Freundlich, kreativ, sorglos Liebevolle Doku über Stones-Gitarrist Ron Wood

Mike Figgis zeigt in „Ronnie Wood: Somebody Up There Likes Me“ die verschiedenen Rollen des Musikers: begnadeter Gitarrist, bescheidener Streit-Vermittler der Band, Ehemann und Vater, Ex-Junkie.

 Der legendäre Stones-Gitarrist Ronnie Wood

Der legendäre Stones-Gitarrist Ronnie Wood

Foto: dpa/Andy Muggleton

Zum Auftakt keine lauten Gitarrenriffs und keine Bilder von riesigen Bühnen, sondern Impressionen eines zeichnenden, älteren Mannes. Mike Figgis weiß schon mit dem Einstieg seiner Dokumentation über den Rolling-Stones-Musiker Ron Wood zu überraschen. Auch danach porträtiert er den inzwischen 73-Jährigen so klischeefrei, sensibel, ja liebevoll, dass der Mensch hinter dem Rockstar Wood sichtbar wird.

Der Junge aus ärmlichsten Verhältnissen nahe London, der begnadete, begehrte Blues-Gitarrist, der bescheidene, oft im Streit vermittelnde Band-Musiker, der Ehemann und Vater, der Ex-Junkie: Regisseur Figgis (72), dessen größter Kino-Erfolg „Leaving Las Vegas“ (1995) die Alkoholsucht der von Nicolas Cage gespielten Hauptfigur als Höllenfahrt schilderte, hat diesmal ein Happy End zu bieten. „Somebody up there likes me“, sagt der jetzt drogenfreie, nüchterne Wood und zeigt zum Himmel: Irgendjemand da oben mag mich wohl. Auch dem Krebs entkam der Musiker. Nach diesem Motto eines Davongekommenen ist der Film „Ronnie Wood: Somebody Up There Likes Me“ auch benannt. „Er wirkte auf mich wie jemand, der sich dem Leben mit einem Lächeln stellte, egal wie finster es sein mag“, sagt der britische Regisseur über den zweiten Stones-Gitarristen neben Keith Richards.

Diese von Sympathie getragene Einschätzung wird in den mit Interviews und toller Musik gespickten 72 Filmminuten von den Bandkollegen Richards, Mick Jagger und Charlie Watts bestätigt: Ron Wood, das ist ein freundlicher, kreativer, wohl auch oft allzu sorgloser Mensch. „In meinem Kopf bin ich nie älter als 29 geworden. 70 zu sein, das ist, als wäre ich in einem Bild von Dali – sehr surreal“, sagt der zunächst bei der Jeff Beck Group und The Faces erfolgreiche Musiker. Woods Faible fürs Zeichnen und die Malerei zelebriert Figgis‘ Film genüsslich. Der britische Kunst-Provokateur Damien Hirst sagt über den Stones-Gitarristen: „Er malt besser als ich.“ Auch Blues-Sängerin Imelda May und der langjährige Kumpan Rod Stewart mögen den Wuschelkopf sehr, wie sie in Interviews deutlich machen.

„Ronnie Wood: Somebody Up There Likes Me“, Großbritannien 2019, 72 Min., von Mike Figgis, mit Ronnie Wood, Mick Jagger, Keith Richards, Charlie Watts, Rod Stewart

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