Drama "Eine Perle Ewigkeit" Spuren des Bürgerkriegs

(RP). Der Bürgerkrieg ist vorbei, doch die traumatischen Erinnerungen sind noch ganz frisch. Die junge, menschenscheue Fausta (Magaly Solier) wurde gezeugt, als ihre Mutter von Soldaten vergewaltigt wurde. Der Schmerz der Mutter ging – so die Vorstellung der indigenen Bevölkerung Perus – mit der Muttermilch auf die Tochter über.

Drama "Eine Perle Ewigkeit": Spuren des Bürgerkriegs
Foto: Neue Visionen

(RP). Der Bürgerkrieg ist vorbei, doch die traumatischen Erinnerungen sind noch ganz frisch. Die junge, menschenscheue Fausta (Magaly Solier) wurde gezeugt, als ihre Mutter von Soldaten vergewaltigt wurde. Der Schmerz der Mutter ging — so die Vorstellung der indigenen Bevölkerung Perus — mit der Muttermilch auf die Tochter über.

"Eine Perle Ewigkeit" ist der zweite Spielfilm der Regisseurin Claudia Llosa. Wer ihren ersten Film "Madeinusa" gesehen hat, wird schnell bemerken, wie Llosa mit derselben Hauptdarstellerin und an teilweise denselben Drehorten mit vergleichbaren Mitteln (lange Einstellungen, langsames, bewusst verrätseltes, nichts erklärendes Erzählen mit allerlei Metaphern) eine Art filmisches Pendant zum Magischen Realismus der lateinamerikanischen Literatur erschafft.

Fausta hat sich aus Angst, das Schicksal ihrer Mutter zu erleiden, selbst verstümmelt. Die Folgen dieser Tat führt zu unschönen Szenen — und ist vielleicht eine Terz Psychoanalyse zuviel. Während Fausta also noch an der Vergangenheit laboriert, werden anderswo bereits wieder Ehen gestiftet und Hochzeiten gefeiert. Auch das Interesse an kollektiven Fest-Ritualen zeigte Llosa bereits bei ihrem Debütfilm, der nach einem Gewaltakt mit dem Aufbruch der Hauptfigur in die Stadt endete.

"Eine Perle Ewigkeit" wählt die Gegenrichtung: Als die Mutter stirbt, kümmert sich Fausta um deren Beerdigung, die in ihrem Heimatdorf sein soll. Doch für die Reise fehlen die Mittel, weshalb Fausta sich auf einen Handel einlässt: Sie singt einer wohlhabenden, aber ausgebrannten Pianistin Volkslieder in der Quechua-Sprache vor und wird dafür mit Perlen bezahlt: Jedes Lied eine Perle.

Es ist erstaunlich, wie es Llosa und ihrer fantastischen Hauptdarstellerin mit dem sehr bewussten und disziplinierten Einsatz weniger Mittel gelingt, eine ganze Reihe von Widersprüchen und Konflikten aufzufächern und "Eine Perle Ewigkeit" zu einem politisch höchst brisanten und in ihrer Heimat Peru sehr erfolgreichen Film zu machen.

Bewertung: 4 von 5 Sternen

(RP)
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