Film-Kritik Zathura: Ein Astronaut an der Tür

Ein wenig erinnert die Fantasy-Familienkomödie "Zathura" an den Film "Jumanji" - hier wie da wird aus einem Spiel plötzlich Realität. Beide Geschichten erfand Kinderbuchautor Chris van Allsburg, der auch die Vorlage zum "Polarexpress" schrieb. In seinem neuen Abenteuer finden zwei Brüder im Keller ein Spiel, das ihr Haus in den Weltraum katapultiert und die beiden in verwegene Abenteuer verwickelt.

Zathura
17 Bilder

Zathura

17 Bilder
Foto: Sony Pictures

Ein angerostetes Miniatur-Raumschiff, das sich knarzend auf Schienen fortbewegt, mag zwar Liebhaber von Retro-Spielsachen entzücken. Doch für Walter, der seine Freizeit wie viele Jungs vorm Bildschirm verbringt, ist das blecherne Spiel, das sein kleiner Bruder aufgestöbert hat, bloß komischer alter Kram. Als im Kinderfilm "Zathura" der vorwitzige Danny jedoch den Aufziehschlüssel dreht, erleben die Geschwister ein Abenteuer, das jedes Computerspiel alt aussehen lässt.

Denn das mechanische Wunderwerk hält stets, was es verspricht - wortwörtlich. Wenn die vergilbte erste Karte des Brettspiels einen Meteoritenschauer ankündigt, müssen die zwei sofort in Deckung. Und nachdem das Wohnzimmer ihres schnuckligen Hauses von Einschlägen durchlöchert ist, gefriert Schwester Lisa im Badezimmer zu Blitzeis. Längst befindet sich das Haus in freiem Fall durchs Weltall, bedroht von Robotern, Zorgonen-Monstern und anderen galaktischen Unbilden, die das Spiel Zathura für sie bereit hält. Und als es klingelt, steht ein müder Astronaut (MTV-Komiker Dax Shepard) vor der Tür, der eine geheime Mission hat.

Menschen über 30, die nun ein starkes Déjà-vu-Gefühl beschleicht, haben vielleicht früher mal den Film "Jumanji" gesehen. Auch dort wurde ein Spiel Realität, indem es die Spieler direkt in den Dschungel verbannte: Beide Geschichten erfand Kinderbuchautor Chris van Allsburg, der auch die Vorlage zum "Polarexpress" schrieb. Sein neues Abenteuer erfährt die bis jetzt gelungenste Verfilmung, denn das Drehbuch legt erkennbar Wert auf sorgfältige Charakterzeichnung. Die Odyssee durchs Weltall entpuppt sich so ohne erhobenen Zeigefinger und mit einer großen Portion Humor als liebevoll-handfeste Lektion für verkrachte Geschwister.

Schockgefrorene Schwester

Denn der zehnjährige Walter, eine herrische Sportskanone, giftet stets den sechsjährigen, verträumten Danny an, der tatsächlich eine schlimme Nervensäge sein kann. Für die pubertierende Lisa sind die zwei sowieso nur lästige Störenfriede. Umso schlimmer, dass Papa, gestresst durch Scheidung und Beruf, die Streithähne zu Filmbeginn für ein paar Stunden Lisas Obhut überlassen muss. Denn die alsbald schockgefrorene Schwester wird zu einem weiteren Problem für die Brüder, die neben Sonnenstürmen und Schwerelosigkeit vor allem sich selbst überwinden müssen, um auf die Erde zurückzukehren. Gottlob hat "Zathura" ein paar Sternschnuppen-Joker in petto.

Neben den natürlich wirkenden Darstellern überzeugt das unerwartet originelle Fantasy-Spektakel auch durch seine zurückhaltende Computeranimation, die nie effekthascherischer Selbstzweck ist. Faszinierender als die unendlichen farbigen Weiten des Weltalls draußen ist sowieso die kontinuierliche Zerlegung des Hausinneren, was dem ohnehin leicht schrägen Familienfilm eine charmant-anarchische Pointe verleiht. Während das Spektakel für Kinder unter sechs Jahren zu aufregend und mit 101 Minuten zu lang sein dürfte, werden sich auch erwachsene Begleiter also kaum langweilen. Bleibt nur die Frage, wo es dieses tolle Spiel zu kaufen gibt. Der Film läuft am 2. Februar an.

(ap)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort