Viele halten "Die Bucht" für ungerecht Oscar macht Dorf der Delfinjäger berühmt

Taiji/Japan (RPO). So viel Aufmerksamkeit für die umstrittene Delfinjagd hätte das japanische Fischerdorf Taiji nie befürchtet. Doch nachdem in der Nacht auf Montag der Dokumentarfilm "Die Bucht" den Oscar gewann, blickt die Welt auf einmal auf das blutige Treiben.

Heimlicher Dreh des Delfinsterbens
13 Bilder

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Die Filmemacher zeichneten mit versteckten Kameras auf, wie die Tiere in einer abgeriegelten Bucht massenhaft abgeschlachtet werden. Außerdem heißt es in dem Film, Delfinfleisch sei mit Quecksilber belastet. Die Einwohner verteidigten die Delfinjagd als Teil ihrer Tradition.

Die Einwohner Taijis zeigten sich am Montag empört über den Film, der ihrer Ansicht nach die Wahrheit verdreht. Allerdings sagten nur wenige, dass sie die Dokumentation vollständig gesehen hätten. Das Büro des Bürgermeisters erklärte in einer Mitteilung, die Delfinjagd in Taiji sei gesetzlich erlaubt. Außerdem enthalte der Film Aussagen, die nicht wissenschaftlich gedeckt seien. "Es ist wichtig, regionale Essenstraditionen zu verstehen und zu respektieren", hieß es in der Erklärung.

Regisseur Louie Psihoyos sagte nach der Preisverleihung, sein Film sei nicht dazu gedacht, die Japaner niederzumachen. In Wahrheit handele es sich um eine Liebeserklärung an das Land. "Wir hoffen, dass die Leute den Film anschauen und danach entscheiden, ob Tiere zum Essen oder zur Unterhaltung benutzt werden sollten", sagte er der Nachrichtenagentur AP.

Delfinjagd in Bucht besonders gut sichtbar

Die japanische Regierung erlaubt, jährlich 19.000 Delfine zu jagen. Nur 2.000 davon werden in Taiji geschlachtet, das sich selbst als "Walstadt" bezeichnet. Doch Umweltschützer konzentrieren ihre Kritik auf diesen Ort, weil die Jäger die Tiere dort nach der Tradition des "Oikomi" in eine Bucht treiben und töten. Das macht die Jagd besser sichtbar.

Die japanischen Behörden räumen zwar ein, dass das Fleisch der Tiere Quecksilber enthält. Gefährlich sei dies aber nur, wenn man große Mengen davon esse. Die meisten Japaner wissen aber nichts über die alljährliche Delfinjagd, das Fleisch wird in dem Land kaum verzehrt. In der japanischen Version des Films sollen die Gesichter Dutzender Einwohner Taijis unkenntlich gemacht werden, um Klagen gegen die Verletzung von Persönlichkeitsrechten zu vermeiden.

Der Held in "Die Bucht" ist Ric O'Barry, der in den 1960er Jahren als Delfintrainer für die Fernsehserie "Flipper" arbeitete. Seit Jahrzehnten setzt er sich für die Entlassung der Tiere in die Freiheit ein.

Dreharbeiten in Nacht- und Nebelaktion

Regisseur Psihoyos bekam keine Erlaubnis, die Bucht zu betreten, in der die Delfine getötet werden. Fischer riegelten sie mit Stacheldraht und Zäunen ab. Deshalb verschaffte sich der Filmemacher nachts Zugang zu dem Gelände. Dort installierte er Kameras, um das Schlachten filmen zu können.

"In manchen Ländern isst man Kühe, in anderen Wale oder Delfine", sagte Yutaka Aoki, der Verantwortliche für Fischerei im japanischen Außenministerium. "Ein Film über die Schlachtung von Kühen oder Schweinen wäre bei Beschäftigen in diesen Industrien auch nicht willkommen."

(apd)
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