antialkoholische Getränke, fügte der Italiener lachend hinzu. Der aus der Ukraine stammende Schriftsteller Andrei Kurkov sagte, er trinke weniger Wodka als sonst und abends immer ein Gläschen Whiskey. Die chinesische Schauspielerin und Jurorin Bai Ling erklärte, sie sehe sehr selten Filme. Deswegen freue sie sich, nun viele großartige Filme sehen zu können. Sie glaube nicht, davon zu ermüden.

Potente sagte, es sei eine völlig neue Erfahrung, erstmals als Juror Filme bewerten zu müssen. Beim Ansehen des ersten Wettbewerbsbeitrags habe sie sich gleich zu Beginn gesagt: "Jetzt pass ich ganz genau auf." Während der ersten Viertelstunde habe sie auf die Kameraführung, den Schnitt, die Schauspieler geachtet und die Symbolik geachtet und sei dabei verkrampft. Daraufhin habe sie sich gesagt, nur noch auf den Film zu achten und ihre Eindrücke dann sacken zu lassen, zu sehen, was am Ende des Tages davon hängen bleibe und das dann zu artikulieren.

Goldener Bär nicht mit Oscar zu vergleichen

Emmerich und Potente waren sich einig, dass Berlinale und Oscar-Verleihung nicht miteinander zu vergleichen seien. "Die Berlinale ist ein eigenständiges A-Festival. Sie muss sich nicht hinter dem Oscar, Cannes oder Venedig verstecken, weder vom Inhalt noch vom Glamour", sagte Potente. Oscar-Verleihung und Berlinale seien allein wegen der Außentemperaturen zu unterschiedlich. Während es in Berlin kalt sei, herrschten in Los Angeles höhere Temperaturen. Da fühle sich der Glamour einfach anders an. Emmerich sagte, die Berlinale genieße auch in den USA als eines der drei großen A-Festivals einen hohen Stellenwert. Es funktioniere aber nicht, die Preise miteinander zu vergleichen.

(ap)
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