Interview zu "Max und Moritz Reloaded" Sebastian Krumbiegel: "Nicht alles war schlecht"
Berlin (rpo). "Gabi und Klaus" und "Küssen verboten" sind die Songs mit denen die Leipziger Band "Die Prinzen" sich im deutschen Musikgeschäft einen Namen gemacht haben. Inzwischen ist es um die Musiker etwas ruhiger geworden. Einer meldet sich jetzt im Showgeschäft zurück: Sänger Sebastian Krumbiegel. Nicht etwa als Solokünstler sondern als Schauspieler.
In der Comedy-Farce "Max und Moritz Reloaded", die jetzt in den Kinos läuft, gibt der 38-Jährige sein Schauspiel-Debüt und mimt einen schwulen Ex-NVA-Offizier.
Warum haben Sie für Ihre erste Rolle ausgerechnet "Max und Moritz Reloaded" ausgesucht?
Für mich war es ganz wichtig, dass es keine normale deutsche Komödie ist, sondern ein durchgeknallter, punkiger, anarchistischer Film. Viele werden den Film hassen, viele auch lieben. Das mag ich daran. Ich hoffe, dass der Film für kontroverse Reaktionen sorgen wird. Die Leute sollen sich die Mäuler zerfetzen.
Wie sind sie mit Ihrer Schauspielleistung zufrieden?
Mein Albtraum war, dass die Leute sagen, "Schuster, bleib bei deinen Leisten". Sing mal lieber weiter, das kannst du besser. Aber nach dem Feedback, das ich von Leuten bekommen habe, die den Film gesehen haben, bin ich doch sehr glücklich. Ich habe wohl eine ganz gute Figur gemacht.
Hat Ihnen Ihre eigene Zeit bei der Nationalen Volksarmee bei der Rolle geholfen?
Die Tatsache, dass ich eineinhalb Jahre wirklich einen Stahlhelm auf hatte und durch den Dreck gekrochen bin, war sehr wichtig, damit es authentisch rüberkommt, was Ausdrücke und Gepflogenheiten angeht. Tatsächlich war es damals die dämlichste und vergeudetste Zeit meines Lebens.
Sie haben eigens für den Film das Lied "Es war nicht alles schlecht" geschrieben...
Mich nervt es immer, wenn die DDR und die damalige BRD so schwarz-weiß verglichen werden. Wenn Leute sagen, im Osten war alles ganz fürchterlich und in der demokratischen Bundesrepublik Deutschland hat das Schlaraffenland geblüht. Das kotzt mich einfach an. Ich kann sagen, die DDR ist gescheitert, und sie ist zu Recht gescheitert. Aber trotzdem kann ich den Spruch unterschreiben: "Es war nicht alles schlecht."
Am Schluss erklingt das Lied "Bau auf, bau auf". Was verbinden Sie damit?
Ich persönlich habe zu Ostzeiten solche Lieder niemals ernst genommen. Wir wurden ja täglich damit bestrahlt. Überall hingen Banner, auf denen stand "Je stärker der Sozialismus, desto sicherer der Frieden" oder "Von der Sowjetunion lernen". Wir haben es überhaupt nicht mehr gesehen.
Hat der Film denn eine Botschaft?
Der Film ist sehr vielschichtig. Man kann ihn natürlich nur als Ballerspiel oder Ablach-Komödie sehen. Man kann aber auch versuchen, ein wenig in die Tiefe zu gehen. Es gibt alle Charaktere überall um uns herum: gewaltbereite junge Menschen, faschistoide Typen, Alkoholiker. Die Message ist für mich, dass junge Menschen in unserer Spaßgesellschaft keine Chance haben, wenn sie so wenig Liebe und Zuneigung erfahren wie Max und Moritz im Film.
Beantragt wurde eine Freigabe ab zwölf Jahren. Nun ist der Film erst ab 16 freigegeben.
Das finde ich total schade und traurig. Ich empfehle allen 14-Jährigen, sich älter zu schminken. Die Mädchen sollen sich Brüste anschrauben, die Jungs sollen sich Bärte ankleben und ihre Ausweise fälschen.