"Der Baader Meinhof Komplex" RAF reloaded

Düsseldorf (RPO). Der Mythos RAF hat nichts an seiner zweifelhaften Faszination verloren. 30 Jahre nach dem Deutschen Herbst weiß das Land nicht, wie es mit der Ära des Terrors umgehen soll. Einen neuen Ansatz bietet der schon jetzt umjubelte Film "Der Baader Meinhof Komplex", der am 25.09. in die Kinos kommt.

"Der Baader Meinhof Komplex": RAF reloaded
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Deutschland in den 70ern. Die Bundesrepublik befindet sich am Rande des Ausnahmezustandes, die Angst vor dem roten Terror namens RAF grassiert im Land. Was als Brandstiftung in zwei Frankfurter Kaufhäusern anfing, gipfelte in der Entführung der Lufthansa-Maschine Landshut, den Morden an Generalbundesanwalt Siegfried Buback, Dresdner Bank-Chef Jürgen Ponto und Arbeitgeberpräsident Hans-Martin Schleyer. Insgesamt forderte das Wüten der Rote Armee Fraktion 33 Opfer.

Es sind die Opfer der radikalisierten Kinder der Nazi-Generation. Sie werden angeführt von Andreas Baader (Moritz Bleibtreu), der ehemaligen Starkolumnistin Ulrike Meinhof (Martina Gedeck) und Gudrun Ensslin (Johanna Wokalek). Die Gruppe kämpft gegen das, was sie als das neue Gesicht des Faschismus begreifen: die US-amerikanische Politik in Vietnam, im Nahen Osten und in der Dritten Welt, die von führenden Köpfen der deutschen Politik, Justiz und Industrie unterstützt wird.

Auf der anderen Seite steht der Staat: Bundeskanzler Helmut Schmidt und der Mann, der die Taten der Terroristen zwar nicht billigt, aber dennoch zu verstehen versucht: Der Leiter des Bundeskriminalamts, Horst Herold (Bruno Ganz), jagt die RAF. Obwohl er große Fahndungserfolge verbucht, ist er sich bewusst, dass die Polizei allein die Spirale der Gewalt nicht aufhalten kann. Das Ende der Geschichte ist bekannt: Der kollektive Suizid in Stammheim, der bis heute Fragen aufwirft. Am Ende ist der Staat ein zweifelhafter Sieger.

"Illustrierte Geschichte"

30 Jahre nach den schrecklichen Ereignissen wird über den Umgang mit der Vergangenheit gestritten. Vor allem die filmische Aufarbeitung der RAF wurde in der Vergangenheit kritisiert. Sie versuche, Verständnis für das Handeln der Terroristen, Sympathien für die Protagonisten zu erwecken. Nun kommt ein von Bernd Eichinger produzierter Film in die Kinos, der einen ganz anderen Ansatz verfolgt. "Der Baader Meinhof Komplex" basiert auf einer Vorlage von Ex-Spiegel-Chefredakteur Stefan Aust und wartet mit einer deutschen Starbesetzung auf.

Doch der Film ist noch viel mehr. Er zeigt in bisher nie dagewesener Form die Brutalität, mit der die RAF vorging. Einer der Höhepunkte ist die präzise choreografierte Ermordung Bubacks, die so noch nie zu sehen war. Eichinger schaffe weniger ein Kunst- als ein Geschichtswerk, jubelte Dirk Kubjuweit letzte Woche im "Spiegel" und sprach von "illustrierter Geschichte". Das Prädikat "Besonders wertvoll" unterstreicht den Anspruch des Films.

Dieser Anspruch ist vielleicht auch ein wenig pädagogischer Natur. Die Generationen, die den Deutschen Herbst nicht mehr selbst miterlebten, neigen heute dazu, die damaligen Ereignisse leichtfertig im Kontext der Che Guevara-Popkultur verklären. Doch wer in diese etwas fremd und entfernt wirkende Zeit eintauchen und sie verstehen will, wer die damaligen gesellschaftlichen Umbrüche nachvollziehen möchte, der sollte ab dem 25.09. ins Kino gehen. Ein absolutes Muss.

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