"Sinbad - Herr der sieben Meere" - Seeräuber plündern auch Mythen

Frankfurt/Main (rpo). Sindbad ist nicht nur der Name eines der Helden aus den orientalischen Märchengeschichten von "1001 Nacht", sondern seit seinem legendären Kinodebüt 1947 auch eine beliebte Filmfigur. Mit dem Animationsfilm "Sinbad - Herr der sieben Meere" kommt nun die neueste Variante der Abenteuer des Seefahrers auf die Leinwände.

<P>Frankfurt/Main (rpo). Sindbad ist nicht nur der Name eines der Helden aus den orientalischen Märchengeschichten von "1001 Nacht", sondern seit seinem legendären Kinodebüt 1947 auch eine beliebte Filmfigur. Mit dem Animationsfilm "Sinbad - Herr der sieben Meere" kommt nun die neueste Variante der Abenteuer des Seefahrers auf die Leinwände.

Steven Spielbergs Produktionsfirma Dreamworks hat allen Ehrgeiz daran gesetzt, eine altbekannte Geschichte in sehr verändertem Gewand zu präsentieren. Davon zeugt nicht nur der weggefallene Buchstabe "d" im Namen. Vielmehr hat sich der Drehbuchschreiber John Logan auch eine Verbindung des Sindbad-Märchens mit griechischen Mythen ausgedacht. Da Hollywood-Autoren nichts so gerne plündern als antike Überlieferungen, hielt es Logan offenbar für eine geniale Idee, seinen edlen Seeräuber mit allerlei Fundstücken aus dem Mythen-Fundus noch ein wenig interessanter zu machen. Dass Logan in der Beziehung ebenso ideenreich wie skrupellos vorgeht, hat er mit seiner Vorlage für den Oscar-Gewinner "Gladiator" in jeder Weise eindrucksvoll unter Beweis gestellt.

Die Hauptfiguren neben Sinbad sind dessen Freund Proteus samt seiner schönen Verlobten Marina, die tückische Chaos-Göttin Eris sowie das unermesslich wertvolle Buch des Friedens, um das ein Kampf mit allen Mitteln geführt wird. Auch Sinbads Hund Spike spielt eine nicht unbedeutende Rolle, dazu die muntere Schar der harten Jungs auf dem Segler, der die Seeräuber über die sieben Meere führt. Kern der Geschichte ist die griechische Sage von Damon und Pythius, die von zwei Freunden handelt, von denen jeder für den anderen notfalls sein Leben opfern würde. Allerdings lässt Sinbads erster Auftritt im Film nicht unbedingt vermuten, er könnte zu solcher Selbstlosigkeit fähig sein.

Neue Techniken, alte Defizite

Proteus hingegen wird von Anfang an als edler Charakter gezeigt, was so verführerische Frauen wie Marina nun einmal nicht immer fasziniert. Denn ein Haudrauf und Abenteurer wie Sinbad, der auch in der ausweglosesten Situation noch ein Schlupfloch findet, hat eben auch seine Reize. Das weiß auch Chaos-Göttin Eris, die ihre schon fast sadistischen Spielchen mit dem Helden treibt. Eine besondere Attraktion des Films sind die riesenhaften Ungeheuer und die gefährlichen Sirenen, die Sinbad, Marina und die Seeräuber auf harte Proben stellen.

Tricktechnisch ist das alles von den Animatoren um das Regieduo Tim Johnson und Patrick Gilmore fabelhaft in Szene gesetzt worden. Das zeigt sich besonders an der Darstellung des Ozeans, bei der ganz verschiedene Wellenbewegungen in bislang nie erreichter Perfektion mittels einer genialen Methode erzeugt wurden: "Anstatt den Ozean über einzelne Einstellungen zu erstellen, hat man sich dazu entschlossen, den Ozean als Gesamtbild aufzubauen und in Prozeduren durchlaufen zu lassen." Dazu wurde eine Software entwickelt, "die wie eine Ozean-Sammlung funktioniert, in der man sich einloggen kann, um damit zu spielen."

Einmal mehr muss allerdings beklagt werden, dass die zunehmende technische Perfektion nicht eine adäquate inhaltliche Entsprechung findet. Zu einfach werden die Charaktere der Figuren gestrickt, zu wenig Mühe wird darauf gerichtet, nicht nur das Meer toben zu lassen, sondern auch individuelle Bewegung in die Gesichter zu bringen. So schwierig das in Animationsfilmen sein dürfte, hier liegen immer noch unerschlossene Potenziale. Ob allerdings Disney+ oder Dreamworks mit ihrer unverhüllt kommerziellen Zielsetzung entscheidende Impulse geben werden, darf bezweifelt werden.

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