"Das Erwachen der Macht" Wie der neue "Star Wars"-Film uns überraschen könnte

Düsseldorf · Am 17. Dezember kommt "Das Erwachen der Macht" in die Kinos, der siebte Teil der "Star Wars"-Saga. Doch noch immer ist nicht klar, worum es genau gehen wird. Deshalb: Eine Reihe begründeter Spekulationen.

"Star Wars 7: The Force Awakens" – Szenenbilder des Films
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Szenenbilder aus "Star Wars VII – Das Erwachen der Macht"

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Foto: Lucasfilm 2015

J. J. Abrams, der neue Mann hinter Star Wars, liebt großes Kino. Und er liebt große Wendungen. Darum können wir auch beim Neustart der legendären "Star Wars"-Filme mit etwas rechnen, über das Fans lange diskutieren werden. Wir haben uns da schon mal ein paar Gedanken gemacht, die mal mehr, mal weniger verrückt sind.

Wir sind uns sicher, dass mindestens einer der großen Alten aus der ersten Trilogie, also Luke Skywalker (Mark Hamill), Han Solo (Harrison Ford), Leia (Carrie Fisher) oder Chewbacca (Peter Mayhew) es nicht bis zum Abspann schaffen werden. Im Trailer sieht man, wie die neue Hauptfigur Rey (Daisy Ridley) weinend zusammenbricht — vor etwas, das auf den ersten Blick wie ein Erdhügel aussieht. Bei näherer Betrachtung erkennen einige den typischen Patronengurt des pelzigen Wookies Chewbacca, manche sehen die Jedi-Kutte von Luke Skywalker. Und wieder andere erkennen eine Weste, wie sie Leia auch im Trailer trägt. Wir sind uns nicht sicher, wer es am Ende sein wird. Nur Han schließen wir schon einmal aus. Reys Beziehung zu ihm im Trailer wirkt nicht so eng und sieht nicht nach so enger Familienbande aus, als dass es sie dermaßen mitnehmen würde.

Auch Chewie scheint ihr nicht so nahe zu stehen. Damit sehen wir Leia in Gefahr, die möglicherweise sogar Reys Mutter ist. Im Film geht es auch um ein neues Mitglied der Familie Skywalker — also einen Nachkommen von Luke oder vor allem von seiner Schwester Leia. Vielleicht haben sich Rey und ihre Mutter (Han muss nicht zwingend der Vater sein) entfremdet, werden durch die Ereignisse wieder zusammengeführt, nur um dann wieder auseinandergerissen zu werden — endgültig. Das würde Reys Zusammenbruch erklären und wäre ein tragischer Moment, der uns runterziehen würde.

Aber auch Luke bleibt ein heißer Kandidat: Er ist in dem Film vermutlich ein Art Mentor. Und damit würden wir keine Wetten auf sein Überleben abschließen. Bisher ist jeder ältere Jedi im ersten Film einer Star-Wars-Trilogie gestorben: Obi-Wan Kenobi im ursprünglichen Star-Wars-Teil 1977, Qui-Gon Jinn in "Die dunkle Bedrohung" zum Auftakt der zweiten Trilogie 1999. Dann wäre jetzt Luke an der Reihe. Die Tatsache, dass er auch im nächsten Film mitspielt, hat nichts zu bedeuten: Wie Obi-Wan könnte er in der mystischen Macht aufgehen und als Quasi-Geist seinen Schützling über den Tod hinaus begleiten. Aber: Das wäre erwartbar. Vielleicht zu erwartbar für Abrams. Luke bleibt zwar ein heißer Kandidat für die Abschussliste — aber wir gehen davon aus, dass er zumindest nicht alleine von der Filmleinwand treten wird.

Wenn es tatsächlich Chewbacca treffen sollte, wäre das der brutalste Schlag in die Magengrube der Fans der alten Trilogie — den manche nicht vergeben würden. Wir reden immerhin von einem wuscheligen, knuddeligen, herzensgurten Riesen-Wookie-Teddy. Und ohne seinen loyalen Gefährten und Freund würde auch für Han Solo eine Welt zusammenbrechen. Unsere Vermutung: Luke stirbt, aber dank der Macht nicht wirklich. Leia oder Chewbacca treten ebenfalls ab, damit ein verbitterter Han Solo ihnen im nächsten Film in einem heroischen, selbstmörderischen Akt folgen kann.

Mit nur wenigen Worten hat es der Kopfgeldjäger Boba Fett seit seinem Auftritt in "Das Imperium schlägt zurück" (1980) geschafft, zu einer Ikone der Star-Wars-Universums zu werden. In "Rückkehr der Jedi-Ritter" fand er dann ein unrühmliches Ende: Der zeitweise erblindete Han Solo stößt ihn eher aus Versehen in den Schlund des Wüsten-Ungetüms Sarlac. Dort fand er sein Ende — oder auch nicht. Star-Wars-Schöpfer George Lucas hat bereits gesagt, dass er nicht gestorben sei. Und auch nach dem Verkauf der Rechte an Disney+ hat sein Wort immer noch Gewicht. Wir könnten Boba Fett also erneut begegnen. Deutlich gealtert und vielleicht sogar altersmilde. Zumal immer noch nicht klar ist, wen genau der große, alte Charakterdarsteller Max von Sydow in dem Film spielen wird. Vielleicht Boba Fett?

Es gibt eine Szene im neuen Trailer, in der Rey, Han Solo und Finn (John Boyega) eine seltsame Anlage betreten, die voller Erinnerungsstücke steckt. Man sieht Banner und Teile der Podracer aus Episode I, aber auch Insignien der Mandalorianer. Boba Fett gehörte zu dieser Söldner- und Kopfgeldjäger-Truppe, die auf eine überaus aggressive Bruderschaft von Kriegern zurückgeht. Vielleicht also suchen Rey, Han und Finn zusammen Boba Fett auf, weil er etwas in seiner Sammlung von Erinnerungsstücken hat, das sie benötigen. Vielleicht geht es sogar um das Lichtschwert von Luke Skywalker, das er im Kampf gegen Darth Vader in "Das Imperium schlägt zurück" verloren hat. Und dass dieses Lichtschwert eine große Rolle spielen wird, wissen wir mittlerweile.

Für neue Fans wäre Boba Fett nur eine normale Figur, Kenner der alten Trilogie aber würden jubeln, wenn er noch einmal aufträte. Zumal Fett 2018 sogar die Hauptrolle in einem Spin-Off spielen wird. Dieser Film spielt aber in einer Zeit, in der Boba Fett noch relativ jung war.

Luke Sykwalker hat sich zurückgezogen, um als Eremit zu leben, vermuten wir. Aber vielleicht ist er gar nicht so einsam. Wir wissen, dass Yoda, der grüne Zwerg mit der seltsamen Grammatik, Obi-Wan Kenobi, Qui-Gon Jinn und auch Lukes Vater Anakin Skywalker nach ihrem Tod in der mystischen Macht aufgegangen sind — und als spirituelle Begleiter erscheinen können. Vielleicht ist Luke in seinem Exil in ständiger Zwiesprache mit ihnen. Das würde ihn zu einem überaus schrulligen, alten Jedi machen, der ständig mit Wesen spricht, die nicht ganz von dieser Welt sind. Es wäre beeindruckend, das zu sehen. Es würde uns aber auch ein wenig am Geisteszustand von Luke zweifeln lassen.

Zu reden mit Toten auf Dauer nicht gesund sein kann, sagen wir mit Yoda.

Als uns zum ersten Mal der neue Bösewicht Kylo Ren frontal vors Auge sprang, dachten wir sofort an Darth Revan. Mit seiner schwarzen Kutte und vor allem der Maske sah er dem Sith-Lord, der knapp 4000 Jahre zuvor wütete, überaus ähnlich. Vielleicht ist es nur ein Zufall, weil beide auf frühen Entwürfen von Darth Vader beruhen.

Vielleicht aber steckt da auch mehr hinter. Revan ist die Hauptfigur in dem grandiosen Computer-Rollenspiel "Knights of the Old Republic". Dort war er ein Jedi, der nicht ganz auf der Linie des Ordens war, und die Mandalorianischen Kriege beendete. Dabei stieß er auf Spuren der finsteren Sith, denen er nachging und dabei selbst zu einem führenden Anhänger der Dunklen Seite der Macht aufstieg. Später dann wurde er erneut ein Jedi, gehörte aber dem Orden niemals mehr so ganz an. Auf ihn berief sich später die Bruderschaft von Revan: eine Sekte, die nicht mehr in den Kategorien von Dunkler und Heller Seite der mystischen Macht dachte. Für sie konnte das volle Ausmaß der geheimnisvollen Kraft nur verstanden werden, wenn man beide Seiten in sich vereinte — so wie Revan. Mit der Zeit wurden diese "Revaniten" immer fanatischer und extremer.

Nach dem kleinem fiktiven Geschichtsexkurs: J. J. Abrams hat in einem Interview gesagt, dass Kylo Ren kein Sith sei, auch wenn es so aussehen würde. Wie ein Jedi wirkt er aber auch nicht. Könnte er also einem dritten Weg folgen? Dem der Revaniten? Kylo Ren sei zudem eher ein Titel als ein Name, der auf die "Ritter von Ren" zurückgehe. Das klingt ein wenig nach "Ritter von Revan". Nur sind im Laufe der Jahrtausende möglicherweise zwei Buchstaben verlorengegangen. Zudem möchte Kylo Ren laut dem Trailer das zu Ende bringen, was Darth Vader angefangen hat. Aber was hat der Dunkle Lord der Sith angefangen? Hat die Begegnung mit seinem Sohn Luke Skywalker ihn so sehr erschüttert, dass er nach einem neuen Weg für sich gesucht hat? Ist er dabei auf die "Ritter von Ren" gestoßen? Das würde die Geschichte des neuen Films in ein anderes Licht rücken. Es geht nicht so sehr um Jedi und Sith, um die Helle und die Dunkle Seite, sondern um quasi-religiöse Fanatiker, die eine Allianz mit den Resten des Imperiums eingegangen sind, um ihre verdrehten Überzeugungen durchzusetzen.

Das hat nur einen Haken: Die Figur Darth Revan beruht nicht auf den Filmen, sondern gehört zum sogenannten erweiterten Star-Wars-Universum der Bücher, Comics und Spiele. Und sie alle hat Disney nach dem Kauf der Star-Wars-Rechte mehr oder weniger begraben, weil man die Story selbst weiter entwickeln will. Es gilt darum nur das, was in den sechs Filmen zuvor gezeigt und gesagt worden ist. Alles andere ist nichtig. Das sind schlechte Karten für Revan — auch weil man die tiefenphilosophischen Betrachtungen über die Natur der Macht kaum in einem actiongeladenen Film vermitteln kann. Nerd-Fans der Saga würde der historische Bezug zwar freuen, die meisten Kinogänger aber könnten damit nichts anfangen. Vermutlich bewegen wir uns da also auf einem Irrweg der Macht.

Die beiden skurrilen Droiden C3PO und R2D2 haben mehr als nur einmal ein Grinsen in unsere Gesichter gezaubert. Sie nahmen selbst den tragischsten Wendungen die Schärfe, waren keine Helden und hatten dennoch ihre heroischen Momente. Doch schaut man genauer hin, dann haben die beiden seit Episode I einen Großteil der Star-Wars-Geschichte quasi aus der ersten Reihe miterlebt. Mehr noch: C3PO wurde von Anakin Skywalker, dem späteren Darth Vader, geschaffen. Was wäre, wenn mehr dahintersteckt? Vielleicht entpuppen sich die beiden als die wahren genialen Bösewichte, die an allen Strippen gezogen haben — seit Episode I.

Der kleine Droide R2D2 zeigte von Anfang an ein eher seltsames Verhalten, das die Grenzen seiner Programmierung sprengte. Und C3PO wirkte stets so harmlos, dass kaum jemand etwas Übles vermuten würde. Die beiden in einem Keyser-Söze-Schlussmoment wie im Film "Die üblichen Verdächtigen": Es wäre ein genialer Zug und ein Schlag ins Gesicht für die alten Fans, die diese Droiden in ihr Herz geschlossen haben.

Unvoreingenommene Kinobesucher dagegen würden sich fragen, ob das ernst gemeint ist. Darum ist das dann doch sehr unwahrscheinlich. Dennoch: Die beiden Droiden als Überschurken wäre eine abgedrehte Wendung. Danach aber würde kaum jemand die anderen Teile mehr sehen wollen — uns eingeschlossen.

Wir gehen davon aus, dass Luke Skywalker ein Jedi ist und irgendwo zurückgezogen lebt. Aber bislang gibt es dafür keinen Beweis. Vielleicht hat er viele Jahre nachgedacht und erkannt, wie stark die Dunkle Seite tatsächlich sein kann. Er wurde zum Sith. Die verbrannte Maske von Darth Vader, seinem Vater, die Suche nach seinem Lichtschwert, das einst seinem Vater gehörte — alles verbindet ihn mit seiner Familiengeschichte und seinem Schicksal, wie er es sieht: als Dunkler Lord der Sith herrschen. Kylo Ren wäre dann vielleicht sein Schüler, aber selbst noch kein Meister der Dunklen Seite.

Das wäre eine düstere Wendung, die aber Mark Hamill selbst bereits für "Rückkehr der Jedi-Ritter" erwartet hatte. Das erklärte er 2005 in der Interviewrunde "Dinner for Five" — an der auch J. J. Abrams beteiligt war. Und er hörte sehr interessiert zu. Beide sind zehn Jahre später wieder vereint für "Das Erwachen der Macht". Diese Wendung würde auch erklären, warum Luke Skywalker in den Trailern so gut wie gar nicht vorkommt und auch auf dem Filmposter nicht zu sehen ist: Es würde zu viel von der wahren Natur Luke Skywalkers verraten.

Den Trailer im Video sehen Sie hier.

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