Spionage-Serie „Spy City“ Hauptstadt der Agenten

In der Serie „Spy City“ sucht ein bristischer Spion den Verräter in den eigenen Reihen.

 Die Serie spielt kurz vor dem Bau der Berliner Mauer.

Die Serie spielt kurz vor dem Bau der Berliner Mauer.

Foto: Andreas Thran/Moritz Bolle/DUSAN MARTINCEK

Alles beginnt auf der Herrentoilette eines West-Berliner Cafés. Der britische Agent Fielding Scott soll einen gelben Briefumschlag an einen anderen Agenten übergeben. Ein Routinetreffen, eigentlich. Doch als ein Kellner die Toilette betritt und den Umschlag in einer Mülltüte mitnehmen will, schießt der andere Agent plötzlich auf ihn. Scott muss sich wehren, und stellt erst nachdem er seinen Gegner mit einem Kopfschlag gegen ein Pissoir ausgeschaltet hat, fest, dass er gerade einen britischen Kollegen getötet hat. Doch warum wurde Scott angegriffen? Was war in diesem Briefumschlag?

Damit ist ein Rätsel in der Welt, das die Handlung der Serie in Gang setzt und den Agenten Scott (Dominic Cooper) in seiner Heimatstadt London gleichzeitig in Verruf bringt. Um seine Ehre nach dem Vorfall wiederherzustellen, wird er ein Jahr später – im Jahr 1961 – erneut von seinem Vorgesetzten nach Berlin geschickt. Er soll einem ostdeutschen Wissenschaftler bei der Flucht in den Westen helfen. Aber die Mission schlägt fehl, und spätestens dann ist klar: Es muss einen Verräter in den eigenen Reihen geben. Aber wem kann man trauen in dieser Stadt, die von seinem Chef als „Schlangengrube“ bezeichnet wird, und in der jederzeit der Dritte Weltkrieg ausgelöst werden könnte?

„Spy City“ heißt die britisch-tschechisch-deutsche Spionageserie von Drehbuchautor William Boyd (Autor des James-Bond-Romans „Solo“) und Regisseur Miguel Alexandre. Die Produktionsfirma Odeon Fiction hat sie in Koproduktion mit dem ZDF und Magenta TV – dem Streamingdienst der Telekom – produziert. Während die sechs Episoden mit einer Länge von je 45 Minuten im ZDF erst im kommenden Jahr ausgestrahlt werden sollen, sind sie für Magenta-TV-Nutzer schon ab heute zu sehen.

Obwohl in Prag und Umgebung gedreht, konzentriert sich die Handlung nahezu vollständig auf das in vier Teile geteilte Berlin der frühen 60er-Jahre. Denn die Stadt gilt als Hauptstadt der Spione. Kurz vor dem Bau der Mauer können sich die Agenten der einzelnen Geheimdienste noch größtenteils frei durch Berlin bewegen und untereinander Informationen austauschen. Über den Bildern scheint ein Schleier zu liegen, die Anspannung wird durch kurze Kameraeinstellungen aus der Beobachterperspektive flüsternd hervorgebracht und dann durch eine ständige – und wenig subtile – Spannungsmusik unterlegt. Alles schreit: Hier ist was nicht okay!

Die Handlung der Serie ist nicht mehr und nicht weniger als eine klassische Kalter-Krieg-Agenten-Story. An ein Berlin außerhalb des Agentenkosmos erinnern nur Nebencharaktere wie die Sekretärin Elisa Hahn (gespielt von „Babylon-Berlin“-Schauspielerin Leonie Benesch), die von einem Leben in London träumt und dafür Agent Scott erpresst. Oder die ehemalige Kriegsfotografin und Künstlerin Ulrike Faber (Johanna Wokalek, unter anderem bekannt für ihre Rolle in „Die Päpstin“), die Scott für seine Mission in die Berliner Kriminellen-Szene einführt. Auch diese verstricken sich nach und nach in dem Netz aus Spionen, von dem Agent Fielding Scott umgeben wird. „Wann immer Sie in Berlin sind, werden Leute getötet“, muss dieser sich an einer Stelle in der Serie anhören. Seine Antwort: „Vielleicht liegt das an Berlin.“

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