"Verschwende Deine Jugend": Neue Deutsche Welle der 80er

Hamburg (rpo). Für die einen war es nur die Zeit gigantischer Schulterpolster und Föhnfrisuren. Wer zu Beginn der 80er Jahre aber jung und musikbegeistert war, erinnert sich auch an eine kurze musikalische Ära. Die Neue Deutsche Welle liefert den Hintergrund für Benjamin Quabecks Film "Verschwende Deine Jugend".

Im Sommer des Jahres '81 hat die Welle München noch nicht nachhaltig erfasst. Darum muss die Band Apollo Schwabing in Gemeindezentren vor 20 bewegungsarmen Figuren spielen. Um der Gruppe zum überfälligen Durchbruch zu verhelfen, plant ihr Manager Harry (Tom Schilling) eine spektakuläre Aktion. Die Band soll im Zirkus Krone auftreten, als Vorgruppe der NDW-Stars DAF (Deutsch Amerikanische Freundschaft). Die allerdings sind die Letzten, die von dem hochtrabenden Plan erfahren - hatten sie doch beschlossen: "Konzerte sind out".

Es gibt in diesem Film und seinen Figuren viel wiederzuerkennen, auch Archetypisches, das nicht ausdrücklich mit den 80ern verknüpft ist. Es ist die Geschichte eines jungen Musikfans, der tagsüber in der Bank arbeitet und sich mit naivem Idealismus als Musikmanager inszeniert.

Der frühere Schlagzeuger der NDW-Band Palais Schaumburg, Ralf Hertwig, hat das Drehbuch aus der Sicht des Insiders geschrieben. Regisseur Benjamin Quabeck recherchierte den Zeitgeist in alten Musiksendungen und Heften. Die Musik ist für ihn das Zentrum dieser Geschichte: Die vom Punk beförderte Idee, gegen alle Regeln Musik zu machen - auch wenn man sein Instrument nicht beherrscht. "Einfach anzuerkennen, dass man mit viel Ausdruckswillen und ungerichteter Wut als Musiker ebenfalls überzeugend sein kann", sagt Benjamin Quabeck als bekennender Verfechter des "gesunden Dilettantismus". In diesem Geist sei auch sein erster Spielfilm "Nichts bereuen" entstanden: "Da hatte ich auch von vielem keine Ahnung, ich habe es aber einfach gemacht, weil ich es wollte. Und genau so hat man damals Musik gemacht."

Diese Mischung aus Wut und Dilettantismus verkörpert Robert Stadlober als Sänger und Gitarrist der Gruppe Apollo Schwabing. Der Film hingegen bleibt in seiner liebenswerten Authentizität erstaunlich zahm. Obwohl sich Protagonist Harry, der sich den glamourösen Nachnahmen "Foyer" zulegt, auf ein halsbrecherisches Risiko einlässt.

Mit dem Anspruch, den ultimativen 80er-Jahre-Film gedreht zu haben, tritt Quabeck nicht an. Wichtiger war es ihm, Musik und Stimmung der Zeit wiederzugeben - und: "Dass man diese Zeit auch mit einer ironischen Distanz betrachtet. Ich finde es schade, dass einige Protagonisten in ihren Erinnerungen keinen Abstand dazu gefunden haben."

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