„Im Westen nichts Neues“ neunmal nominiert Geht der Filmmusik-Oscar nach Düsseldorf?

Los Angeles · Am 12. März erfährt die Welt, wer die begehrte Trophäe mit nach Hause nehmen darf. Jetzt gab die Academy die Nominierten bekannt – darunter die deutsche Produktion „Im Westen nichts Neues“ mit neun Nominierungen. Unter anderem für die beste Filmmusik, an der maßgeblich ein Düsseldorfer Komponist beteiligt war.

 Volker Bertelmann, alias Hauschka, hat die Filmmusik zu „Im Westen nichts Neues“ komponiert.

Volker Bertelmann, alias Hauschka, hat die Filmmusik zu „Im Westen nichts Neues“ komponiert.

Foto: Bretz, Andreas (abr)

Das Moderatoren-Duo Allison Williams und Riz Ahmed befand sich in einer Schleife: Bei der Bekanntgabe der Nominierungen für die Oscar-Verleihung in Los Angeles fielen für viele Kategorien mehrmals dieselben Namen. Zu den vielfach Nominierten gehört auch die deutsche Produktion „Im Westen nichts Neues“.

Bereits bei der Bekanntgabe der Nominierten der „Britischen Oscars“, den British Academy Film Awards 2023 (Bafta), schafften Edward Berger und sein Team eine Sensation: Gleich 14 Nominierungen konnte seine Adaption des Literaturklassikers von Erich Maria Remarque für sich reklamieren – nun folgt der nächste Erfolg.

Der bislang letzte deutsche Film, der den Oscar bekam, war 2007 das Stasi-Drama „Das Leben der Anderen“ von Regisseur Florian Henckel von Donnersmarck. Nun hat erneut eine deutsche Produktion die Chance auf den wichtigsten Filmpreis – und das in neun Kategorien: internationaler Film, Ton, adaptiertes Drehbuch, Make-up, Produktionsdesign, Szenenbild, visuelle Effekte und der Topkategorie „Bester Film“.

Auch in der Kategorie „Beste Filmmusik“ konnte die Netflix-Produktion eine Nominierung einfahren. Daran war maßgeblich der Düsseldorfer Komponist Volker Bertelmann beteiligt. Bertelmann, bekannt unter dem Künstlernamen Hauschka, war bereits 2017 zusammen mit dem US-Kollegen Dustin O’Halloran für den Soundtrack zu dem Film „Lion“ für einen Oscar nominiert. Bei der Verleihung gingen sie damals aber leer aus.

Dass „Im Westen nichts Neues“ (englischer Titel: „All Quiet on the Western Front“) einen derartigen Erfolg feiern würde, schien erst nach den Bafta-Nominierungen möglich. Auch bei den „Golden Globes“ war die Produktion als bester nicht-englischsprachiger Film nominiert – dort unterlag er aber dem argentinischen Beitrag „Argentinia, 1985“. „Ich bin ein bisschen überwältigt“, sagte Berger.

Oscars 2024: Alle Nominierungen in den wichtigsten Kategorien
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Foto: dpa/-

Geldgeber Netflix schien 2022 mit „Glass Onion: A Knives Out Mystery“ aufs Ganze gehen zu wollen und somit auch in der Award-Saison mit dem Film aus Rian Johnsons Feder abräumen zu wollen – Werbung und Publicity gab es en masse. Dass für den Krimi allerdings nur eine Nominierung für das beste adaptierte Drehbuch übrig blieb und stattdessen „Im Westen nichts Neues“ zur auserwählten Produktion wird, hatte im Hause Netflix wahrscheinlich niemand kommen sehen.

Ebenfalls große Erfolgschancen wird die Sci-Fi-Abenteuerkomödie „Everything Everywhere All at Once“ als Spitzenreiter mit elf Nominierungen haben. Neun Nominierungen gibt es für die schwarze Komödie „The Banshees of Inisherin“ aus Irland; das Biopic „Elvis“ wurde acht Mal nominiert und Steven Spielbergs autobiografischer Film „Die Fabelmans“ ganze sieben Mal.

Liedtexterin Diane Warren ist bereits zum 14. Mal für einen Oscar nominiert, noch nie konnte sie den Goldjungen mit nach Hause nehmen. Sollte sie mit „Applause“ aus dem Film „Tell It like a Woman“ in ihrem Konkurrentenfeld erneut scheitern, bleibt ihr noch der Ehren-Oscar, den sie im November bekam.

Bereits im Dezember veröffentlichte die Academy eine Shortlist für zehn Kategorien mit Filmen, die die Chance auf den Oscar haben, darunter Bergers Antikriegsfilm für den besten internationalen Film. Dass Hollywood nicht mehr das Monopol in der Film- und Entertainment-Industrie hat, zeigt sich schon seit einigen Jahren.

Lange wurden Produktionen, die außerhalb der US-amerikanischen Traumfabrik entstanden sind, in ihrer eigenen Kategorie geehrt, als seien sie ein eigenes Genre. 2020 gewann der südkoreanische Film „Parasite“ jedoch in der wichtigsten Kategorie des Abends, den „Besten Film“, und markierte einen Wandel in der Filmlandschaft.

Die Academy mit rund 10.000 Mitgliedern sieht sich zu Veränderungen gezwungen. In den letzten Jahren ging es für sie auf und ab, ihr wurde mangelnde Diversität vorgeworfen, die Einschaltquoten der Oscars sanken massiv. Jährlich wurden neue Mitglieder eingeladen, viele darunter weiblich und unterschiedlicher Herkunft.

Dass nun neben „Im Westen nichts Neues“ aus Deutschland und „The Banshees of Inisherin“ aus Irland auch „Everything Everywhere All at Once“ mit fast ausschließlich asiatischer Besetzung oder aber „Black Panther: Wakanda Forever“ mit einem schwarzen Cast so viele Nominierungen erhalten haben, ist ein Zeichen für wachsende Diversität und Akzeptanz in der Academy. Es signalisiert aber auch die steigende Qualität der Produktionen außerhalb Hollywoods und die Anerkennung internationaler Filme und Filmemacher.

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