Neuer Star-Trek-Film "Into Darkness" "Sherlock" als genialer Gegenspieler von Kirk und Spock

Düsseldorf · Endlich ist er raus: Der neue Film der Star-Trek-Reihe ist einer der meist ersehnten Streifen des Jahres. "Into Darkness" erfüllt die Erwartungen des Zuschauers, dennoch schwächelt das Werk an altbekannten Stellen.

Szenenbilder zu Star Trek: Into Darkness
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In medias res, und wie: Zwei vermummte Gestalten rennen um ihr Leben vor einer aufgebrachten Horde, Speere fliegen dem Zuschauer um die Ohren, ein Vulkan droht auf einer Insel auszubrechen - und das ist nur ein Bruchteil des Geschehens, was dem Zuschauer in den ersten zehn Minuten des neuen Star-Trek-Films "Into Darkness" präsentiert wird. Es ist ein Vorgeschmack auf die kommenden rund zwei Stunden.

Regisseur J.J. Abrams, Erfinder der "Lost"-Serie und bereits verantwortlich für den Neustart der Serie vor vier Jahren, bietet mit seinem neuen Werk nämlich berauschendes Popcornkino. Special Effects werden hier dank CGI verblüffend realistisch dargestellt, Kampfszenen in den Tiefen des Weltalls in Extrem-Totalen gezeigt, Actionszenen avancieren zu einem wahren Hochgenuss. Hier wird geprotzt, nicht gekleckert.

Dazu tragen auch die gelungenen 3D-Effekte bei — tatsächlich merkt man dem Film diese zusätzliche Ebene an. Im Gegensatz zu vielen reichlich misslungen 3D-Projekten, bei denen es wohl nur um den Mittel zum Zweck ging.

Gesamtes Publikum wird eingefangen

Ein wenig lächeln ist derweil auch erlaubt, Humor ist aber ansonsten im Plot rar gesät. Dieser Spagat gelingt Abrams und seinen Drehbuchautoren auch recht gut. Mit einem Bombenanschlag auf ein Gebäude in London nimmt der Plot endgültig an Fahrt auf, der Täter soll zu allem Überfluss aus den eigenen Reihen stammen. Bevor sich aber Jim Kirk (Chris Pine), Commander Spock (Zachary Quinto) und Co. auf die Suche nach dem Unbekannten machen können, muss der noch recht ungestüme Captain ein paar Rückschläge hinnehmen. Aber man kann es ahnen: Die machen einen ja bekanntlich nur stärker.

Die Story bietet nämlich — und auch das kann man erahnen - Altbekanntes. Trotz diverser Plot-Twists mag nicht wirklich Spannung aufkommen. Es scheint zumeist so, dass Kirk und Gefolge nur kurzfristig aus der Bahn geworfen werden können — auf Kurs bleiben sie dennoch.

Für "Trekkies" ist derweil aber gesorgt: Fans werden auf ihre Kosten kommen, neben einem erneuten Gastauftritt von "Alt-Spock" (Leonard Nimoy), wird das Raumschiff, die USS Enterprise, in solch einer Eleganz auf die Leinwand projiziert, dass selbst einem Außenstehenden das Popcorn im Halse stecken bleibt.

Und eben dieses Problem, das Ködern von neuen Fans und das Erhalten der Fangemeinde, meistern die Verantwortlichen wie schon beim Neustart der Serie problemlos. Allzu symptomatisch dafür: Neben Warp-Effekt, Beamen per Knopfdruck und hochmodernen Waffen, kommen die guten, alten Schlägereien zwischen Männern weiß Gott nicht zu kurz. Wir entdecken zwar mittlerweile neue Welten, aber hey, menschlich sind doch trotzdem irgendwie alle.

Ab in die Dunkelheit

So weit, so bekannt das Szenario. Das kann man von dem von Benedict Cumberbatch ("Dame, König, As, Spion") verkörperten Antagonisten John Harrison nicht behaupten. Der Brite spielt Kirks Gegenspieler mit solch einer genialen und unterkühlten Verschlagenheit, dass man sich automatisch an seine bisherige Paraderolle "Sherlock" aus der BBC-Serie erinnert fühlt — irgendwie genial daneben, bloß weitaus düsterer. Die restlichen Figuren können diesbezüglich nicht mithalten, was aber auch ihrer Natur geschuldet ist. Kirks Katharsis vom abgehobenen zum geläuterten Captain ist nicht wirklich überraschend, Hauptdarsteller Pine kann dabei nur verlieren.

Eine wirkliche Schwäche zeigt das Werk aber letztlich dennoch — und eben jene größte Stärke wird dort zum Bumerang: "Into Darkness", also in die Dunkelheit, will der Film uns führen. Das gelingt den Machern schlichtweg nicht. Bei all den hochauflösenden Totalen und fantastischen Actionsequenzen gehen die Abgründe verloren — selbst der vom Krieg verwüstete Planet Kronos wirkt lediglich wie ein weiterer Abenteuerspielplatz der Protagonisten. Ein altbekanntes Dilemma von Großproduktionen aus der Traumfabrik Hollywood.

Und so bleibt am Ende die Erkenntnis, dass es sich bei dem neuen Star-Trek-Film um einen wirklich sehenswerten Blockbuster handelt. Die ersten zehn Minuten des Films versprechen viel, sie werden auch gehalten — mehr darf man dann aber auch nicht erwarten.

(jco/csi)