Komödie "Hangover 2" von Todd Phillips Verkatertes Abenteuer in Bangkok

(RP). Oh Mann, was für eine Nacht! Eine jener Brutalpartynächte, die keine Erinnerungen hinterlassen, aber jede Menge Spuren. Die Freunde Phil, Stu und Allan, gespielt von Ed Helms, Bradley Cooper und Zach Galifianakis, erwachen in den Trümmern ihrer Existenz, am Morgen nach jenem Abend, an dem sie eigentlich nur auf eine bevorstehende Hochzeit anstoßen wollten. Ihr Hotelzimmer ist eine Ruine, im Badezimmer sitzt ein Dschungeltier, und vom vierten Kumpel fehlt jede Spur. Moment mal, ist das nicht haargenau die Ausgangslage von Todd Phillips' wild vergnüglicher Komödie "Hangover" (2009), dem Abrechnungsfilm mit all jenen Erlebnismanikern, die Feiern als Leistungssport mit Dopingpflicht betreiben? Ja, dies ist eine Beschreibung von "Hangover", aber sie passt auch auf "Hangover 2".

Hangover 2 - die Jungs sind wieder auf dem Chaos-Trip
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Hangover 2 - die Jungs sind wieder auf dem Chaos-Trip

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Diese Komödie trägt den Fluch der Erfolgskinder Hollywoods, dass sie zwar Fortsetzung sein soll, aber aus lauter Furchtsamkeit, den Geschmack des Publikums beim zweiten Mal nicht zu treffen, dann doch als Remake aufgezogen wird. Diesmal feiern die Jungs nicht in Las Vegas, sondern in Bangkog. Das Tier im Badezimmer ist kein Tiger, sondern ein kleiner Affe. Verschwunden ist diesmal der sechzehnjährige Bruder der Braut. Dass etwas nicht ganz in Ordnung ist, erkennen die Verkaterten daran, dass der abgeschnittene Finger des Abgängigen im demolierten Hotelzimmer zurückgeblieben ist. Also machen sie sich auf die Suche, auf eine Schnitzeljagd der Orgienspuren. Wild und bizarr ist diese Rekonstruktion der Erinnerung auch diesmal, aber sie ist auch kraftmeierisch und blökend laut, wo das Original subversiv und boshaft war.

Todd Phillips arbeitet mit einem Drehbuchteam und fällt prompt zurück in seine Anfänge als Regisseur von Kumpelfilmen wie "Road Trip" und "Old School". Er stellt die Werte und Charakterzüge seiner Figuren nicht mehr in Frage, wie in "Hangover", er feiert den infantilen Mangel an Selbstkontrolle schlicht wieder als Garant von Spaß und Abenteuer, Motto: Doof lebt gut.

Las Vegas bot die Chance, eine Erlebniswelt zu persiflieren, die einerseits den Ausnahmezustand verspricht, andererseits perfekt organisiert ist. In "Hangover" brachen die Helden ins Unorganisierte durch und gerieten in Panik. Bangkog dagegen zeigt uns Phillips als exotische Kulisse, als ständige Drohung des Alles-ist-möglich: Da fehlt die Reibung zwischen Verheißung und Realität. Das Schicksal des Gangsters Chow bringt "Hangover 2" gut auf den Punkt. Im ersten Teil hüpfte Chow aus dem Kofferraum eines Autos. Im zweiten Teil plumpst er nun aus der Kühltruhe. Ja, das Ganze wirkt wie die akzeptable Tiefkühlvariante von etwas, das mal wirklich frisch war.

Bewertung: 2 von 5 Sternen

(RP)
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