Film-Kritik "Monuments Men" Clooney rettet das Erbe der Menschheit

"Monuments Men" erzählt die Geschichte alliierter Kunstretter im Zweiten Weltkrieg. Die Story ist gut, der Film jedoch nicht.

Der Anfang ist das Beste an diesem redlichen, aber todlangweiligen Film. Da steht George Clooney in einem Vortragsraum und ermahnt Präsident Roosevelt, die Kunst Europas dürfe keinen Schaden nehmen, wenn die Amerikaner auf Sizilien landen: Das Erbe der Menschheit müsse bewahrt werden. Clooney spielt einen Kunstwissenschaftler, es tobt der Zweite Weltkrieg,

Hitler hat verbrannte Erde befohlen, und weil Clooney sehr überzeugend ist hinter seinem verwegenen Bart, so aufrecht und beseelt, entgegnet Roosevelt: Ziehen Sie doch einfach selbst mit über den großen Teich und geben auf die guten Stücke acht. Also geht Clooney schnellen Schrittes voran, ein Hauch von "Indiana Jones" umgibt ihn. So sieht einer aus, der sich um den Fortbestand der Zivilisation kümmert.

Das also soll die Geburtsstunde des Regierungsprogramms "Monuments, Fine Arts und Archives" sein, für das Fachleute fürs Schöne in alliierte Uniformen gesteckt wurden. Ihr Auftrag: Sie sollten jene Kunst aufspüren und sicherstellen, die die Nazis raubten, um sie für das geplante Führermuseum in Linz zu sammeln oder um damit die heimischen vier Wände von Goebbels und Konsorten zu schmücken. Es hat diese Männer tatsächlich gegeben, einer der historischen Monuments Men, der Brite Ronald Edmund Balfour bewahrte etwa das Steintor in Goch vor der Zerstörung und kam wenige Tage später durch eine Granate in Kleve ums Leben.

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Foto: 20th Century Fox

Clooney, der sich die Rechte an dem fürs dieses Thema maßgeblichen Sachbuch, "Monuments Men" von Robert M. Edsel, sicherte, interessiert sich indes nicht so sehr für die Wahrheit. Der 52-Jährige produzierte den Film, er führte Regie, schrieb am Drehbuch und spielt die Hauptrolle. Aber schon die Figur, der er sein Gesicht leiht, hat es nie gegeben. Dieser Frank Stokes trommelt zunächst alte Vertraute zusammen, und an diesem Punkt verspricht die Produktion noch eine dieser mitunter ziemlich charmanten Senioren-Actionkomödien zu werden, von denen es derzeit so viele gibt: "R.E.D." etwa oder "The Expendables".

Stokes gewinnt Bill Murray, Matt Damon, Jean Dujardin, John Goodman und Hugh Bonneville als Gefährten, und wie diese knuffigen Kerle zusammenfinden, das hat etwas von der Eröffnungssequenz in "Oceans's Eleven". Dort rekrutierte Clooney als Meisterdieb Danny Ocean Gauner für den großen Coup, die ebenso gentlemanlike waren wie er. Diese Leichtigkeit verfliegt hier jedoch rasch.

Die Monuments Men marschieren bald arg bräsig und dicht hinter der Front nach Belgien, Frankreich und Deutschland. Zu keiner Zeit wird klar, warum sie tun, was sie tun, denn ihr Verhältnis zur Kunst bleibt kühl. Sie finden van Eycks Genter Altar und Michelangelos Brügger Madonna in Salzbergwerken, sie haken alles ab, und damit klar ist, wer die Bösen sind und wie die Zeit drängt, lässt Clooney als Nazis verkleidete deutsche Schauspieler Picassos abfackeln.

Der Film findet nie die Balance zwischen Schulfernsehen und Hollywood-Drama. Die Dialoge sind allgemein, das Setting wirkt allzu dekorativ, die Typen werden nie zu Charakteren, und am Ende regiert der Überdruss an dieser unoriginellen Künstlichkeit. Das ist Clooneys fünfte Regiearbeit, und wie gut er in diesem Job ist, zeigte er in "Good Night And Good Luck" über den Widerstand eines Journalisten während der McCarthy-Ära ebenso wie in "The Ides Of March" über die Intrigen hinter den Kulissen des Präsidentschaftswahlkampfs.

Hier nun scheint Clooney seinen Fähigkeiten nicht zu vertrauen. Er spricht ewig junge Weisheiten aus dem Off ("Kunst sollte allen Menschen gehören") und kalkuliert manche Szene schamlos aufs Sentiment, etwa jene, in der im Soldatenlager Tränen fließen, weil jemand eine Schellackplatte mit einem Weihnachtslied abspielt. Wie bemüht das alles ist, merkt man auch an Cate Blanchetts Auftritt. Sie kämpft mit ihrer Rolle einer Museumsmitarbeiterin in der Resistance, sie soll Mauerblümchen sein, aber zugleich lasziv, das haut nicht hin. Und geradezu demütigend ist die Stelle, in der sie Matt Damon zu verführen versucht, der verschüchtert den Raum verlässt.

Es ist ein Bild für den Film: Das hätte groß werden können, aber es fehlte an Mut und Leidenschaft.

(RP)
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