Filmbranche Schauspieler-Verband beklagt Dumpinglöhne

Bonn · Der Bundesverband der Film- und Fernsehschauspieler (BFFS) beklagt eine "Verrohung der Sitten" bei den Darsteller-Gagen. "Selbst Hunde verdienen bei Dreharbeiten in der Regel mehr", sagte der stellvertretende BFFS-Vorstandsvorsitzende Hans-Werner Meyer dem Medienfachdienst "Funkkorrespondenz".

Die Bilder der 84. Oscar-Verleihung
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So würden Schauspieler gelegentlich danach ausgesucht, ob sie am Drehort lebten oder bei Freunden schlafen könnten. Teilweise verdienten Mitwirkende auch bei öffentlich-rechtlichen Produktionen pro Tag 300 Euro mit der Begründung, es handle sich um einen "künstlerisch wertvollen Debütfilm".

Auf den Einwurf, dass manche Menschen froh wären über einen solchen Lohn, antwortete Meyer, der Arbeitsaufwand für einen Drehtag betrage zirka eine Woche. Mindestens zehn Prozent der Bruttogage gingen zudem an den Agenten. Außerdem seien Kosten für Fotos und Videoclips sowie die Anreisen zu Castings zu finanzieren. "Im Gegensatz zum normalen Arbeitnehmer muss man sich als Schauspieler permanent bewerben."

Meyer, der selbst in zahlreichen Fernseh- und Kinoproduktionen mitwirkte und unter anderem mit dem Bayerischen Fernsehpreis ausgezeichnet wurde, sprach sich für eine einheitliche Untergrenze bei Gagen sowie Regelungen für Folgevergütungen und Überstunden aus. Auch bei der Sozialgesetzgebung bestehe Nachholbedarf. Aufgrund der derzeit geltenden Regeln kämen Filmschaffende nur selten in den Genuss des Arbeitslosengeldes I. Gleichzeitig bezahlten sie aufgrund relativ hoher Verdienste in kurzer Zeit den Höchstsatz bei der Arbeitslosenversicherung.

Er selbst sei bei Angeboten bisweilen wenig wählerisch, bekannte Meyer. "Rollen des Geldes wegen anzunehmen, ist nicht ehrenrührig. Die Kinder haben schließlich Hunger", so der zweifache Familienvater. - Der BFFS wurde 2006 gegründet. Er vertritt die Interessen der Film- und Fernsehschauspieler in Deutschland und ist laut eigenen Angaben mit derzeit über 2.000 Mitgliedern der größte Berufsverband der nationalen Film- und Fernsehindustrie.

(KNA)
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