Südkoreanischer Film geehrt "Pieta" gewinnt Goldenen Löwen in Venedig

Venedig · Für seinen Film "Pieta" ist der südkoreanische Regisseur Kim Ki-duk am Samstagabend mit dem Goldenen Löwen ausgezeichnet worden. Die Jury des internationalen Filmfestivals von Venedig unter dem Vorsitz von US-Regisseur Michael Mann entschied sich für den gesellschaftkritischen Gangsterfilm des 51-Jährigen.

 Filmemacher Kim Ki-Duk freut sich über die Auszeichnung mit dem Goldenen Löwen.

Filmemacher Kim Ki-Duk freut sich über die Auszeichnung mit dem Goldenen Löwen.

Foto: afp, TIZIANA FABI

Als beste Hauptdarsteller wurden Joaquín Phoenix und Philip Seymour Hoffman für ihre Rollen im Sektendrama "The Master" geehrt.

In dem drastischen Film Kims geht es um einen Geldeintreiber, der seine Opfer häufig verstümmelt. Eines Tages tritt eine geheimnisvolle Frau in sein Leben und behauptet, seine Mutter zu sein. Der Kriminelle krempelt daraufhin sein Leben um, das bislang der Jagd nach Geld und Macht gewidmet war. In einem Interview sagte der Regisseur, er habe einen "extremen Kapitalismus" anprangern wollen, das Geld sei der "dritte Akteur" in seinem Film.

"Ich danke allen, die an diesem Film mitgewirkt haben", sagte Kim bei der Entgegennahme des Preises. Zu Überraschung des Publikums stimmte er anschließend ein südkoreanisches Volkslied zum Dank an die Jury an. Der Filmtitel bezieht sich auf eines des bekanntesten Bildwerke Michelangelos - die Pietà im Petersdom in Rom. Journalisten hatten Kim am Rande des Festivals gesagt, er habe die Pietà zweimal im Vatikan gesehen und bewundere dieses "Meisterwerk" seither.

Jury-Chef Mann lobte alle 18 Wettbewerbsfilme als "toll", "facettenreich" und "innovativ", aber "Pieta" rage aus ihnen heraus. Dem Sektendrama "The Master" von US-Regisseur Paul Thomas Andersons wurde der Silberne Löwen für die beste Regie zugesprochen, seine beiden Hauptdarsteller Joaquín Phoenix und Philip Seymour Hoffman teilten sich die Auszeichnung für den besten Schauspieler.

Andersons Drama ist von der Vita des Scientology-Gründers Ron Hubbard inspiriert. Phoenix spielt den alkoholkranken Zweiten-Weltkriegs-Veteranen Freddie, dessen Leben durch ein Treffen mit einem selbsternannten Prediger (Hoffman) einer pseudowissenschaftlich-medizinischen Heilslehre völlig aus den Fugen gerät. Freddie widmet sein Leben und seine Seele ganz seinem "Meister".

Der 45-jährige Hoffman, der den Preis auch stellvertretend für den abwesenden Phoenix entgegennahm, witzelte, er sei "gerade erst vor fünf Minuten aus dem Flugzeug gestiegen. Ich haben meinen Anzug auf der Toilette angezogen". Hoffmann wurde 2006 mit dem Oscar für seine Hauptrolle in dem Film "Truman Capote" von Regisseur Bennett Miller geehrt. Der 37-jährige Phoenix erhielt 2000 eine Oscar-Nominierung als bester männlicher Nebendarsteller in "Gladiator" von Ridley Scott.

Als beste Schauspielerin wurde Hadas Yaron für ihre Rolle in dem israelischen Film "Fill the void" ausgezeichnet. Den Sonderpreis der Jury erhielt der Österreicher Ulrich Seidl. Es waren die 69.Filmfestspiele von Venedig.

(AFP)
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