Film-Kritik Syriana: Vielschichtiger Politthriller ums Ölgeschäft

Regisseur und Oscar-Preisträger Stephen Gaghan, Produzent Steven Soderbergh, George Clooney und Matt Damon - das sind die "Zutaten" für einen Politthriller à la Hollywood, der hier "Syriana" heißt und die amerikanische Regierung kritisiert. In mehreren Erzählsträngen schaut der Film auf das Leben von Ölprinzen und Magnaten, Politikern und einfachen Arbeitern, füllt dabei über zwei Stunden und kommt dennoch nicht um stereotype Aussagen über den amerikanischen Geheimdienst CIA herum.

Syriana
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Foto: Warner Bros

Clooney, der sich für die Rolle 35 Pfund anfutterte und einen Vollbart wachsen ließ, spielt den alternden CIA-Agenten Bob Barnes. Er will die Machenschaften von US-Behörden und Industrie aufdecken. Meist agiert er allein und hat die Illusion, für die Sicherheit seines Landes zu arbeiten. Seine Auftraggeber in den USA haben davon aber andere Vorstellungen. Barnes merkt erst spät, dass er von seinen Auftraggebern nur wie eine Schachfigur hin- und hergeschoben wird. Er gerät in eine Falle, muss Folter ertragen. Mit einer Zange werden ihm die Fingernägel gezogen, er bekommt Schläge ins schöne Gesicht. Das ist sehr blutig und tut weh.

Zeitgleich versucht der smarte Energie-Analyst Bryan Woodman (Matt Damon) zusammen mit dem Ölprinzen Nasir Reformen in einem arabischen Land ohne Namen voranzutreiben. Die durch das Ölgeschäft gewonnenen Millionen sollen sinnvoll in den Aufbau des kleinen Staates gesteckt werden, der aber noch von Nasirs Vater regiert wird. Der will aber lieber den korrupten Bruder als Nachfolger, ein Vasall der amerikanischen Ölindustrie.

Diese wird durch die texanische Ölfirmen Killen Oil und Connex sowie deren Managern repräsentiert, die eine Fusion anstreben. Ein Anwalt soll dafür sorgen, dass die amerikanische Regierung diesen Zusammenschluss auch genehmigt. Dafür muss aber belastendes Material verschwinden. Killen Oil kam unter mysteriösen Umständen an Förderrechte für begehrte Ölfelder in Kasachstan. Dabei muss Korruption eine Rolle gespielt haben.

Porträtiert werden nicht nur die Mächtigen, sondern auch die Abhängigen am anderen Ende der Skala. So geht es auch um die Schicksale von Ölarbeitern, die ihren Job und ihre Aufenthaltsgenehmigung verlieren. Eine chinesische Firma hat die Ölfelder übernommen und braucht Dienste der Männer nicht mehr. Der eine Mann wird zu einem Selbstmordattentäter. Die Erzählstränge werden mit Hilfe der Person des CIA-Agenten Barnes verbunden. Ein amerikanischer Beamter bringt die Moral der Geschichte auf den Punkt: "Korruption ist der Grund, warum wir gewinnen."

Vom Beduinenzelt aufs Luxusschiff

In dem Film tauchen verwirrend viele Personen auf, so dass es manches Mal schwierig ist, der Geschichte zu folgen. Ständig wechseln die Schauplätze. Einmal spielt die Handlung in Washington, dann in Teheran oder Beirut, dann in einem Beduinenzelt, dann auf einem Luxusschiff, dann auf Bohrinseln, dann in der Schweiz, dann in der Wüste, dann auf einem Öltanker. Die ständige Unruhe überträgt sich, Verflechtungen zwischen Politik, Gesellschaft und Wirtschaft der verschiedenen Kulturen werden so aber offenbar. Es zeigt sich auch die Aktualität des Themas: Ein Kampf der Kulturen könnte bevorstehen.

Gaghan, der seinen Oscar als Drehbuchschreiber für Soderberghs "Traffic" gewann, nutzte die ernüchternden Aufzeichnungen des ehemaligen CIA-Agenten Robert Baer als Vorlage für seine Fiktionen. Man wolle etwas gegen das Schwarz-weiß-Denken tun, das in den USA nach dem 11. September um sich gegriffen habe, erklärte Baer. Der hier zu Lande unverständliche Filmtitel stammt aus der Geheimdienstsprache und bezieht sich auf CIA-Modelle zur Umgestaltung des Nahen Ostens.

Der Film ist auch für die Oscars nominiert. Hier gilt er aber als Außenseiter, haben amerika-kritische, politische Filme doch kaum Chancen auf die begehrten Trophäen. Das gleiche gilt für Clooneys eigene Produktion "Good night, and good luck", einen Film über die Kommunistenverfolgung durch Senator McCarthy.

(ap)
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