Kino-Kritik "Timbuktu" erzählt aus dem afrikanischen Alltag

Timbuktu · Geschichten wie diese dominieren seit Monaten die Nachrichten: Islamistische Fundamentalisten unterdrücken und drangsalieren die Bewohner einer Stadt. Von wahren Ereignissen inspiriert erzählt der Film "Timbuktu" nun von einem solchen Alltag in Afrika. Doch trotz der Parallelen zu erschreckenden aktuellen Ereignissen macht das Werk auch Hoffnung, zeigt es doch, wie sich die Menschen gegen die Herrschaft der selbst ernannten Polizei auflehnen.

 Im Film entbrennt ein Streit zwischen Kidane (Ibrahim Ahmed dit Pino) und dem Fischer Amadou.

Im Film entbrennt ein Streit zwischen Kidane (Ibrahim Ahmed dit Pino) und dem Fischer Amadou.

Foto: dpa, ImY

Die Islamisten herrschen mit Waffengewalt und verkünden willkürlich neue Regeln: Rauchen ist verboten, Fußballspielen und Musik auch, Frauen müssen außer einem Schador auch Handschuhe und Socken tragen. Aber die Bewohner begehren auf. Einige Frauen weigern sich, Handschuhe anzuziehen, junge Erwachsene musizieren. In einer besonders eindringlichen Szene kicken heranwachsende Männer voller Elan über ein staubiges Fußballfeld — ohne Ball, sie spielen mit ihrer Imagination.

Für Regisseur Abderrahmane Sissako aus Mauretanien war die Steinigung eines Paares im Jahr 2012 der Ausgangspunkt für den Film. Ihr angebliches Vergehen: Die beiden hatten ohne Trauschein zusammengelebt. Auch in "Timbuktu" thematisiert Sissako solch eine Steinigung und schneidet in diese Szene Bilder eines in sich versunken tanzenden Islamisten.

Denn das offenbart der Regisseur in seinem teilweise sehr poetisch gefilmten Werk ebenfalls immer wieder: Was den Unterdrückten verboten ist, gilt noch lange nicht für die Machthaber selbst.

(dpa)
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