Rechtsextreme Szene Doku über Kinder im rechten Milieu

Düsseldorf · „Kleine Germanen“ will die rechte Szene beleuchten, bleibt aber harmlos.

 Die kleine Elsa salutiert in einer animierten Szene des Films „Kleine Germanen“

Die kleine Elsa salutiert in einer animierten Szene des Films „Kleine Germanen“

Foto: dpa/-

Elsa hat ihren Opa sehr lieb. Wenn die Eltern arbeiten, passt er auf sie auf, erzählt ihr Geschichten und robbt mit ihr durchs Wohnzimmer. Allerdings spielt er dann den Russen, den das Mädchen erschießen soll. Amerikanische Zeichentrickfilme dagegen sind tabu. Und wenn der Opa in den Ferien mit Elsa in die Berge steigt, duldet er keine Pause, auch wenn die Füße seiner Enkelin bluten. Eine junge Soldatin kennt keinen Schmerz.

In ihrer Dokumentation „Kleine Germanen“ gehen die Filmemacher Mohammad Farokhmanesh und Frank Geiger der Frage nach, wie Kinder aufwachsen, deren Eltern der rechtsextremen Szene angehören. Das ist ein relevantes Thema, weil rechtsextreme Eltern ihren Kindern nicht nur ein krudes Menschenbild und Hass auf alles Fremde einbläuen, sondern auch Verachtung für den demokratischen Staat, in dem sie leben. Und aus Hass wird oft genug Gewalt. Manchmal kommen Kinder von Neonazis auch zu dünn angezogen oder hungrig zum Kindergarten, weil sie ihre Körper abhärten sollen. Und natürlich spielen sie nie mit Puppen, deren Hautfarbe dunkel ist.

Allerdings berichten in der neuen Doku nur Experten aus dem Off von solchen Beispielen. Und auch die Geschichte von Elsa ist nur beispielhaft und darum im Film in gezeichneten Sequenzen zu erleben. In den authentischen Bildern dieses Films kommen dagegen Vertreter des rechten Denkens zu Wort wie Götz Kubitschek und dessen Frau Ellen Kositza. Die dürfen unhinterfragt zahme Sätze in die Kamera sagen über konsequente Erziehung, Standhaftigkeit und Eltern-Kind-Bindung, die nicht einmal ahnen lassen, wie extrem ihr Weltbild tatsächlich ist. Doch Nachfragen müssen sie nicht fürchten. Genauso wenig wie jene Mutter, die lachend erzählt, wie sie schon als Jugendliche durch ihr nationalistisches Denken angeeckt ist, heute in Kauf nimmt als Volksverhetzerin zu gelten und ihre Kinder so erzieht, dass die wissen: Was Mama sagt, gilt.

Die einzige Aufklärung, die diese Doku leistet, liegt in den Kommentaren der Experten. Leider erlebt der Zuschauer diese Menschen allerdings nie im Bild. Stattdessen bekommt er Nahaufnahmen irgendwelcher, meist blonder Kinder präsentiert, die den Textblock überbrücken.

Natürlich ist die rechte Szene ein denkbar schwieriges Recherchefeld. Natürlich werden rechte Eltern kaum freimütig vor der Kamera erzählen, wie sie ihre Kinder drillen. Und Wertevermittlung ist ohnehin ein subtiles Thema, das sich schwer in Filmsequenzen erfassen lässt. Stattdessen eine arg plakative Beispielgeschichte in Animationen zu präsentieren und mit zweifelhaften Interviewpassagen zu garnieren, in denen rechtes Denken nicht hinterfragt wird, wirkt verharmlosend. Kinder sind die Zukunft, sagt man. Zu beleuchten, wie Kinder im rechten Milieu aufwachsen, ist also ein Thema, das die Zukunft dieser Gesellschaft betrifft. Die Doku „Kleine Germanen“ ist nur gut gemeint.

Kleine Germanen, Deutschland, Österreich 2018 – Regie: Mohammad Farokhmanesh, Frank Geiger, 89 Min.

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