Ein amerikanischer "Felix Krull" Steven Spielbergs "Catch Me If You Can"

Frankfurt/Main (rpo). Leonardo DiCaprio und Tom Hanks geben in "Catch Me If Yor Can" alles. Der Film um einen Hochstapler, der auf einer wahren Geschichte basiert, zeigt das Leben eines jungen Mannes, der meint, alles erreichen zu können - und vieles davon mit Lügen und Täuschungen wirklich schafft.

Frank W. Abagnale weiß in sehr jungen Jahren bereits, in welchen Berufen er bei seinen amerikanischen Mitbürgern Eindruck schinden und Respekt erheischen kann: als Pilot, Arzt und Rechtsanwalt. Aber der bemerkenswerte Jüngling denkt gar nicht daran, einen dieser Berufe mit dem erforderlichen Fleiß anzusteuern. Vielmehr gelingt es Abagnale noch vor seinem 21. Lebensjahr, jeden der drei Traumjobs praktiziert zu haben. Wie das geht, was das einbringt und welche Folgen all das hat, erzählt Steven Spielbergs neuer Film "Catch me if you can", der am 30. Januar in die Kinos kommt.

Die "wahre Story einer genialen Täuschung", die auf einer wahren Lebensgeschichte basiert, zeigt einen frühreifen Hochstapler und Betrüger, der nicht nur fast nach Belieben ebenso vertrauens- wie autoritätsselige Mitmenschen narrt. Abagnale erschwindelt sich auch mit dreisten Scheckfälschungen ein Millionenvermögen. Kein Wunder also, dass die Polizei auf ihn aufmerksam wird und ins Fadenkreuz nimmt. Auf die Jagd begibt sich FBI-Agent Carl Hanratty. Der ist ein grundsolider Amerikaner alten Schlags, der den Gesuchten schließlich im fernen Frankreich aus sehr misslichen Umständen "befreit" und über den Atlantik zurückgeleitet.

Nach seinen jüngsten Ausflügen in die Zukunft, zuletzt mit dem futuristischen Thriller "Minority Report", blickt der erfolgreichste aller Hollywood-Macher in "Catch me if you can" zurück in die 60er Jahre. Auf deren Geist, Stil und Moden stimmt bereits der originelle Vorspann ein. Das gelungene Filmdesign jener Jahre gehört zweifellos zu den Stärken dieser inhaltlich leichtgewichtigen, eigentlich nicht übermäßig originellen Gaunerkomödie.

Entscheidend für deren Unterhaltungswert ist aber die gelungene Besetzung der Haupt- und Nebenrollen: "Titanic"-Star Leonardo DiCaprio beweist als Frank W. Abagnale, dass er ein richtig guter Filmschauspieler ist. Und die Rolle des amerikanischen "Felix Krull" ist wie maßgeschneidert für den Star mit der deutschen Großmutter. DiCaprio kann seine Stärken voll ausreizen, also die ihm eigene Frechheit, gepaart mit sympathischer Unverschämtheit.

Diese Darstellerleistung ist auch vonnöten, agiert doch als sein Gegenspieler vom FBI kein Geringerer als Oscar-Preisträger und Publikumsliebling Tom Hanks. Der hat sichtlich Spaß daran, einen braven Spießer spielen zu können. Dabei ähnelt er äußerlich so gar nicht dem Hanks, den alle Welt kennt - eine neuerliche Bravourleistung.

Auch Christopher Walken als Abagnales gescheiterter Vater und die Französin Nathalie Baye als Mutter, eine Art flatterhaft-kapriziöse "Kriegsbeute", verkörpern ihre Figuren überzeugend.

Steven Spielberg hat mit "Catch me if you can" einen Film ohne Uberambitionen, aber mit all den Qualitäten gemacht, die Hollywood nun einmal konkurrenzlos zu bieten hat. Und dass bei Spielberg endlich mal eine Frauenfigur keine Halbheilige, sondern fast schon ein Luder sein darf, ist ein Ereignis für sich - auch wenn dafür eine Französin engagiert wurde. Es macht Spaß diesen Film anzusehen.

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