Kino-Kritik Schlauer Bankraub-Krimi

Düsseldorf · Es ist Zeit, dass man die Fenster der Paläste mit dem Pflaster der Straße einwirft. Bis hierhin mag mancher dem schwarzen Umstürzler Michael X, der im Großbritannien der späten 60er und frühen 70er-Jahre dem amerikanischen Revoluzzer Malclolm X nacheifert, vielleicht gar nicht widersprechen.

In Roger Donaldsons spannendem, flottem Tresorknackerfilm "Bank Job" entpuppt sich Michael X (Peter De Jersey) aber schnell als der korrupteste Profiteur weit und breit. Man kann "Bank Job" also als bösen Beitrag des Regisseurs Roger Donaldson ("Todesstille", "Thirteen Days") zur 68er-Debatte zeigen, als Verneinung der verklärten Anekdoten über die moralische Höhenkammeroberung.

Michael X erpresst mit kompromittierenden Fotos einer Windsor- Prinzessin den Staat, und der Geheimdienst macht sich daran, ihm das PR-Dynamit vor der Zündung zu entwinden. Womit wir bei den Helden dieser Geschichte wären, den profitgierigen Profikriminellen um den Autohändler Terry Leather (Jason Statham), die sich für Politik und Gerechtigkeit nicht interessieren, nur für Risikomargen und Fluchtwege.

In der Welt falscher Ehrbarkeit und geheuchelter Empörung, die "Bank Job" aufbaut, stellen sie die ehrbare Werktätigenschicht dar, die Klasse der unverblümten Pragmatiker. Leathers Bande wühlt sich vor in die Schließfachkasematten der Lloyd's Bank. Doch längst hat sich ein Manipulator eingeschlichen, wird die Bande nach dem Willen der Geheimdienstoperateure als entbehrliches Werkstück zwischen System und Revolte geklemmt.

Der Australier Donaldson, Jahrgang 1945, hat sich stets als Nachfahr der alten Studio-Regisseure Hollywoods positioniert. "Bank Job", der mehrere Handlungsstränge souverän zusammenhält, könnte schon als einfacher Bankraubthriller überzeugen. Aber die ätzenden Zweifel am Aufbruchswillen von einst machen "Bank Job" zu einer erstklassigen Politkomödie. Sie beruht auf einem wahren Fall, der 1971 erst Schlagzeilen machte und dann unter eine Nachrichtensperre fiel. Donaldsons Gedankenspiel ist nun die späte Strafe für die Beschädigung der Pressefreiheit.

(RP)
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