„Werk ohne Autor“ von Florian Henckel von Donnersmarck Der Richter und sein Regisseur

Venedig · Der deutsche Oscarpreisträger Florian Henckel von Donnersmarck blickt in seinem neuen Film wieder auf die deutsche Geschichte. Doch bei „Werk ohne Autor“ wollte er vielleicht zu viel.

 Florian Henckel von Donnersmarck bei den Filmfestspielen in Venedig.

Florian Henckel von Donnersmarck bei den Filmfestspielen in Venedig.

Foto: AFP/FILIPPO MONTEFORTE

Die Spannung war groß. Immerhin hat „Werk ohne Autor“, der neue Film von Oscarpreisträger Florian Henckel von Donnersmarck, bereits einige Vorschusslorbeeren erhalten: Er wurde nicht nur als einziger deutscher Beitrag für den Wettbewerb der diesjährigen Festspiele in Venedig ausgewählt, sondern auch zum deutschen Oscar-Kandidaten für den besten nicht-englischsprachigen Film gekürt. Jetzt fand in Venedig die Weltpremiere von „Werk ohne Autor“ statt. 

Nach dem Stasi-Drama „Das Leben der Anderen“, für das Henckel von Donnersmarck 2007 den sogenannten Auslands-Oscar gewonnen hat, kehrt der 45-jährige Regisseur thematisch erneut zur deutschen Geschichte zurück. Für „Werk ohne Autor“ ließ er sich von der Biografie des gefeierten Malers Gerhard Richter inspirieren und erzählt von dem Künstler Kurt Barnert, der während der NS-Zeit aufwächst, in der DDR erste Erfolge feiert, dann aber in den Westen flüchtet. Dort versucht er in Düsseldorf Fuß zu fassen, wird aber von den traumatischen Erlebnissen seiner Vergangenheit verfolgt.

„Ich glaube an die Freiheit der Kunst“, sagte Henckel von Donnersmarck in Venedig. „Die Kunst, die die Nationalsozialisten und Kommunisten wollten, konzentrierte sich stark auf das Handwerk und eine politische Botschaft.“ Im Deutschland der Nachkriegszeit habe man etwas Neues gewollt und den handwerklichen Aspekt über Bord geworfen.

  Künstler Kurt Barnert (Tom Schilling) in einer Szene des Films "Werk ohne Autor".

Künstler Kurt Barnert (Tom Schilling) in einer Szene des Films "Werk ohne Autor".

Foto: dpa/Foto: Disney/dpa

„Ich habe mir bei der Zeichnung der Figuren Freiheiten genommen, die ich brauchte, um meine Geschichte zu erzählen“, hatte Henckel von Donnersmarck zuvor im Presseheft erklärt. „Der Film soll nicht dokumentarisch sein.“ Deswegen spitzt er die Handlung zu und verdichtet sie, so dass es im Leben des Künstlers dramatische Verwicklungen innerhalb der eigenen Familie gibt. Zentrale Figur ist dabei der Vater von Kurts späterer Ehefrau Elisabeth, der während des Zweiten Weltkrieges mit den Nationalsozialisten zusammenarbeitete.

Diese private Geschichte allein reicht Henckel von Donnersmarck aber nicht. Er bettet sie ein in die wechselvollen Ereignisse des Landes. Er thematisiert Krieg und die Ermordung behinderter Menschen durch die Nationalsozialisten, zeichnet die Unterdrückung im SED-Regime nach und porträtiert nebenbei auch die Künstlerszene der noch jungen Bundesrepublik. Mehr als drei Stunden braucht er für „Werk ohne Autor“. Doch so packend dann die Zuspitzung des privaten Schicksals auch ist: Henckel von Donnersmarck will einfach zu viel – und das schadet vor allem seiner Hauptfigur, die von Tom Schilling gespielt wird.

Der 36-jährige Schilling verkörpert den Künstler Kurt durchaus glaubwürdig. Dennoch fehlt es seiner Figur an Tiefe; der Künstler wirkt häufig wie ein Beobachter der Ereignisse um sich herum. „Mein Charakter ist fast stumm“, bestätigte Schilling in Venedig. Obwohl er im Mittelpunkt steht, bleibt er blass.

(RP/dpa)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort