Oscar-Anwärter: "Der Butler" mit Forest Whitaker und Oprah Winfrey

In Steven Spielbergs Welterfolg "Die Farbe Lila" debütierte die amerikanische Talk-Queen Oprah Winfrey 1985 als Schauspielerin im Kino und bekam dafür gleich eine Oscar-Nominierung als beste Nebendarstellerin. In den vergangenen Jahren machte sich die TV-Ikone auf der großen Leinwand rar – und kehrt nun in einer Hauptrolle in Lee Daniels "Der Butler" zurück. Wie einst Spielberg reflektiert der Regisseur darin auf publikumswirksame Art den Kampf von Menschen mit schwarzer Hautfarbe gegen Missachtung und Misshandlung in den USA des 20. Jahrhunderts und gilt bereits als ein großer Favorit für die nächste Oscar-Verleihung.

Angeregt wurde das Filmdrama von der Lebensgeschichte Eugene Allens (1919–2010). Er bediente von 1952 bis 1986 acht US-Präsidenten im Weißen Haus. Die bilderbuchartig aufgefächerte Story von "Der Butler" lehnt sich allerdings nur vage an die Tatsachen an. Deshalb heißt die Titelfigur im Film nicht Eugene Allen, sondern Cecil Gaines. Cecil muss als Kind eines Baumwollpflückers mit ansehen, wie seine Mutter missbraucht und sein Vater ermordet werden. Als Waise wird er in der Villa der Peiniger seiner Eltern zum "Hausnigger" ausgebildet. Das ermöglicht ihm später die Arbeit in einem Hotel. Von dort gelangt er schließlich als Butler ins Weiße Haus.

Zu den Lebensmaximen von Cecil, dem Oscar-Preisträger Forest Whitaker eine leise Würde schenkt, gehört es, sich nie Gedanken über Politik zu machen. Deshalb kann er nicht verstehen, dass sein ältester Sohn Louis als Student im Kampf für die Gleichberechtigung der Afroamerikaner sein Leben riskiert. Das kostet Cecil nicht nur die Liebe von Louis. Auch seine Frau Gloria (Oprah Winfrey) zieht sich zurück und flüchtet sich in den Alkohol. Cecil begreift die Zusammenhänge erst sehr spät, beinahe zu spät für das Heil seiner Familie.

Emotionaler Höhepunkt des Films ist jene Episode, in der der greise, längst aus dem Dienst ausgeschiedene Butler die Wahl von Barack Obama zum Präsidenten miterlebt. Er, der wegen seiner Hautfarbe einst als minderwertig und zweitklassig abgestempelt wurde, der Angst haben musste, erschossen zu werden, wenn er eine weiße Frau ansah, kann einem schwarzen ersten Mann im Staat zujubeln. In den USA avancierte der Film sofort zum Kassenhit. Viele Kritiker jubelten. So war es einst auch bei "Die Farbe Lila". Der Film bekam 1986 elf Oscar-Nominierungen – gewann aber nicht eine der Trophäen. llll

(RP)
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