Handkante und Turbozunge "Rush Hour 2" - Klischees vom schwarzen Mann

Frankfurt/Main (rpo). Pausenlose Action, kernige Schlägereien und Dauergequassel: Willkommen in "Rush Hour 2". Die Fortsetzung des weltweiten Kinohits "Rush Hour" mit Jackie Chan als Lee und Chris Tucker als Carter setzt nahtlos dort an, wo der erste Teil endete.

Die Rollenverteilung ist bestens bekannt: Chan spielt den schon etwas gereifteren Chinesen, dessen Kampfkünste die Kontrahenten gleich dutzendweise ins Reich der unsanften Träume befördern. Der schwarze Hollywood-Star Tucker ist zwar auch nicht schlecht bei Fuß, aber seine gefährlichste, vor allem aber nervenaufreibendste Waffe ist eindeutig sein loses Mundwerk, das auch in fremder Umgebung nie zum Stillstand kommt. In die ehemalige britische Kronkolonie ist Carter gereist, um dort einige verdiente Urlaubstage bei seinem Freund Lee zu verbringen. Schließlich sind beide im ersten "Rush-Hour"-Film ja arg strapaziert worden.

Doch eine Explosion in der amerikanischen Gesandtschaft, perfekte Geldschmuggler, ein smart-skrupelloser Gangsterchef und seine betörende Auftragsmörderin sorgen für höchst aktionsreiche Urlaubstage. Dazu hat Lee alle Mühe, das Schnoddermaul daran zu hindern, von einem Fettnäpfchen ins nächste zu stolpern. Denn was den schwarzen Witzbold im heimischen Los Angeles so unterhaltsam erscheinen lässt, findet unter Chinesen entweder kein oder das falsche Verständnis. Das Finale des Streifens erlebt das ungleiche Duo dann allerdings in Las Vegas, dem amerikanischsten aller Orte. Dort wird das neue Red Dragon Hotel samt Spielcasino eröffnet.

Pech für das Mobiliar, dass Lee und Carter bei der Feier mit von der Partie sind...

In den USA war "Rush Hour 2" im Vorjahr einer der erfolgreichsten Filme. Auch hier zu Lande wird sich das wohl ausschließlich jugendliche Publikum an den Kinokassen anstellen, um seinen Spaß mit dem populären Handkanten-König Jackie Chan und Chris Tucker zu haben. Die beiden sind nicht nur im Alter - Chan ist 47, Tucker erst 29 -, sondern auch äußerlich höchst verschieden. Dazu ist der in Hongkong geborene Arbeitersohn Chan ernst und beherrscht, der aus den Südstaaten stammende schwarze Komiker dagegen endlos albern.

Den Kinogängern gefällt diese Multi-Kulti-Mischung offensichtlich. Und sie stören sich offenbar auch nicht daran, dass Tucker in seiner Rolle alle Klischees vom dauerbrünstigen, zotenreißenden und tanzwütigen schwarzen Mann erfüllt. Das vorwiegend weiße Publikum in den Kinos der westlichen Welt lacht gerne darüber, und Tucker verdient Millionen damit. Aber das Ganze hat einen faden Beigeschmack, zumal vor einigen Jahren gewiss noch der Verdacht geäußert worden wäre, hier mit einer besonders perfiden Form von Rassismus konfrontiert zu sein.

Die von Jackie Chan verkörperte Rolle von Handkanten-Lee hat mehr Würde, zumal der Chinese ein Meisterakrobat ist, dessen langjährige Ausbildung ihn zu Szenenauftritte befähigt, die ziemlich konkurrenzlos in der Branche sind. Der elegante John Lone, ebenfalls ein gebürtiger Hongkonger, macht aus dem Gangsterboss Ricky Tan einen abgefeimt hintergründigen Bösewicht, der etwas Klasse in die sehr simpel ablaufende Geschichte bringt. Den Produzenten und dem Regisseur Rattner, bekannt für seine Musikvideos, hat sich mit den beiden "Rush-Hour"-Filmen eine Goldader geöffnet, Fortsetzung folgt ganz bestimmt.

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