Oscar-Verleihung 2019 „Green Book“ triumphiert - deutscher Hoffnungsträger geht leer aus

Los Angeles · Die Trophäen der 91. Oscar-Verleihung sind vergeben. In der wichtigsten Kategorie konnte sich ein Rassismus-Drama gegen die Favoriten durchsetzen. Die deutsche Produktion „Werk ohne Autor“ bekam keine Auszeichnung.

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Das sind die Gewinner der Oscars 2024

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Foto: Chris Pizzello/Invision/AP/Chris Pizzello

Das Rassismus-Drama „Green Book - Eine besondere Freundschaft“ hat den Oscar für den besten Film gewonnen. Insgesamt erhielt das Werk von Regisseur Peter Farrelly in der Nacht zu Montag drei Auszeichnungen. Der Film erzählt von der ungewöhnlichen Freundschaft zwischen einem schwarzen Musiker und seinem weißen Chauffeur in den USA der 60er Jahre. Als bester Regisseur wurde der Mexikaner Alfonso Cuarón mit der Netflix-Produktion „Roma“ geehrt. Die Hoffnungen der deutschen Filmbranche auf eine Oscar-Statue wurden dagegen enttäuscht.

Der US-Amerikaner Rami Malek gewann für seine Darstellung des Queen-Sängers Freddie Mercury in „Bohemian Rhapsody“ die Auszeichnung als bester Hauptdarsteller; der Musikfilm wurde insgesamt vier Mal geehrt. Die Britin Olivia Colman bekam den Hauptrollen-Oscar für ihre Verkörperung der englischen Königin Anne in der Historiengroteske „The Favourite - Intrigen und Irrsinn“.

Filmschaffende oder Produktionen aus Deutschland gingen allesamt leer aus. Das Künstlerdrama „Werk ohne Autor“ von Florian Henckel von Donnersmarck hatte gleich zwei Chancen: In der Kategorie „nicht-englischsprachiger Film“ und für den Kameramann Caleb Deschanel. Beide Auszeichnungen gingen an Cuaróns Werk „Roma“. Der dreifach ausgezeichnete Schwarz-Weiß-Film erzählt von einer Familie im Mexiko der 70er Jahre und ist eine Hommage an die Kindermädchen aus Cuaróns Vergangenheit. Henckel von Donnersmarck hatte 2007 mit dem Stasi-Drama „Das Leben der Anderen“ den Auslands-Oscar gewonnen.

Die deutsch-syrisch-libanesische Produktion „Of Fathers and Sons - Die Kinder des Kalifats“ des in Berlin lebenden Syrers Talal Derki hatte in der Kategorie „beste Dokumentation“ das Nachsehen; auch die deutsche Make-up-Artistin Pamela Goldammer, die für ihre Arbeit in dem Fantasyfilm „Border“ nominiert gewesen war, ging leer aus.

In den Nebendarsteller-Kategorien wurden zwei afro-amerikanische Darsteller geehrt: Regina King gewann mit ihrer Rolle einer kämpferischen Mutter in dem Drama „If Beale Street Could Talk“; Mahershala Ali holte sich nach „Moonlight“ seinen zweiten Oscar für „Green Book“.

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Foto: AFP/Frazer Harrison

Die 91. Oscar-Verleihung hatte diesmal keinen festen Moderator, dadurch fiel die Gala deutlich straffer und geschäftsmäßiger aus als früher. Lediglich zu Beginn der Show im Dolby Theatre in Los Angeles kam Stimmung auf, als die Band Queen mit der Rockhymne „We will rock you“ die Zuschauer begeisterte.

Steven Gätjen, Moderator von Pro7 auf dem roten Teppich, hatte während der Live-Übertragung in diesem Jahr große Probleme. Was genau passiert ist, lesen Sie hier.

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Filmfans fiebern Oscar-Verleihung entgegen

Veröffentlicht am 24. Februar 2019

Filmfans in aller Welt fiebern der 91. Oscar-Verleihung am Sonntagabend (Ortszeit in Deutschland: Montagmorgen um 2 Uhr) in Hollywood entgegen. Als Favoriten gehen der mexikanische Film „Roma“ von Alfonso Cuarón und die Historien-Groteske „The Favourite – Intrigen und Irrsinn“ mit je zehn Nominierungen ins Rennen. Insgesamt haben acht Werke Chancen auf den Preis als bester Film. Glenn Close, Olivia Colman, Rami Malek und Christian Bale gelten als aussichtsreiche Kandidaten für die Hauptdarstellerpreise.

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Foto: AP/Evan Agostini

Mit dem Künstlerporträt „Werk ohne Autor“ könnte Florian Henckel von Donnersmarck den zweiten Auslands-Oscar nach Deutschland holen, zwölf Jahre nach seinem Triumph mit dem Stasi-Drama „Das Leben der Anderen“. In der Sparte beste Dokumentation ist „Of Fathers And Sons - Die Kinder des Kalifats“ des aus Syrien stammenden und in Berlin lebenden Regisseurs Talal Derki unter den fünf Anwärtern.

Die Show beginnt mit dem Defilee der Stars auf dem roten Teppich vor dem Dolby Theatre in Los Angeles. Die Gala findet diesmal ohne Gastgeber statt, die durch die Show führen. Star-Präsentatoren wie Charlize Theron, Javier Bardem und Daniel Craig sollen die Lücke füllen.

Die Preisverleihung wird im deutschen Fernsehen von Pro7 live übertragen. Um 22.55 Uhr startet die Vorberichterstattung mit einer „Red“-Sondersendung. Um 23.55 Uhr melden sich Viviane Geppert, Annemarie Carpendale und Steven Gätjen vom Roten Teppich. Die Verleihung startet um 2 Uhr in der Nacht zu Montag.

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So lang ist der rote Teppich für die Stars

Veröffentlicht am 21. Februar 2019

Wenige Tage vor der Oscar-Gala ist der rote Teppich für Hollywoods große Show ausgerollt worden. Über 250 Meter lang und gut zehn Meter breit bedeckt der Teppich ein Stück des sonst stark befahrenen Hollywood Boulevards. Den „Roll Out“ verfolgten Dutzende Kamerateams und Fotografen mit.

Am Sonntag laufen hier die Oscar-Gäste entlang zum Eingang des Dolby-Theaters, wo die Trophäen zum 91. Mal verliehen werden. Bis dahin installieren Dutzende Helfer den berühmten Laufsteg, stutzen Kanten und verschweißen Nahtstellen. Dazu werden Absperrungen und Tribünen für mehr als 700 Fans und für die Presse aufgebaut. Auch in diesem Jahr wird wieder ein durchsichtiges Plastikdach über die Flaniermeile gespannt. Der Straßenabschnitt ist eine gute Woche für den Verkehr gesperrt.

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Dieser Film ist der klare Favorit

Veröffentlicht am 19. Februar 2019

Top-Favorit bei der diesjährigen Oscar-Verleihung ist die Netflix-Produktion „Roma“. Regie bei dem autobiaografisch geprägten Drama führte der Mexikaner Alfonso Cuarón. In dem Schwarz-Weiß-Film geht es um eine mexikanische Mittelschichtfamilie in den siebziger Jahren und ihre Hausangestellte Cleo. Sie wird von der Mexikanerin Yalitza Aparicio verkörpert, die sich für ihre schauspielerische Leistung Hoffnungen auf einen Oscar als beste Hauptdarstellerin machen darf.

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Foto: AP/Melinda Sue Gordon

Darüber hinaus ist „Roma“ unter anderem für den besten Film, die beste Regie, die beste Nebendarstellerin, den besten Ton und die beste Kamera nominiert.

Bereits Anfang Januar wurde "Roma" bei den Golden Globes für den besten fremdsprachigen Film und die beste Regie ausgezeichnet. Diesen Monat gewann "Roma" bei den britischen Bafta-Filmpreisen erneut in mehreren Kategorien, darunter überraschend auch in den Königskategorien bester Film und beste Regie.

Für Netflix ist "Roma" schon jetzt ein enormer Achtungserfolg. Denn die Filmbranche ringt noch mit sich, wie sie mit Filmen umgehen soll, die nicht für die Kinos, sondern für Streamingdienste und damit für das Filmvergnügen daheim produziert werden. Auch an "Roma" verdienten die Kinos kaum etwas, weil der Film nur in wenigen Lichtspielhäusern gezeigt wurde.

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Foto: dpa/Chris Pizzello

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Die wichtigsten Fakten auf einen Blick

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Das sind die deutschen Hoffnungsträger

(veröffentlicht am 18. Februar 2019)

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Foto: ap

Unter den vielen Oscar-Nominierten sind auch in diesem Jahr wieder einige Deutsche, die damit Chancen auf eine der begehrten Trophäen haben. Diese Produktionen gehen für Deutschland ins Rennen.

„Werk ohne Autor“: Das Künstlerdrama des deutschen Regisseurs Florian Henckel von Donnersmarck (45) gehört zu den fünf Finalisten in der Sparte bester nicht-englischsprachiger Film. In den Hauptrollen sind Tom Schilling als Künstler, Paula Beer als dessen Ehefrau und Sebastian Koch als Schwiegervater zu sehen. Zu den Konkurrenten in dieser Oscar-Kategorie zählen unter anderem die Filme „Roma“ (Mexiko) und „Cold War“ (Polen).

„Werk ohne Autor“ hat darüber hinaus noch eine weitere Preis-Hoffnung: Auch der US-Kameramann Caleb Deschanel (74) ist für seine Arbeit nominiert. Für Donnersmarck ist es die zweite Oscar-Chance. Mit dem Stasi-Drama „Das Leben der Anderen“ holte er 2007 bereits den Auslands-Oscar.

„Of Fathers And Sons - Die Kinder des Kalifats“: Die deutsche Ko-Produktion ist in der Sparte für die beste Dokumentation nominiert. Regie führte der aus Syrien stammende und in Berlin lebende Regisseur Talal Derki (41). In der deutsch-syrisch-libanesischen Doku über die Kriegstraumata von Jugendlichen folgt Derki der Familie eines islamistischen Kämpfers während des syrischen Bürgerkriegs.

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„Roma“-Schauspieler erhält Visum für Reise zu den Oscars

(veröffentlicht am 15. Februar 2019)

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Das sind die Oscar-Moderatoren der vergangenen Jahre

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Foto: AP/Chris Pizzello

Nach mehrfacher Visa-Verweigerung darf ein Schauspieler aus dem Film „Roma“ nun doch aus Mexiko zur Oscar-Verleihung in die USA reisen, wie US-Medien berichteten.

Jorge Antonio Guerrero (26) habe unter anderem mit Hilfe des Streaming-Dienstes Netflix, der den Film von Regisseur Alfonso Cuarón produzierte, ein Einreisevisum bei der US-Botschaft in Mexiko bekommen, berichteten die „Los Angeles Times“ und das Filmblatt „Variety“.

Guerrero dankte allen Beteiligten auf Instagram. Seit Anfang 2018 seien drei seiner Anträge abgelehnt worden, hatte der Schauspieler zuvor in Interviews erklärt.

Mit zehn Oscar-Nominierungen, darunter in den Sparten für den besten Film und die beste Regie, ist „Roma“ bei der Preis-Verleihung am 24. Februar ein Favorit. Auch die mexikanischen Darstellerinnen Yalitza Aparicio und Marina de Tavira sind nominiert. In dem in Schwarz-Weiß gedrehten Film erzählt Cuarón die sehr persönliche Geschichte einer Familie und ihrer Haushälterinnen im Mexiko der 70er Jahre. Guerrero spielt den Freund des Dienstmädchens Cleo, der einer militanten Gruppe beitritt.

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Diesjährige Oscar-Verleihung findet ohne Moderator statt

Oscars 2024: Diese Schauspieler haben keinen Oscar
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Diese Hollywood-Stars haben (noch) keinen Oscar

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Foto: dpa/Jordan Strauss

(veröffentlicht am 7. Februar 2019)

Bei der kommenden Oscar-Verleihung wird es erstmals seit drei Jahrzehnten keinen Moderator geben, der durch den Abend führt. Stattdessen soll ein ganz neues Format ausprobiert werden."Wir können bestätigen, dass es keinen Gastgeber geben wird", sagte ein Sprecher der Oscar-Akademie am Dienstag.

Der ursprünglich als Moderator vorgesehene US-Comedian und Schauspieler Kevin Hart hatte sich im Dezember im Streit um frühere homophobe Twitter-Beiträge zurückgezogen. Die Organisatoren der Zeremonie suchten daraufhin zunächst einen Ersatz - und entschlossen sich dann für eine Gala ohne Moderatoren.

Insidern zufolge soll bei der 91. Verleihung der begehrten Filmpreise am 24. Februar vielmehr ein neues Format ausprobiert werden. Demnach sollen Hollywood-Stars in einzelne Abschnitte der Show einführen. Zuletzt hatte es 1989 eine Oscar-Gala ohne Moderatoren gegeben.

In den vergangenen beiden Jahren moderierte der Talkmaster Jimmy Kimmel die Verleihung des wichtigsten Filmpreises der Welt. Der Druck auf die Academy of Motion Picture Arts and Sciences ist aufgrund sinkender Zuschauerzahlen groß. Zuletzt hatten nur noch 26,5 Millionen Menschen die glamouröse Gala im Fernsehen verfolgt, ein historisches Tief. Zum Vergleich: 2014 hatten noch 43 Millionen Menschen zugeschaut.

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Die Eindrücke vom Oscar-Lunch der Nominierten

(veröffentlicht am 6. Februar 2019)

Oscars 2019: Lady Gaga, Amy Adams und Co. beim Lunch der Nominierten
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Diese Stars waren beim Lunch der Nominierten dabei

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Foto: REUTERS/DAVID MCNEW

Dieses Mittagessen in Hollywood ist nur für geladene Gäste: Beim traditionellen Oscar-Lunch treffen sich die Nominierten für die begehrte Trophäe. Mit dabei: Lady Gaga, Bradley Cooper und Willem Dafoe.

Lady Gaga sticht im weißen Kleid mit platinblonden Haaren aus der Menge hervor. Glenn Close strahlt an der Seite von Alfonso Cuarón. Und der deutsche Regisseur Florian Henckel von Donnersmarck ragt in der letzten Reihe weit über den Kopf von Melissa McCarthy hinaus: Mehr als 170 Oscar-Anwärter haben sich am Montag für das traditionelle Gruppenbild der Nominierten um eine goldglänzende Oscar-Statue aufgestellt.

Drei Wochen vor der Trophäen-Gala lud die Film-Akademie wieder zum „Lunch“ der Nominierten in Beverly Hills ein. Bei dem Treffen mischten neben hochkarätigen Stars wie Lady Gaga, Amy Adams, Bradley Cooper, Rami Malek und Viggo Mortensen auch weniger bekannte Filmschaffende, darunter Make-Up-Künstler, Bühnenbildner und Cutter, mit.

Am 24. Februar wird es im Dolby-Theatre in Hollywood ernst, doch bei dem Probelauf im Ballsaal des Beverly Hilton Hotel ging es locker zu. Die Oscar-Anwärter hatten sichtlich Spaß dabei, beim Lunch mit Lachs miteinander für Fotos zu posieren und sich auszutauschen. Ganz bewusst würde man die Nominierten aus verschiedenen Filmen und Sparten an den Tischen bunt mischen, „damit sie sich besser kennenlernen“, teilte die Akademie auf Twitter mit.

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Foto: dpa/-

Neben Cocktails und Nachtisch gab es auch Benimm-Regeln für den großen Abend. Die Show-Produzenten wollen die Gala diesmal auf drei Stunden begrenzen. Sie schärften den zukünftigen Gewinnern ein, ihr „Thank You“ kurz zu halten. Wenn ihr Name aufgerufen wird, hätten sie 90 Sekunden Zeit, auf die Bühne zu eilen und ihre Dankesrede zu halten. Dann wird die Musik hochgefahren, bis der Redner verstummt.

Produzentin Donna Gigliotti mahnte, dass man es „kurz, aber vom Herzen“ machen soll. Ihr Vorzeigebeispiel: die einminütige Rede von Steven Soderbergh, der 2001 für „Traffic - Macht des Kartells“ den Regie-Oscar gewann. Statt zig Leuten zu danken, brachte er den Saal zum Lachen und hielt ein leidenschaftliches Plädoyer auf Kreativität und Kunst.

Als Florian Henckel von Donnersmarck 2007 mit „Das Leben der Anderen“ den Auslands-Oscar holte, lief die Zeit aus, als er gerade seiner Frau danken wollte. Gegen die einsetzende Musik dröhnte der deutsche Regisseur damals an, er müsse noch eines sagen: „Christiane, I love you“. Am Montag war Donnersmarck mit dem Künstlerporträt „Werk ohne Autor“ zum zweiten Mal als Oscar-Anwärter eingeladen.

Der aus Syrien stammende und in Berlin lebende Regisseur Talal Derki reiste ebenfalls an. Er ist mit seinem Berliner Produktionsteam für die Kriegs-Dokumentation „Of Fathers And Sons - Die Kinder des Kalifats“ nominiert.

Das Schwarz-Weiß-Drama „Roma“ des mexikanischen Oscar-Preisträgers Alfonso Cuarón und die Historien-Groteske „The Favourite – Intrigen und Irrsinn“ des Griechen Yorgos Lanthimos sind mit je zehn Nominierungen die diesjährigen Oscar-Favoriten.

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Netflix-Film „Roma“ gleich zehnmal nominiert

(veröffentlicht am 23. Januar 2019)

Der Netflix-Film „Roma“ ist zehn Mal für den wichtigsten Filmpreis der Welt nominiert. Einen klassischen Kinostart hatte der Film nicht. Die deutsche Produktion „Werk ohne Autor“ hat Chancen auf den Auslands-Oscar.

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Diese Deutschen konnten bei den Oscars gewinnen

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Foto: dpa/Chris Pizzello

Zum ersten Mal in der Geschichte kann ein Film den Oscar gewinnen, der keinen klassischen Kinostart hatte. Die Netflix-Produktion „Roma“ des mexikanischen Regisseurs Alfonso Cuarón wurde mit zehn Nominierungen geehrt, darunter die für den besten Film und die beste Regie, außerdem können sich die Schauspielerinnen Yalitza Aparicio und Marina de Tavira Hoffnungen auf den Oscar für die beste Haupt- beziehungsweise Nebendarstellerin machen. „Roma“ lief nur wenige Tage im Kino, bevor der Bezahlsender Netflix ihn seinen Abonnenten im Internet zeigte. Im Vorfeld war darüber gestritten worden, ob man „Roma“ nicht besser mit dem TV-Preis Emmy auszeichnen soll. Nun könnte es sein, dass sich mit diesem Film eine Zeitenwende in Hollywood andeutet. Das in Mexiko produzierte Werk geht auch bei den besten fremdsprachigen Filmen ins Rennen. In beiden Kategorien nominiert war zuletzt Michael Hanekes „Liebe“ im Jahr 2013.

Ebenfalls zehn Mal nominiert wurde der Historienfilm „The Favourite“, der im frühen 18. Jahrhundert spielt und die englische Königin Anne porträtiert. Regisseur Giorgos Lanthimos hat ebenso Chancen auf einen Oscar wie Hauptdarstellerin Olivia Colman. Ansonsten ist das Rennen im Gegensatz zum vergangenen Jahr, als der Favorit „Shape Of Water“ gewann, beim besten Film offen. Die Blockbuster „A Star Is Born“, „Bohemian Rhapsody“ und „Black Panther“ (der erste Superhelden-Film, der eine Oscar-Nominierung als bester Film bekommen hat!) sind ebenso nominiert wie die kleineren Produktionen „Vice“, „Blackkklansman“ und „Green Book“.

Glenn Close ist als „Frau des Nobelpreisträgers“ zum siebten Mal für den Oscar nominiert, sie gewann bisher nie. Sie konkurriert mit Melissa McCarthy (“Can You Ever Forgive Her?“) und Lady Gaga, von der auch ein Song zum Film „A Star Is Born“ nominiert wurde. Bei den Männern ist ihr Leinwandpartner Bradley Cooper im Rennen. Er tritt gegen Christian Bale (“Vice“), Viggo Mortensen (“Green Book“) und Rami Malek (“Bohemian Rhapsody“) an.

Bemerkenswert ist, dass „Blackkklansman“-Regisseur Spike Lee die erste Oscar-Nominierung in seiner 40 Jahre währenden Karriere erhielt. Lee bleibt indes der einzige schwarze Regisseur unter den Nominierten. Und: Von 20 nominierten Darstellern und Darstellerinnen sind nur zwei schwarz. Die nominierten Regieleistungen stammen zudem ausschließlich von Männern. Die in Hollywood zuletzt viel beschworene Diversität spiegelt sich also bislang nur in den Themen der nominierten Filme wider. Auch der Blick auf die Zusammensetzung der Jury zeigt, dass noch viel Gelegenheit zur Veränderung bleibt: 69 Prozent Männer, 84 Prozent Weiße.

Aus deutscher Sicht erwähnenswert ist, dass „Werk ohne Autor“ von Florian Henckel von Donnersmarck Chancen auf den Oscar als bester ausländischer Film hat. Das Drehbuch orientiert sich lose an der Lebensgeschichte des Malers Gerhard Richter. Allerdings hat der dem Regisseur soeben in einem viel beachteten Interview mit dem Magazin „New Yorker“ schwere Versäumnisse vorgeworfen: Donnersmarck habe seine Biografie missbraucht. Der Artikel erschien nach Ende der Nominierungsfrist. Bei der Oscar-Vergabe am 24. Februar wird sich zeigen, ob diese Kritik Auswirkungen auf das Abstimmverhalten der Jury hat. (Philipp Holstein)

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Oscar-Hoffnung für Florian Henckel von Donnersmarck
(veröffentlicht am 22. Januar 2019)

Das Künstlerdrama von Florian Henckel von Donnersmarck ist einer von fünf Anwärtern in der Sparte "nicht-englischsprachiger Film", wie die Oscar-Akademie am Dienstag bekanntgab.

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Foto: AP/Jordan Strauss

Die Filme "Roma" von Alfonso Cuarón und "The Favourite" von Giorgos Lanthimos führen allerdings die Liste der Oscar-Nominierungen an. Beide bekamen jeweils zehn Nominierungen, wie die Oscar-Akademie am Dienstag in Los Angeles bekannt gab. Die Nominierungen für den Besten Film sind: "Black Panther"; "BlacKkKlansman"; "Bohemian Rhapsody"; "The Favourite"; "Green Book"; "Roma"; "A Star Is Born"; "Vice".

Mit der Eigenproduktion "Roma" hat Netflix seine erste Nominierung für den Besten Film eingefahren. Mit "Black Panther" ist zum ersten Mal ein Superheldenfilm in dieser Kategorie nominiert. Der letzte für den Auslands-Oscar nominierte deutsche Film war 2017 "Toni Erdmann" von Maren Ade. Im vorigen Jahr hatte es "Aus dem Nichts" von Fatih Akin nicht in die Endrunde geschafft.

Dies ist die zweitere Oscar-Chance für Donnersmarck. Mit dem Stasi-Drama "Das Leben der Anderen" holte er 2007 bereits den Auslands-Oscar nach Deutschland.

In "Werk ohne Autor" mit den Schauspielern Tom Schilling, Paula Beer und Sebastian Koch geht es um den Findungs- und Schaffensprozess eines Künstlers. Inspiriert ist der Film von dem Leben des deutschen Malers Gerhard Richter. Der 86-jährige Künstler ist inzwischen zu Donnersmarck auf Distanz gegangen und hat den Film als Verzerrung seiner Biografie kritisiert.

"Werk ohne Autor" war bei der Golden-Globe-Verleihung Anfang Januar leer ausgegangen. Gewinner war das Filmdrama "Roma" des mexikanischen Regisseurs Alfonso Cuarón, das ebenfalls bei der Oscar-Vergabe am 24. Februar im Rennen ist.

Wer wird Moderator bei der Oscar-Verleihung 2019?

Sandra Bullock wird es wohl nicht tun. Es sei ein "undankbarer Job" als Gastgeber der Oscars auf der Bühne zu stehen, erklärte die Oscar-Preisträgerin im vergangenen Monat in der "Today Show". Da kochte gerade die Kontroverse um Kevin Hart hoch, den die Filmakademie Anfang Dezember zum "Host" der Gala-Show ernannt hatte.
Der Comedian machte schnell einen Rückzieher, nachdem frühere schwulenfeindliche Tweets und Witze von Hart im Netz kursierten.

Nach einem längeren Hin und Her mit vielen Entschuldigungen und hitzigen Diskussionen kam schließlich sein klares "Nein". Es bliebe jetzt nicht mehr genug Zeit, um sich auf diesen Auftritt vorzubereiten, sagte der Komiker. Wer oder was nun? Das ist jetzt Hollywoods drängende Millionen-Frage. Am 24. Februar geht das Trophäenspektakel über die Bühne. An diesem Dienstag werden die Oscar-Nominierungen verkündet.

Die "Academy" hüllt sich in Schweigen, auch eine Anfrage der Deutschen Presse-Agentur blieb ohne Antwort. Die Zeit wird knapp...

Das Filmblatt "Variety" tippt auf eine Gala ohne festen Gastgeber, es sei denn in letzter Minute springt noch ein Star ein. "Insidern" zufolge bemühten sich die Show-Produzenten derzeit um das "Avengers"-Team um Robert Downey Jr. und seine Superheldenkollegen, die sich auf der Bühne als Präsentatoren abwechseln könnten.

Wann findet die Oscar-Verleihung statt, wo wird sie übertragen?

Die Oscars werden am 24. Februar im Dolby Theatre in Los Angeles verliehen. Die Vergabe der begehrten Trophäen werde - wie bereits in den vergangenen Jahren - in der Nacht zum 25. Februar live übertragen, teilte der Sender ProSieben mit. Die Moderatoren Steven Gätjen, Annemarie Carpendale und Viviane Geppert berichten außerdem vor der Gala live vom roten Teppich.

Das sind die Oscar-Nominierungen 2019 im Überblick

  • Bester Hauptdarsteller: Christian Bale (Vice), Bradley Cooper (A Star Is Born), Rami Malek (Bohemian Rhapsody), Willem Dafoe (At Eternity's Gate), Viggo Mortensen (Green Book)
  • Beste Hauptdarstellerin: Yalitza Aparicio (Roma), Glenn Close (The Wife), Olivia Colman (The Favourite), Lady Gaga (A Star Is Born), Melissa McCarthy (Can You Ever Forgive Me?)
  • Bester Film: Black Panther, BlacKkKlansman, Green Book, Roma, Bohemian Rhapsody, The Favourite, A Star Is Born, Vice
  • Bester Regisseur: Spike Lee (BlacKkKlansman), Pawel Pawlikowski (Cold War), Yorgos Lanthimos (The Favourite), Alfonso Cuarón (Roma), Adam McKay (Vice)
  • Bester Nebendarsteller: Mahershala Ali (Green Book), Adam Driver (BlacKkKlansman), Sam Elliot (A Star Is Born), Richard E. Grant (Can You Ever Forgive Me?), Sam Rockwell (Vice)
  • Beste Nebendarstellerin: Amy Adams (Vice), Marina de Tavira (Roma), Regina King (If Beale Street Could Talk), Emma Stone (The Favourite), Rachel Weisz (The Favourite)
  • Bester nicht-englischsprachiger Film: Capernaum (Libanon), Cold War (Polen), Werk ohne Autor (Deutschland), Roma (Mexiko), Shoplifters (Japan)
  • Bestes Originaldrehbuch: Deborah Davis und Tony McNamara (The Favourite), Alfonso Cuarón (Roma), Paul Schrader (First Reformed), Nick Vallelonga, Brian Currie, Peter Farrelly (Green Book), Adam McKay (Vice)
  • Bestes adaptiertes Drehbuch: Joel Coen und Ethan Coen (The Ballad Of Buster Scruggs), Nicole Holofcener und Jeff Whitty (Can You Ever Forgive Me?), Barry Jenkins (If Beale Street Could Talk), Charlie Wachtel, David Rabinowitz, Kevin Willmott, Spike Lee (BlacKkKlansman), Eric Roth, Bradley Cooper, Will Fetters (A Star Is Born)
  • Beste Filmmusik: Ludwig Goransson (Black Panther), Terence Blanchard (BlacKkKlansman), Nicholas Britell (If Beale Street Could Talk), Alexandre Desplat (Isle of Dogs), Marc Shaiman (Marry Poppins Returns)
  • Bester Filmsong: "All The Stars" (Black Panther), "I'll Fight" (RBG), "The Place Where Lost Things Go" (Mary Poppins Returns), "Shallow" (A Star Is Born), "When A Cowboy Trades His Spurs For Wings" (The Ballad Of Buster Scruggs)
  • Beste Kamera: Lukasz Zal (Cold War), Robbie Ryan (The Favourite), Caleb Deschanel (Werk ohne Autor), Alfonso Cuarón (Roma), Matthew Libatique (A Star Is Born)
  • Bester animierter Kurzfilm: Animal Behaviour, Bao, Late Afternoon, One Small Step, Weekends
  • Bester Dokumentarfilm: Free Solo, Hale County This Morning, This Evening, Minding The Gap, Of Fathers And Sons, RBG
  • Bestes Kostümdesign: The Ballad Of Buster Scruggs, Black Panther, The Favourite, Mary Poppins Returns, Mary Queen of Scots
  • Bestes Make-up und Frisur: Border, Mary Queen of Scots, Vice
  • Bester Tonschnitt: Black Panther, Bohemian Rhapsody, First Man, A Quiet Place, Roma
  • Bester Ton: Black Panther, Bohemian Rhapsody, First Man, A Star Is Born, Roma
  • Beste visuelle Effekte: Avengers: Infinity War, Christopher Robin, First Man, Ready Player One, Solo: A Star Wars Story
(mro/dpa)
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