Komödie "Marcello, Marcello" Tauschhandel aus Liebe

(RP). Nein, Marcello (Francesco Mistichelli) will da nicht mitmachen, bei diesem blöden Brauch, der seit Ewigkeiten die jungen Männer der italienischen Insel Amatrello antreibt. Man schreibt das Jahr 1956, und wie seit eh und je gehen die Burschen des schmucken Eilands wenig romantisch auf Brautschau. Wenn sie um die Gunst eines Mädchens werben wollen, müssen sie erst dem Vater ihrer Auserwählten ein Geschenk machen. Der trifft dann die Entscheidung, wer seine Tochter bekommt.

Liebe auf Italienisch - "Marcello Marcello"
11 Bilder

Liebe auf Italienisch - "Marcello Marcello"

11 Bilder

(RP). Nein, Marcello (Francesco Mistichelli) will da nicht mitmachen, bei diesem blöden Brauch, der seit Ewigkeiten die jungen Männer der italienischen Insel Amatrello antreibt. Man schreibt das Jahr 1956, und wie seit eh und je gehen die Burschen des schmucken Eilands wenig romantisch auf Brautschau. Wenn sie um die Gunst eines Mädchens werben wollen, müssen sie erst dem Vater ihrer Auserwählten ein Geschenk machen. Der trifft dann die Entscheidung, wer seine Tochter bekommt.

Niemand weiß mehr genau, woher dieses patriarchalische Ritual stammt, doch es hat viele unglückliche Ehen vor Ort produziert, und der arme Fischerssohn Marcello ist zurecht skeptisch, hat diese seltsame Sitte doch einst seinem traurigen Papa die falsche Frau beschert. So betrachtet der 18-Jährige eher kopfschüttelnd, wenn seine Altersgenossen mal wieder bei einem Haus aufmarschieren. Bis auch er selbst von Amors Pfeil getroffen wird, beim Anblick der schönen Elena (Elena Cucci), der Tochter des Bürgermeisters, die aus dem Internat auf die Insel zurückgekehrt ist. Natürlich soll auch sie traditionsgemäß verkuppelt werden, doch diesmal will Marcello ebenso mitbieten.

Sirupsüßes Backfischmärchen

Es macht Laune, dem jungen Helden zuzusehen, wie er sich zu Beginn über den bizarren Brauch lustig macht und dann einen irrwitzigen Tauschhandel in Gang bringt, um an das beste Geschenk für den Papa seiner Liebsten zu kommen. Man fühlt sich an Giuseppe Tornatores "Cinema Paradiso" erinnert, auch wenn das sirupsüße Backfischmärchen des Schweizers Denis Rabaglia nicht ganz an diesen sentimentalen Klassiker des mediterranen Kitschkinos heranreicht.

Sicher kann man dem Regisseur vorwerfen, dass er bekannte Erzählmuster hervorkramt und nahezu alle Klischeeansichten des nostalgischen Italienfilms rauf- und runterbetet. Die pittoresken Gassen des Dorfes, das azurblaue Meer, die purpurroten Sonnenuntergänge, und die Fischer, die ihre Netze auswerfen — all das zu sehen in Bildern, die jede Postkarte schmücken könnten. Und auch das Figurenensemble, das sich hier versammelt, könnte aus einem vergilbten Fotoalbum stammen. Da ist der kauzige Priester, der grobschlächtige Metzger mit Glatze, der resignierte Friseur, zwei alte Jungfern, eine beleidigte Schneiderin, ein weiser Lehrer, der schmierige Nebenbuhler und eine Horde liebestoller Jünglinge mit Hosenträgern. Doch all diese Charaktere sind so liebenswert skurril, dass man sich wie daheim fühlt und im Grunde stets erwartet, dass irgendwann Don Camillo und Peppone um die Ecke biegen.

Bewertung: 3 von 5 Sternen

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort