Der große Kinorückblick Teil I Terroristen, ein Blechmann und stargespickte Flops
Düsseldorf · Das Kinojahr 2013 neigt sich dem Ende. Wir werfen einen Blick zurück und verraten Ihnen im ersten Teil unseres Rückblicks den größten Flop, einen wahren Geheimtipp, und bei welchem Film Sie jede Menge Geduld aufbringen müssen.

Der große Kino-Jahresrückblick – Teil I
Hunderte von Filme wurden 2013 wieder in die deutschen Kinos gebracht, Millionen von Zuschauer zogen sie vor die Leinwände. Eine Übersicht über alle — positiven wie negativen — filmischen Highlights.
Der einprägsamste Titel
Wir fangen zunächst einmal aktuell an: "Fack ju Göhte" gehört zu den größten deutschen Kassenschlagern in diesem Jahr. Das liegt einerseits an der doch recht unterhaltsamen Handlung (unkonventioneller Lehrer trifft auf problematische Schüler), andererseits sicherlich auch an Hauptdarsteller Elyas M'Barek (der unkonventionelle Lehrer), der vor allen Dingen den weiblichen Zuschauern noch recht präsent sein wird.
Und was hat dieser Film für einen Titel! Ausfallend, die heilige Literaturgeschichte beleidigend und zu allem Überfluss noch mit Rechtschreibfehlern gespickt — passend für die beste deutsche Komödie des Jahres.
Die größte Verschwörung
Sprung an den Anfang des Jahres. Gerade wurde ein Film über die Jagd und Ermordung Osama bin Ladens in Deutschland veröffentlicht. "Zero Dark Thirty" sorgte in Europa für Jubelstürme: Gnadenlos spannend, detailverliebt und schonungslos dargestellt.
Eben deswegen scheint dieses Werk von Oscarpreisträgerin Kathryn Bigelow jedoch einen schweren Stand in den USA zu haben. Der heimische Senat erhob sogar Vorwürfe gegen die Verantwortlichen — sie hätten unlauter mit der CIA zusammengearbeitet. Diese Diskussion wurde exakt einen Tag nach der Oscarverleihung ad acta gelegt. Wie viele Preise ergatterte der mehrfach nominierte Film? Einen einzigen — für den besten Tonschnitt.
Der größte Hit

Diese 10 Oscar-Favoriten laufen in Deutschland noch an
Hier geht es rein faktisch zu. Welcher war der erfolgreichste Film des Jahres? Es ist laut "Box Office Mojo" eine Fortsetzung, kein Wunder also, dass Hollywood darauf so vertraut. Ein charismatischer Blechmann rettet erneut die Welt, die Rede ist von "Iron Man (3)".
Die Comicverfilmung spielte weltweit 1,2 Milliarden Dollar ein (Kosten lagen bei rund 250 Millionen Dollar) und liegt damit noch vor "Ich — einfach unverbesserlich 2". Unschwer zu erkennen: auch eine Fortsetzung. In den vergangenen Jahren durften sich übrigens die Macher von "Marvel's The Avengers", "Harry Potter und die Heiligtümer des Todes Teil 2" und "Toy Story 3" über diesen Titel und vor allen Dingen jede Menge Geld freuen. Und was hatten sie alle gemeinsam? Richtig, Fortsetzungen waren sie allesamt.
Der größte Flop
Tja, wo Licht ist, ist auch Dunkelheit. 2013 verschlang ein hoch gehandelter Blockbuster schon bei der Produktion rund 250 Millionen Dollar, damit gehört "The Lone Ranger" zusammen mit "Iron Man 3" zum teuersten Werk des Jahres.
Der Umsatz unterscheidet sich aber bei den beiden Produktionen gravierend. "Lone Ranger" nahm weltweit "nur" 260 Millionen Dollar ein. Woran es lag? Schwer zu sagen. "Fluch der Karibik"-Regisseur Gore Verbinski durfte erneut mit Johnny Depp zusammenarbeiten, Produzent war Erfolgsgarant Jerry Bruckheimer. Depp machte übrigens die Kritiker für den Flop verantwortlich. Fakt ist: Eine Fortsetzung war es nicht, und vermutlich wird es auch keine geben…
Der erinnerungswürdigste Soundtrack
Am 17. Januar 2013 herrschte in vielen Teilen Deutschlands beste Stimmung. Der Auslöser war Regisseur Quentin Tarantino. Der Kult-Regisseur hatte just an diesem Tag "Django Unchained" in die deutschen Kinos gebracht. Das brutale Western-Epos wurde seinem Ruf gerecht, selbst bei der Oscarverleihung wurde das Werk nicht außen vor gelassen.
Bei Tarantino-Filmen spielt der Soundtrack aber immer eine besondere Rolle. Für "Django" kreierte eigens Ennio Morricone ("Spiel mir das Lied vom Tod") ein Stück, das sich lückenlos in Soul- und Hip-Hop-Liedern einreiht. Das kann ein großer Spaß sein, aber hin und wieder auch ein wenig verwirrend.
Die Zahl des Jahres
110. Nein, das ist keine Anspielung an einen "Tatort", auch hier geht es um Tarantinos Spaghetti-Western "Django Unchained". Der US-Amerikaner stößt deutlich Kritik an der lange anhaltenden Sklaverei an, das Wort "Nigger" wird in den 165 Minuten mehr als — jetzt kommt's — 110 Mal gesagt.
Der langsamste Film
Sechs Jahre nach seinem bis dato letzten Film wurde "The Grandmaster" vom chinesischen Regisseur Kar Wai Wong mit viel Spannung erwartet. Seine Fans enttäuschte er mit seinem Film über Kampflegende "Ip Man" nicht.
Der objektive Betrachter musste sich aber eingestehen, dass der Film zwar optisch eine Augenweide ist, aber auch mit vereinzelten Längen aufwartet. Wong fing Dutzende von Kampfszenen in Zeitlupe ein. Das nagte doch gen Ende des Films ein wenig an den Nerven.
Die bestmögliche Romanverfilmung
Aufgepasst, das ist purer Sarkasmus. In der Action-Verfilmung "Jack Reacher" übernahm Tom Cruise die Hauptrolle des titelgebenden Protagonisten. Klingt auf den ersten Blick plausibel, überrascht bei einem flüchtigen Blick ins Buch aber schon.
Reacher ist danach 1,93 Meter groß und bringt 110 kg auf die Waage. Cruise kann da nicht ganz mithalten: Er kommt auf rund 170 cm und 77 kg. Künstlerische Freiheit nennt man das wohl.
Das sinnloseste Remake
Remakes sind per se so eine Sache. Selten können sie dem Original einen Mehrwert hinzufügen, der wirtschaftliche Erfolg steht derweil im Fokus. Das wird man sich auch bei der Neuverfilmung des modernen asiatischen Klassikers "Oldboy" gedacht haben (müssen), das missglückte aber gründlich.
Knapp vier Millionen Dollar konnte der Film bisher weltweit einspielen, vom rein künstlerischen Anspruch nachvollziehbar. Trotz Stars wie Spike Lee ("Inside Man”, Regisseur) und Josh Brolin ("No Country for Old Men", Schauspieler) ist dieses Remake schlicht sinnlos.
Die größte Enttäuschung
Die größten Enttäuschungen des Jahres lieferten aber dennoch andere ab: Chronologisch gesehen machte das vierte (!) Sequel von "Stirb Langsam" den Anfang. Vorbei sind die Zeiten, in denen man gebannt auf die Leinwand oder den Bildschirm schaut, um zu beobachten, wie John McLane seine Frau, Hunderte von Menschen oder — ach was solls! — das ganze Land vor (meist ausländischen) Bösewichten rettet. War der vierte Teil schon recht durchwachsen ist "Stirb Langsam — Ein guter Tag zum Sterben" nicht mehr sehenswert.
Alleine in dieser Kategorie ist Bruce Willis aber nicht. Gegen Ende des Jahres setzte Sir Ridley Scott, Macher von "Alien", "Blade Runner", "Gladiator" und so vielen tollen Filmen, "The Councelor" in den Sand. Selbst — aufgepasst — Michael Fassbender, Javier Bardem, Penelope Cruz, Brad Pitt und Cameron Diaz konnten den Film nicht mehr großartig aufwerten. Sein neuer Film ist aber schon in Produktion, "Exodus" mit Christian Bale, Aaron Paul, Sigourney Weaver und Ben Kingsley soll nächstes Jahr in die Kinos kommen. Toi, toi, toi.
Der beste Geheimtipp
Ein versöhnlicher Abschluss zum Ende des ersten Teils unseres Kinorückblicks: "Frances Ha" erzählt die Geschichte der in New York lebenden, rast- und ziemlich mittellosen Frances, die unbedingt Tänzerin werden will. Trotz zahlreicher Tiefschläge verliert die 27-Jährige nicht ihre Hoffnung, dafür aber häufig die eigenen vier Wände.
Dieser Film ist herrlich charismatisch und lebt von seiner Protagonistin; Greta Gerwig ist so liebenswert und empathisch, dass der Zuschauer ob ihrer vielen Schwächen immer zu Frances hält. Zu Recht wurde sie für einen Golden Globe nominiert. Regisseur Noah Baumbach macht seinem Ruf als bekannter Independent-Filmmacher und Schreiber alle Ehre. Übrigens: Die DVD bzw. BluRay ist schon zu haben.