"W.E." - eine königliche Affäre Madonna versucht es mal wieder

Berlin · Eine Frau wie Madonna lässt sich bekanntlich von einer Niederlage nicht abhalten, sondern versucht es mit doppelt großem Aufwand gleich noch mal. Eisern hielt die Popqueen lange Jahre an ihrem Glauben fest, dass sie auch für eine Leinwandkarriere geboren sei - Flops und hämischen Kritiken zum Trotz. Jetzt zeigt sie: "W.E." - eine königliche Affäre.

Szenenbilder aus Madonnas Film "W.E."
8 Bilder

Szenenbilder aus Madonnas Film "W.E."

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Auch hinter der Kamera lief nicht alles nach Plan. Ihr mit Spannung erwartetes Regiedebüt "Filth and Wisdom" löste allenfalls Ratlosigkeit aus und kam - anders als nun ihr zweiter Regieversuch "W. E." - gar nicht erst in die Kinos.

Hinter dem Kürzel "W. E." verbirgt sich einer der dramatischsten Affären des englischen Königshauses im 20. Jahrhundert: König Edward VIII. (James DArcy), der eine Beziehung zu der verheirateten Amerikanerin Wallis Simpson (Andrea Riseborough) unterhielt, verzichtete für diese unstandesgemäße Liebe nach nur zehn Monaten Regierungszeit auf den Thron und überließ ihn seinem Bruder George, um ins Exil zu gehen. Anders als Tom Hooper in dem Oscar-prämierten Biopic "The Kingss Speech" belassen es Madonna und Co-Autor Alek Keshishian allerdings nicht bei einem historischen Sittengemälde.

Eine Parallelhandlung führt ins New York der Gegenwart, wo die junge Wally Winthrop (Abbie Cornish) unter ihrem unerfüllten Kinderwunsch und der unglücklichen Ehe mit dem erfolgreichen Psychotherapeuten William (Richard Coyle) leidet. Als im Auktionshaus Sothebys der Nachlass von Edward und Wallis präsentiert wird, findet Wally nicht nur eine Seelenverwandte, sondern in dem russischstämmigen Sicherheitsmann Evgeni (Oscar Isaac) auch einen charmanten Verehrer.

Flache Charaktere, schöne Bilder

Warum Madonna ihrem Film diese weichgespülte, kitschverdächtige Leidens- und Emanzipationsgeschichte aufbürdet, wird bis zuletzt nicht ganz klar. Wallis Simpsons Leben zwischen Jet-Set-Trubel, ständiger öffentlicher Beobachtung sowie der unverhohlenen Verachtung durch die High Society hätte ausreichend Stoff und Dramatik geboten, um alleine bestehen zu können. So aber switcht Madonna ständig zwischen beiden Ebenen hin und her anstatt die Figuren auszuloten und dem Zuschauer die Chance zu geben, sich emotional auf sie einzulassen.

Vielmehr interessierte sich Madonna für das Styling ihrer beiden Hauptdarstellerinnen und die Ausstattung der New Yorker Lofts und britischen Herrenhäuser. Die luxuriösen Bilder, die der deutsche Kameramann Hagen Bogdanski ("Das Leben der Anderen") eingefangen hat, passen gut zu Abel Korzeniowskis dominantem Soundtrack. Doch auf zwei Stunden Filmlänge macht die Werbeclip-Ästhetik den Mangel an Schauspielerführung und erzählerischer Kraft des blutleeren Unternehmens umso deutlicher.

(APD)
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