Schauspielerpreise Europäer triumphieren bei Oscars

Hollywood (RPO). Europäische Schauspieler triumphieren in Hollywood: Bei der 80. Oscar-Verleihung sind am Sonntagabend alle Schauspiel-Trophäen an Darsteller aus Europa gegangen. Die Preise für die besten Schauspieler gingen an die Französin Marion Cotillard und den Iren Daniel Day-Lewis.

Marion Cotillard: Tränen einer Siegerin
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Als beste Nebendarsteller wurden die Britin Tilda Swinton ("Michael Clayton") und der Spanier Javier Bardem geehrt ("No Country for Old Men").

Erfolgreichster Film war der blutige Neo-Western "No Country For Old Men" der Brüder Ethan and Joel Coen. Er gewann vier Oscars, unter anderem in den Kategorien "bester Film" und "beste Regie". Die Auszeichnung für den besten fremdsprachigen Film ging zum ersten Mal nach Österreich: Ausgezeichnet wurde Stefan Ruzowitzkys KZ-Drama "Die Fälscher".

Triumph und Enttäuschung lagen im glanzvollen Ambiente des Kodak Theatre in Hollywood dicht beieinander. Die 32-jährige Cotillard wurde überraschend für ihre bewegende Darstellung der Chanson-Legende Edith Piaf in dem Film "La Vie En Rose" ausgezeichnet. Die 66-jährige Favoritin für den Preis als beste Schauspielerin, Julie Christie ("Away From her"), ging leer aus. Cotillard zeigte sich in ihrer Ansprache überwältigt: "Danke an die Liebe, danke an das Leben!" Seit der Auszeichnung für Sophia Loren 1962 hatte keine fremdsprachige Schauspielerin mehr den Preis als beste Darstellerin gewonnen.

Mehr Routine bei der Entgegennahme der begehrten Auszeichnung bewies Day-Lewis: Er war bereits 1990 als bester Schauspieler geehrt worden. Diesmal erhielt er den Preis für seine eindringliche Rolle als despotischer Öl-Baron in dem Film "There Will Be Blood". Für den Streifen des Regisseurs Paul Thomas Anderson verlief der Abend ansonsten enttäuschend. Mit acht Nominierten war er einer der beiden Favoriten, neben dem Preis für Day-Lewis erhielt er aber nur noch die Auszeichnung in der Kategorie Kinematografie.

Der ebenfalls mit acht Nominierungen gestartete Film "No Country For Old Men" hingegen erfüllte die Erwartungen. Er gewann in der Königsklasse als bester Film sowie in den Kategorien für Regie, adaptiertes Drehbuch und Nebendarsteller. Der düstere Film, in dem reichlich Kunstblut zum Einsatz kommt, erzählt die Geschichte eines Drogendeals an der Grenze zwischen den USA und Mexiko.

Die erfolgreiche Bilanz für die Europäer wurde abgerundet durch die Auszeichnung des Films "Die Fälscher". In dem Streifen geht es um eine Gruppe von KZ-Häftlingen, die während der nationalsozialistischen Diktatur im Gefangenenlager Sachsenhausen für die Nazis ausländische Währungen fälschen sollen. Zu den Darstellern zählen die Deutschen August Diehl und Devid Striesow. Regisseur Stefan Ruzowitzky erinnerte in seiner Dankesansprache an österreichische Regisseure wie Billy Wilder, die vor den Nationalsozialisten fliehen mussten: "Es macht also Sinn, dass der erste österreichische Film, der einen Oscar gewinnt, von den Verbrechen der Nazis handelt."

Neben Österreich konnte sich auch Spanien über eine Premiere freuen: Für seine Rolle als kaltblütiger Killer in "No Country For Old Men" gewann Javier Bardem als erster Spanier einen Oscar in einer Schauspielkategorie - der als bester Nebendarsteller. Der Preis für die beste weibliche Nebenrolle ging an die britische Charakterdarstellerin Tilda Swinton für ihre Rolle in dem Justiz-Thriller "Michael Clayton". Swinton nutzte ihre Dankesansprache für Glückwünsche an einen Jubilar: Der Oscar wurde zum 80. Mal vergeben. "Happy birthday, Mann", rief sie der kleinen goldenen Statue entgegen.

Zwischen Glanz und Glamour schimmerten bei der Oscar-Gala auch politische Untertöne durch - der gegenwärtige Wahlkampf ließ sich nicht ignorieren. Der Regisseur Alex Gibney, der den Preis für den besten Dokumentarfilm erhielt, rief unter dem Beifall des Publikums zu einem Kurswechsel auf: "Lasst uns hoffen, dass wir dieses Land ändern können, dass wir uns von der dunklen Seite abwenden und dem Licht zuwenden." Gibney wurde für seinen Film "Taxi to the Dark Side" über US-Verhörmethoden in Afghanistan ausgezeichnet.

(afp)
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