Schauspieler aus Hochneukirch Julius Weckauf ist das Herz von „Catweazle“

In „Der Junge muss an die frische Luft“ rührte er Millionen Zuschauer. Nun ist der 13-Jährige an der Seite von Otto Waalkes im Kino zu erleben.

 Julius Weckauf mit Otto Waalkes in einer Szene des neuen Kinofilms „Catweazle“.

Julius Weckauf mit Otto Waalkes in einer Szene des neuen Kinofilms „Catweazle“.

Foto: obs/Tom Trambow

Natürlich ist der Junge gewachsen, ein bisschen in die Länge geschossen, und im Gesicht hat er schon ein wenig an Kindlichkeit verloren. Aber darüber hinaus wirkt Julius Weckauf in seinem neuen Film „Catweazle“ so, wie ihn das Kinopublikum vor drei Jahren in „Der Junge muss an die frische Luft“ kennen und lieben gelernt hat: aufgeweckt, grundsympathisch und immer für einen Spaß zu haben.

Gerade für Letzteres hat sich der 13 Jahre alte Schauspieler aus Hochneukirch den richtigen Sparrings-Partner ausgesucht. In „Catweazle“ tritt er an der Seite von Otto Waalkes auf, dem beliebtesten Komiker Deutschlands – neben Hape Kerkeling natürlich, dessen kindliche Reinkarnation Julius Weckauf in seinem ersten Kinoauftritt 2018 so eindrücklich verkörpert hat. Aus 5000 Bewerbern hatten Regisseurin Caroline Link und ihre Casterin Jaqueline Rietz den Jungen damals ausgewählt. Der opferte für den 45-tägigen Dreh seine Sommerferien. Ein großes Wagnis und ein riesiger Glücksgriff.

Mit kindlicher Souveränität und rheinischem Dialekt balancierte Weckauf die komischen und ungeheuer tragischen Momente im Leben des jungen Hape Kerkeling aus. Das Publikum war zu Tränen gerührt, gerade weil Weckauf die Gefühle seiner Figur ohne großes schauspielerische Gewese transparent machte. Und das nicht nur in Deutschland, wo der Film 3,5 Millionen Kinotickets verkaufte, sondern auch in den USA: Dort wurde Weckauf 2019 beim Seattle-Film-Festival als bester Schauspieler ausgezeichnet.

Dass der Junge nach einem solchen Riesenerfolg mit den Füßen auf dem Boden blieb, dafür haben auch die Eltern gesorgt, die in Hochneukirch einen Schreibwarenladen betreiben. Nach „Der Junge muss an die frische Luft“ hagelte es Angebote. Aber erst einmal waren nur kleinere Nebenrollen mit wenigen Drehtagen erlaubt: in der Lindenberg-Biografie „Mach Dein Ding“(2020) und der Komödie „Enkel für Anfänger“ (2020) etwa, wo Weckauf sehr überzeugend einen hyperaktiven Jungen spielte, der seiner Leih-Oma das Leben durcheinanderwirbelte.

Ursula Werner, Heiner Lauterbach, Joachim Król, Barbara Sukowa, Hedi Kriegeskotte, Henning Baum, Katja Riemann – in seiner kurzen Karriere hat Weckauf schon an der Seite einiger Schauspielgrößen vor der Kamera gestanden. Aber das scheint ihn nicht einzuschüchtern, und man darf davon ausgehen, dass er alle Beteiligten mit seinem natürlichen Charme um den Finger gewickelt hat.

In „Catweazle“ – dem deutschen Remake der britischen Serie aus den 70-ern – spielt er nun Benny, dessen verwitweter Vater (Henning Baum) einen Tierpark betreibt, in dem der Zauberer aus dem Mittelalter landet. Für den gelernten Exzentriker Otto Waalkes, der als Catweazle im gewohnten Zehenspitzen-Gang über den Set stolziert und wieder ganz Witzfigur ist, wirkt Weckauf als das ideale Gegengift. Als Benny, der den Zeitreisenden vorsichtig in die technischen Errungenschaften des 21.Jahrhunderts von der Glühbirne bis zum Smartphone einweisen muss, erdet Weckauf die überspitzte Otto-Performance mit seiner bodenständigen Ausstrahlung.

Natürlich hat die Rolle nicht die Tiefe des Parts, den Weckauf in „Der Junge muss an die frische Luft“ gespielt hat, auch wenn dieser Benny wie Kerkeling seine geliebte Mutter früh verloren hat. Aber als Sympathieträger für das junge und das erwachsene Publikum ist Weckauf auch hier bestens besetzt. In seinem nächsten Film wird es jedoch deutlich ernster zugehen. Im November fiel die letzte Klappe zu der Romanverfilmung „Der Pfad“, in der Weckauf an der Seite von Charly Hübner einen Jungen spielt, der mit seinem Vater vor den Nazis flüchten muss.

Die Karriere bleibt also im Fluss. Ob er auch als Erwachsener noch den Schauspielberuf weiter betreiben wird, darauf will sich Julius Weckauf nicht festlegen. Der Bruder ist Schreiner. Das sei auch megacool. Er könne sich auch richtig gut vorstellen, Bäcker zu werden. Und wer würde nicht gern bei diesem netten Kerl seinen Streuselkuchen kaufen?

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