Stargespickter Kinofilm "The Counselor" Die größte Enttäuschung des Jahres

Düsseldorf · Ridley Scotts mit Spannung erwarteter Krimi "The Counselor" ist gespickt mit großen Namen. Und dennoch: Der Film ist vollends missglückt.

"The Counselor" enttäuscht auf ganzer Linie
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Unfassbar, dass solch ein missratener Film dabei herausgekommen ist. "The Counselor" wurde schließlich von Ridley Scott inszeniert, und der drehte einst "Alien", "Blade Runner", "Gladiator" und zuletzt "Prometheus". Scott durfte mit fünf der besten Schauspieler der Welt arbeiten, sie sind so berühmt, dass auf dem Kinoplakat bloß ihre Nachnamen stehen — das genügt schon, um alle vor Glück seufzen zu lassen: Michael Fassbender, Brad Pitt, Penelope Cruz, Javier Bardem und Cameron Diaz. Dazu das Drehbuch, es stammt von Cormac McCarthy: Pulitzerpreisträger, Nobelpreisanwärter, Endzeitspezialist, Schöpfer der gigantischen Romane "Die Straße", "Die Morgenröte im Westen", "No Country For Old Men". Wahnsinn. Allein: Es nützte nichts.

"The Counselor" erzählt die Geschichte eines namenlosen Anwalts und Beraters, der aus freien Stücken ins Rauschgift-Geschäft einsteigt, die dicken Dinger drehen möchte und dabei unter die Räder kommt. Michael Fassbender spielt die Titelfigur, und es mag einem einfach nicht einleuchten, warum dieser gebügelte Feingeist, dem wir als Erstes beim Spiel mit seiner Verlobten Penelope Cruz unter weißen Laken begegnen, die Villa mit Blick auf El Paso in Texas verlässt, in den Bentley steigt, um sich mit einem als Nachtclubbesitzer verkleideten Javier Bardem einzulassen.

"Der Jäger hat Anmut und Schönheit"

Bardem wiederum ist mit Cameron Diaz liiert, die ziemlich böse ist und sich ein Leopardenmuster auf die Haut hat tätowieren lassen, weil sie Raubkatzen gern hat. Sie sagt solche Verse auf: "Der Jäger hat Anmut und Schönheit. Man kann nicht unterscheiden zwischen dem, was er ist und was er tut." Diaz dürfte über ihre eigenen Sätze gekichert haben, aber das sieht man natürlich nicht.

Die Kinocharts aus Deutschland
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Überhaupt die Dialoge. Bardem über die Frauen: "Man darf alles mit ihnen machen, nur nicht sie langweilen." Fassbender zu Cruz: "Du bist ein Wunder." Cruz zu Fassbender: "Und du bist ein Mann von unfassbarem Geschmack." Bitte nicht vergessen: Die beiden sind Verlobte. Er zu ihr: "Baby, es tut mir leid. Ich bringe das wieder in Ordnung." Cormac McCarthy spielt hier durch, wie man bedeutungsschwer sprechen kann, ohne etwas zu sagen.

Am besten gelingt das Brad Pitt, der ja durch seine letzten Filme mehr oder weniger gegeistert ist und dabei mehr oder weniger Brad Pitt war, und hier ist er es eher weniger. Kostprobe: "Es geht nicht darum, ob Sie untergehen, Counselor. Sondern darum, was Sie mit sich reißen." Irgendwann taucht noch Bruno Ganz als Schmuckhändler auf und beschwört weitschweifig die Schönheit der Diamanten, aber da liegt das Kind bereits im Brunnen.

Lieber nicht hinschauen

Die Bilder wirken wie aus einem teuren Katalog für hässliche Möbel, und die Schauspieler stehen darin herum und wissen auch nicht so recht. McCarthy scheint ein Faible für aufwändige Enthauptungen mit Drahtseilen zu haben, die werden entsprechend ausgiebig zelebriert. Diaz schickt er unbehost auf die Windschutzscheibe eines Ferraris, wobei es dem Zuschauer ebenso ergeht wie Bardem, der dahinter sitzt: Man mag gar nicht hinsehen.

Die Handlung ist konstruiert, die Bilder sind zuckrig, die Figuren uninteressant, die Dialoge machohaft. So bleibt das Beste an diesem Film die Vorstellung, wie grandios er hätte werden können. l

(RP)
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