Oscar für einen deutschen Kurzfilm Was verbirgt sich hinter "Spielzeugland"?

Düsseldorf (RPO). Auch in diesem Oscar freut sich ein deutscher Regisseur über einen Oscar: Jochen Alexander Freydank setzte sich bei der Jury der Academy Awards mit seinem Kurzfilm "Spielzeugland" gegen vier andere Produktionen durch. In seinem Film thematisiert er aus ungewohnter Perspektive Lügen und Verheimlichung während der NS-Zeit.

 Jochen Alexander Freydank freut sich über seinen Kurzfilm-Oscar

Jochen Alexander Freydank freut sich über seinen Kurzfilm-Oscar

Foto: AFP, AFP

Julia Jäger spielt in der Hauptrolle eine deutsche Mutter, die es 1942 nicht übers Herz bringt, ihrem Sohn (Cedric Eich) zu sagen, dass ihre jüdischen Nachbarn in Konzentrationslager deportiert wurden. Stattdessen erzählt sie ihm, dass diese in eine Art Freizeitpark, das "Spielzeugland", reisen. Davon überzeugt macht sich der Sohn selbst auf den Weg dorthin. Als die Mutter sich in Panik auf die Suche nach ihm macht und einen Polizisten um Hilfe bittet, entgegnet dieser nur sie müsse sich keine Sorgen machen, denn es wären nur Juden zum Bahnhof gebracht worden.

Wie Regisseur Freydank nach der Auszeichnung wissen ließ, sei der Film aus einem gewissen Ärger heraus entstanden. "Solange es bei uns noch Nazi-Parteien gibt, müssen wir versuchen, etwas dagegen zu tun", so der Regisseur. Der Film richtet sich, so Freytag weiter, gegen alle Holocaust-Leugner und Neonazis in Deutschland und der ganzen Welt.

Die klare Botschaft des Films: nicht weggucken und sich nicht alles gefallen lassen. Hinzu kommt eine radikale Emotionalität der Figuren. Die Handlung dagegen ist bewusst einfach gehalten.

Der Film soll außerdem an den Widerstand der sogenannten kleinen Leute erinnern, der häufig im Schatten bekannter Figuren wie Stauffenberg steht. Er zeigt bewusst Bürger, die einfach nur menschlich reagierten und genauso Großes taten, wie mancher Offizier des Widerstandes.

Bereits vor der Oscar-Verleihung hatte der Film bei verschiedenen Veranstaltungen insgesamt 18 nationale und internationale Preise gewonnen. Ein überraschender Erfolg, denn vor Drehbeginn hatte es viele Schwierigkeiten im Bezug auf Finanzierung und Drehzeit gegeben. "Ich sage nur: Drei Jahre betteln und fünf Tage drehen, und keiner kriegt Geld", sagte Freydank dem MDR Info. Dennoch sei der Film das "absolute Herzprojekt" seiner Produktionsfirma "Mephisto Film".

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