Leonard Nimoy nicht mehr Vulkanier Mr. Spock legt die Ohren ab

(RP). Der Schauspieler Leonard Nimoy (79) will im zwölften Enterprise-Film, der 2012 in die Kinos kommen soll, nicht mehr in die Rolle des Vulkaniers Spock schlüpfen. Zachary Quinto ist seiner Meinung nach ein würdiger Nachfolger.

 Leonard Nimoy und sein Spock-Nachfolger Zachary Quinto.

Leonard Nimoy und sein Spock-Nachfolger Zachary Quinto.

Foto: R-STEINBERG, AP

Los Angeles/Toronto Nein, diesmal nicht mehr: Leonard Nimoy, berühmtester Außerirdischer der TV- und Kino-Geschichte, will seine Schauspieler-Karriere nach sechs Jahrzehnten endgültig beenden. Sein spitzohriges Alter Ego soll mit Spocks Worten weiter lange und in Frieden leben, aber ohne Leonard Nimoy.

2009 war Nimoy nach zwölfjähriger Schauspiel-Abstinenz für den jüngsten Star-Trek-Film von Regisseur J. J. Abrams noch einmal auf die Leinwand zurückgekehrt. "Mir gefällt die Idee, mit dieser positiven Note auszusteigen. Ich hatte eine tolle Zeit", sagte Nimoy dem "Toronto Star".

Nimoy war bereit 35 Jahre alt, als "Enterprise"-Erfinder Gene Roddenberry in den 60er Jahren sein Personal für die bis dahin revolutionärste Science-Fiction-Serie zusammentrommelte. Bis Roddenberry ihm die spitzen Ohren verpasste, schlug sich der Sohn orthodoxer jüdischer Einwanderer aus der Ukraine mit kleinen Rollen und Nebenjobs aller Art durch.

Er verkaufte Katzenstreu

Er verkaufte Katzenstreu, kellnerte, fuhr Taxi und brachte Versicherungen und Staubsauger an den Mann. Beinahe wäre seine Karriere als "Mr. Spock" gleich nach dem Enterprise-Pilotfilm von 1964 wieder zu Ende gewesen: Ein Außerirdischer, der aussehe wie der leibhaftige Satan, sei dem amerikanischen Publikum nicht zuzumuten, urteilten die NBC-Gewaltigen.

Doch ausgerechnet der Halb-Vulkanier Spock wurde im Laufe der Zeit zur Verkörperung von Logik, Weisheit und Güte in der Enterprise-Welt. Bei zwei Enterprise-Kinofilmen führte er selbst Regie. Ansonsten wollte Nimoys Karriere nicht so richtig in Fahrt kommen, zu sehr war er von Anfang an mit der Rolle des sanften Außerirdischen verbunden.

Immer mal wieder verschwand Spock aus dem Enterprise-Universum, immer kehrte er zurück. "Unzählige Male dachte ich, es wäre erledigt", so Nimoy, der an der Figur zunehmend litt und in den Alkoholismus abrutschte. "Ich bin nicht Spock", betitelte er 1977 seine erste Biographie. 1995 lautete der Titel seiner zweiten, etwas versöhnlicheren Biographie dann doch: "Ich bin Spock".

Etwas anderes glaubte ihm ja ohnehin niemand. Als Nimoy vor Jahren eine Rede an einer Universität hielt, präsentierten begeisterte Studenten dem vermeintlichen Weltraum-Wissenschaftler (Spocks häufigster Satz: "Faszinierend! Es ist Leben, Jim, aber nicht, wie wir es kennen!") stolz hoch komplizierte Projekte und wollten wissen, was Spock davon hielt: "Ich hatte nicht den Hauch einer Ahnung, wovon sie sprachen, also nickte ich bedächtig, rieb mir über das Kinn und guckte nachdenklich. Dann sagte ich: Sie sind auf dem richtigen Weg."

"Er ist ein toller Schauspieler"

Den ersten Versuch, die Spock-Rolle loszuwerden, unternahm Nimoy im zweiten Enterprise-Kinofilm "Der Zorn des Khan" 1982: Selbstlos repariert Spock am Ende den Warp-Reaktor der Enterprise, stirbt an der Strahlung und lässt seinen Sarg in den Weltraum schießen — weltweit protestierten die Fans; irgendwann gab Nimoy nach.

Titel des dritten Enterprise-Films 1984: "Auf der Suche nach Mr. Spock"; Nimoy führte selbst Regie. Von Jahrzehnt zu Jahrzehnt schleppte er die Rolle weiter. Als Nimoy bei der Premiere des jüngsten "Enterprise"-Films 2009 in Sydney kurz in seiner Gastrolle als alter Spock auf der Leinwand erschien, applaudierte das Premieren-Publikum mitten im Film.

Doch nun soll endgültig Schluss sein. Ihm gefällt, wie Zachary Quinto den jungen Spock im letzten Kinofilm gespielt hat. "Er ist ein toller Schauspieler, er versteht die Rolle, und es ist Zeit, ihm Raum dafür zu geben." Auch zu den beliebten Fan-Treffen will Nimoy künftig nicht mehr reisen. Mit einer Ausnahme vielleicht: Vulcan. So heißt — wie auch Spocks Heimatplanet — eine 1900-Seelen-Gemeinde in der Nähe von Calgary (Kanada).

Das Städtchen besitzt ein eigenes Enterprise-Museum und hat sich eine Bronze-Statue von Spock geleistet, um Touristen anzulocken. Nimoy hat zugestimmt, sie feierlich zu enthüllen. Und was wird seine Botschaft an die Einwohner sein? "Es ist wunderbar, ein Vulkanier zu sein", sagte Nimoy dem Toronto Star.

(RP)
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