"Tatsächlich...Liebe" - Ein Triumph britischen Humors
Frankfurt/Main (rpo). "Love, Love, Love" singt ein Gast bei einer Hochzeitsfeier in der Kirche, doch der Beatles-Ohrwurm ist einer der seltenen Momente, in denen das magische L-Wort in der romantischen Komödie "Tatsächlich...Liebe", die am 20. November in die Kinos kommt, tatsächlich fällt. Und das, obwohl 22 Menschen nichts anderes als Liebe im Sinn haben.

Premiere von "Tatsächlich Liebe"
Als ein Triumph britischen Humors präsentiert sich dieser amüsante und wild wuchernde Episodenstreifen, dessen Höhepunkt an Weihnachten stattfindet. Passend zum "Fest der Liebe" wird dieser Film, so viel scheint sicher, ein großer Erfolg werden. Das liegt auch am großartigen Ensemble, einer Parade zumeist britischer Charakterdarsteller, die mit sprühender Laune in ihren klassischen Rollentypen aufgehen: an vorderster Front befinden sich Prominente wie Hugh Grant, der mit gewohnt tollpatschig-schüchternem Charme den Junggesellen und neu gewählten britischen Premier spielt und sich bereits an der Schwelle von Downing Street in seine etwas pummelige Hausdame verliebt. Sie ist so aufgeregt bei seiner Begrüßung, dass sie im mit Kraftausdrücken gespickten Cockney-Akzent drauflosplappert und mit ihren verbalen Ausrutschern ihren Chef sofort für sich einnimmt.
Emma Thompson ist die etwas verblühte Gattin eines Werbeagenturbesitzers, die mit rührender Contenance die Entdeckung überspielt, dass ihr Mann ein Verhältnis mit seiner Sekretärin - Heike Makatsch als manipulatives Biest - ins Auge fasst. Wahrscheinlich konnte diese Komödie nur in Großbritannien entstehen, Land der "stiff upper lip" und der panischen Angst vor lauten Gefühlsausbrüchen. Der ausladende Reigen locker miteinander verbundener Episoden, die fast alle im behaglichen Milieu der gehobenen Londoner Mittelklasse spielen, hat zarte bis rotzige, aber auch manche unnötigen Momente, die Lacher unter Niveau einfordern wollen.
Komödie aus dem Land der "stiff upper lip"
Meistens jedoch findet Regisseur Richard Curtis, der bereits in "Vier Hochzeiten und ein Todesfall" sein komisches Talent schärfte, einen Weg, um auch abgedroschene Konstellationen interessant zu machen. Subtil um die Ecke gedacht und zugleich ans Herz gehend ist so der Augenblick, in dem eine Jungverheiratete (die grazile Kiera Knightley aus "Der Fluch der Karibik") begreift, dass ihr der beste Freund ihres Mannes nicht etwa deshalb ausweicht, weil er sie nicht leiden kann.
Außerdem kümmert sich Curtis bei seinem Fest der Liebe nicht nur um erotische, sondern auch um verwandtschaftliche und freundschaftliche Zuneigung. Unerwartet entwickelt sich so der "Running Gag" vom abgehalfterten Rocksänger Billy, der ein Comeback versuchen muss und mit nölendem Sarkasmus den Song "Love is all around us" zu "Christmas is all around us" verhunzt, zum ebenso rührenden wie witzigen Höhepunkt dieser Ensemblekomödie.
Der Sänger wird quasi zum Alter Ego des Regisseurs, der das auf Harmonie gestimmte Gemüt des Kinogängers bedienen soll und dabei nicht umhin kann, hier und da kleine weihnachtliche Gehässigkeiten aufblitzen zu lassen - wie etwa das Werbeplakat mit Profilsicht auf zwei Brüste, die bis auf zwei Mini-Nikolausmützen nackt sind. Dass nicht jeder Topf seinen Deckel findet, ist ein bitterer Nachgeschmack, der aber dieses leckere, etwas überladene Buffet leichter verdaulich macht.