Neu im Kino Til Schweigers Angst vor Kritik

(RP). Til Schweiger hasst schlechte Kritiken. Und weil er glaubt, dass die deutschen Filmkritiker ihn hassen, zeigt er ihnen seine Filme nicht mehr. Schon seine Komödie "Keinohrhasen" spielte er nicht, wie sonst üblich, in Pressevorführungen vorab dem Fachpublikum vor. Nun ist er mit seinem neuen Film "1 1/2 Ritter – Auf der Suche nach der hinreißenden Herzelinde" genauso verfahren. Nur eine kleine Schar handverlesener Kritiker bat Schweiger zu Vorführungen in kleinem Kreis, einige durften auch Interviews mit ihm führen.

 Szene aus "1 1/2 Ritter".

Szene aus "1 1/2 Ritter".

Foto: Warner

(RP). Til Schweiger hasst schlechte Kritiken. Und weil er glaubt, dass die deutschen Filmkritiker ihn hassen, zeigt er ihnen seine Filme nicht mehr. Schon seine Komödie "Keinohrhasen" spielte er nicht, wie sonst üblich, in Pressevorführungen vorab dem Fachpublikum vor. Nun ist er mit seinem neuen Film "1 1/2 Ritter — Auf der Suche nach der hinreißenden Herzelinde" genauso verfahren. Nur eine kleine Schar handverlesener Kritiker bat Schweiger zu Vorführungen in kleinem Kreis, einige durften auch Interviews mit ihm führen.

Die deutschen Filmkritiker reagieren empört. "Wir stellen mit Befremden fest, dass sich Til Schweiger nun schon zum zweiten Mal innerhalb von zwei Jahren nicht der Kritik stellt", sagt Andrea Dittgen, Geschäftsführerin des Verbands der deutschen Filmkritik, "Schweiger versucht, Journalisten als Marketinginstrumente zu missbrauchen, indem er nur solche Kritiker einlädt, von denen er sich positive Besprechungen erhofft." Vom Rest der Fachwelt erwarte Schweiger wohl, dass er sich auf das Presseheft stützen und etwas "nettes Unverbindliches" schreiben werde.

Die Schweiger-Familie sieht die Sache natürlich anders. "Warum sollen wir für Pressevorführungen viel Geld ausgeben, wenn das deutsche Feuilleton den Film hinterher doch nur verreißt", sagt Schweigers Assistentin Katy Steinfeld. "Wir machen Publikumsfilme, und wir wollen das Publikum entscheiden lassen." Regisseure von künstlerisch anspruchsvollen Arthouse-Filmen bräuchten Besprechungen in den Feuilletons, um ihre Filme überhaupt vermarkten zu können. Schweigers Filme seien so prominent besetzt, dass sie das nicht nötig hätten.

Tatsächlich ist "Keinohrhasen" in der deutschen Filmkritik schlecht weggekommen und wurde dann zum Publikumshit. 20 Millionen Menschen sahen sich die Komödie im Kino an, der Film rangiert auf Platz acht der erfolgreichsten deutschen Filme. Auf Platz eins steht übrigens "Otto — der Film", gefolgt von "Der Schuh des Manitu".

Mit diesem Erfolg im Rücken hätte Schweiger ganz selbstbewusst mit seiner neuen Mittelalter-Posse vor die Fachöffentlichkeit treten können. Stattdessen soll nun allein die Mund-zu-Mund-Propaganda der Schweiger-Fans dem Film zum Erfolg verhelfen. Sei an dieser Stelle also lediglich protokolliert, dass es in dem Werk um Ritter Lanze geht, gespielt von Til Schweiger, der ausreitet, um mit dem türkischen Hochstapler Erdal (Rick Kavanian) die Tochter von König Gunther (Thomas Gottschalk) zu befreien.

Es gibt Kritiker, die solchen Ritterklamauk mit den Maßstäben für Ritterklamauk zu bewerten wissen. Schweiger will ihr Urteil nicht hören und verdammt auch sein Publikum dazu, ohne vorherige kritische Orientierung ins Kino zu gehen. Schweigers Maßstab sind die Zuschauerzahlen, er verschreibt sich also freiwillig der Quote — auch nicht immer ein gnädiger Kritiker.

(RP)
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