Brief bittet um Verzeihung nach fast 50 Jahren Oscar-Academy entschuldigt sich bei Ureinwohnerin Littlefeather

New York · 1973 überließ Marlon Brando die Oscar-Bühne Sacheen Littlefeather. Sie lehnte seinen Preis für ihn ab - und äußerte beißende Kritik am Umgang Hollywoods mit den Ureinwohnern. Dafür erntete sie Spott und Häme. Nun leistet die Oscar-Academy Abbitte. Dass es so lange dauerte, nimmt Littlefeather mit Humor.

 Sacheen Littlefeather (M) während einer Veranstaltung im November 2010 in Los Angeles

Sacheen Littlefeather (M) während einer Veranstaltung im November 2010 in Los Angeles

Foto: AFP/VALERIE MACON

Vor fast 50 Jahren prangerte Sacheen Littlefeather auf der Oscar-Bühne im Namen von Marlon Brando die Darstellung von amerikanischen Ureinwohnern in Hollywood-Filmen an - und wurde dafür teils ausgebuht und verspottet. Nun hat sich die Oscar-Academy bei der heute 75-jährigen Aktivistin und Schauspielerin entschuldigt. Man werde Littlefeather zudem im September zu einer Podiumsdiskussion einladen, bei der es unter anderem um „Austausch und Heilung“ gehen solle.

Als Brando im März 1973 für seine Rolle im Mafia-Epos „Der Pate“ der Oscar als bester Hauptdarsteller zuerkannt wurde, kam Littlefeather in traditioneller Apache-Kleidung und Mokkasins auf die Bühne und sorgte mit einer 60 Sekunden langen Rede für Furore: Brando könne die Auszeichnung „wegen der heutigen Behandlung der amerikanischen Indianer durch die Filmindustrie“ nicht annehmen, erklärte sie.

Aus dem Publikum schallten Littlefeather etliche Buhrufe entgegen. Westernfilm-Star John Wayne hielt sich im Backstage-Bereich auf und soll über den Auftritt der Aktivistin in Rage geraten sein. Während der Oscar-Verleihung in jenem Jahr hielten Mitglieder der sogenannten Amerikanischen Indianischen Bewegung (AIM) das Dorf Wounded Knee im Pine-Ridge-Reservat im Staat South Dakota besetzt. Der spektakuläre Auftritt von Littlefeather bescherte der Aktion von AIM zusätzliche internationale Aufmerksamkeit.

In den Jahren nach ihrem historischen Oscar-Moment sei sie jedoch verhöhnt, diskriminiert und verbal attackiert worden, berichtete Littlefeather. Nun aber machte die Oscar-Academy einen Brief vom 18. Juni an die Aktivistin und Schauspielerin publik, in dem David Rubin - zu diesem Zeitpunkt noch Präsident der Academy - Abbitte tat. Die Oscar-Rede Littlefeathers sei „ein kraftvolles Statement“ gewesen, „das uns auch weiterhin an die Notwendigkeit von Respekt und die Wichtigkeit der menschlichen Würde erinnert“, schrieb er.

„Die Beleidigungen, die Sie wegen dieser Erklärung ertrugen, waren unangemessen und ungerechtfertigt. Die emotionale Last, die Sie durchlebt haben und die Kosten für ihre eigene Karriere in unserer Branche sind nicht wieder gut zu machen. Dafür bitten wir inständig um Verzeihung und drücken unsere tiefe Bewunderung aus“, heißt es weiter in dem Brief.

Littlefeather zeigte sich erfreut. Es sei „zutiefst ermutigend zu sehen, wie viel sich verändert hat, seitdem ich den Oscar vor 50 Jahren nicht annahm“, teilte sie mit. „Was die Entschuldigung der Academy angeht, wir Indianer sind sehr geduldige Leute - es ist ja nur 50 Jahre her“, ergänzte Littlefeather augenzwinkernd. „Wir müssen uns unseren Sinn für Humor darüber immer bewahren. Das ist unsere Überlebensstrategie.“

(juju/dpa)
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