Hollywood und #metoo "Der Oscar hat keinen Penis"

Hollywood · Die Oscar-Verleihung in der Nacht zu Montag in Los Angeles stand wie erwartet im Schatten der zahlreichen Missbrauchsskandale in Hollywood. Moderator Jimmy Kimmel ging das Thema direkt an – und versuchte es mit Humor.

Jimmy Kimmel und der Oscar.

Jimmy Kimmel und der Oscar.

Foto: ap, AK PM DC

Die Oscar-Verleihung in der Nacht zu Montag in Los Angeles stand wie erwartet im Schatten der zahlreichen Missbrauchsskandale in Hollywood. Moderator Jimmy Kimmel ging das Thema direkt an — und versuchte es mit Humor.

"Was hier passiert, ist Geschichte", sagte Kimmel und spielte damit auf die Vorwürfe gegen Produzent Harvey Weinstein und andere Männer in Hollywood an. "Oscar ist derzeit der beliebteste und am meisten respektierte Mann. (...) Er hält seine Hände dort, wo man sie sehen kann", sagte Kimmel weiter. Und er habe "überhaupt keinen Penis". Das sei ein Mann, von dem wir mehr in dieser Stadt bräuchten.

Kimmel sprach auch den Missstand an, dass Frauen in Hollywood weniger als Männer verdienten - er erwähnte das Beispiel von Mark Wahlberg, der bei einem Dreh eine tausendmal höhere Gage bekam als seine Kollegin Michelle Williams. Auch seien in Hollywood viel weniger Frauen Regisseure als Männer. Dies sei inakzeptabel. "Die Welt schaut uns zu."

Die Oscarverleihung beschrieb er als "Nacht für Positives". "Ich erinnere mich an eine Zeit, als große Filmstudios nicht daran glaubten, eine Frau oder eine ethnische Minderheit könnte einen Superhelden-Film gestalten. Daran erinnere ich mich, weil das erst im März des vergangenen Jahres war." Seither sind Superhelden-Filme wie "Wonder Woman" und "Black Panther" zu Kassenschlagern avanciert.

Kämpferische Stellungnahmen

Prominente Schauspielerinnen hatten zuvor auf dem Roten Teppich vor dem Dolby-Theater in Hollywood kämpferische Stellungnahmen gegen die sexuelle Belästigung von Frauen abgegeben.

Die Menschen sollten wissen, dass die neue Bewegung "Time's Up" (Die Zeit ist um) gegen die Drangsalierung und Diskriminierung von Frauen "nicht aufhören wird", sagte Hollywoodstar Mira Sorvino am Sonntagabend. Die Bewegung wolle die Dinge für die Frauen "überall am Arbeitsplatz ändern".

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Foto: AFP/Frazer Harrison

Sorvino erschien in Begleitung ihrer Kollegin Ashley Judd auf dem Roten Teppich vor dem Dolby Theatre in Hollywood. Beide Schauspielerinnen gehören zu den Frauen, die den gestürzten Hollywoodmogul Harvey Weinstein beschuldigen, sie sexuell belästigt zu haben.

"Time's Up"-Bewegung will Frauen helfen

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Foto: AP/Evan Agostini

Dem Skandal um Weinstein waren in den vergangenen Monaten zahlreiche Enthüllungen über angebliche sexuelle Übergriffe auch durch andere prominente männliche Vertreter der Filmbranche gefolgt.

Sorvino und Judd zählen auch zu den hunderten Frauen aus der US-Filmbranche, welche die "Time's Up"-Bewegung lanciert haben. Judd sagte, die Bewegung helfe Frauen nicht nur in Hollywood, sondern allen gesellschaftlichen Bereichen. Sie könnten sich an die Organisation um Hilfe wenden, wenn sie zum Opfer sexuellen Fehlverhaltens im Job geworden seien.

Besonders emotional machten die Show letztlich Momente zwischen den Auszeichnungen. Ashley Judd, Anabella Sciorra und Salma Hayek - alle haben Hollywood-Mogul Weinstein in den vergangenen Monat sexuelles Fehlverhalten vorgeworfen - kamen gemeinsam auf die Bühne, um die #MeToo-Bewegung zu würdigen. Die nächsten 90 Jahre sollten die unbegrenzten Möglichkeiten von Gleichberechtigung, Vielfalt und Inklusion gestärkt werden, sagte Judd.

Die Schauspielerinnen wurden mit tosendem Applaus bedacht.

(csr)
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