Fotos "Sweeney Todd" - kein Spaß für Zartbesaitete
"Sweeney Todd" - die viktorianische Schauermär von der furchtbaren Zusammenarbeit eines Barbiers (Johnny Depp) mit einer Pastetenbäckerin (Helena Bonham Carter) feierte bereits als Broadway-Musical Erfolge und wird von Tim Burton ebenso grausig wie stilsicher aufpoliert. Dabei demonstriert der Regisseur erneut, dass angelsächsischer Humor keine Gnade kennt.
Der titelgebende Barbier flüchtet nach 15 Jahren australischer Strafkolonie zurück nach London. Einst hieß er Benjamin Barker und war ein glücklicher Mann mit einer kleinen Familie.
Doch ein ruchloser Richter neidete ihm seine schöne Frau und schickte ihn unter einer falschen Anklage in die Verbannung.
Nun eröffnet der Barbier wieder seinen Frisörsalon über der Bäckerei von Mrs. Lovett, die für die schlechtesten Fleischpasteten Londons bekannt ist. Sie erzählt ihm, dass sich seine Frau vergiftet habe. Richter Turpin hat die kleine Tochter adoptiert und hält sie in einem goldenen Käfig.
Als Sweeney von Konkurrent Pirelli erkannt und erpresst wird, schneidet ihm der Barbier die Kehle durch. Die Leichenbeseitigung bringt Mrs. Lovett auf eine neue Geschäftsidee.
Sweeney, wahnsinnig vor Schmerz und blind vor Wut, meuchelt weiter und macht dadurch Mrs. Lovetts Bäckerei zur In-Adresse, in der sich die Londoner ihre Pasteten schmecken lassen.
Während die skrupellose Köchin, in Sweeney verliebt, von einer kleinbürgerlichen Idylle träumt, führt Wüstling Turpin mit seiner Adoptivtochter Böses im Schilde. Doch nicht nur er wird, getreu Sweeneys Versprechen, bei der letzten Rasur "the closest shave you ever had" verspüren.
In seiner sechsten Zusammenarbeit mit Johnny Depp (zum Beispiel in "Edward mit den Scherenhänden", "Charlie und die Schokoladenfabrik") gewährt er diesem erneut einen brillanten Auftritt, mit der Depp gute Oscar-Chancen hat. Als tragisch-makabrer Serienkiller mit schweren Augenringen und irrem Blick weiß man bei seinem Anblick nie, ob man lachen oder weinen soll.
Ebenso schröcklich wie anrührend ist Helena Bonham Carter, Burtons Angetraute, als melancholische Megäre mit einer Frisur wie ein aufgeplatztes Sofakissen.
Unschlagbar sind überdies die britischen Stars in den Nebenrollen wie Alan Rickman (bekannt als Lehrer Snape in "Harry Potter") als korrupter Richter, Timothy Spall als sein feister Gehilfe, und Komiker Sacha Baron Cohen ("Borat") als Pseudo-Italiener Pirelli.
Zudem gelang es Burton, dessen größtes Talent die Dekoration ist, mit einem wahrlich schauerromantischen London die schlechte alte Zeit wiederzuerwecken.
Allerdings sollte man sich keine Illusionen über den Splatter-Charakter dieses tragisch-ironischen Spektakels machen, bei dem schon im Vorspann rote Farbe rinnt, Blutfontänen in Nahaufnahme spritzen und ein grandios origineller Mord die schwarzhumorige Blutorgie abschließt: kein Spaß für Zartbesaitete.
"Sweeney Todd - Der teuflische Barbier aus der Fleet Street" ab 21. Februar im Kino.