Depardieu und Reno in französischer Komödie Ruby und Quentin - Der Killer und die Klette

Tollpatschige Männerduos, die das Beste wollen und doch nur Chaos verbreiten sind seine Spezialität. Regisseur Francis Veber geht auch in seinem neuesten Streich "Ruby und Quentin" auf (chaotische) Nummer sicher - und hat mit den beiden französischen Stars Gérard Depardieu und Jean Reno wieder ein paar Asse im Ärmel.

<P>Tollpatschige Männerduos, die das Beste wollen und doch nur Chaos verbreiten sind seine Spezialität. Regisseur Francis Veber geht auch in seinem neuesten Streich "Ruby und Quentin" auf (chaotische) Nummer sicher - und hat mit den beiden französischen Stars Gérard Depardieu und Jean Reno wieder ein paar Asse im Ärmel.

Der Komödienroutinier Veber ist auch für Lacherfolge wie "Die Filzlaus", den "Großen Blonden mit dem schwarzen Schuh" und "Ein Käfig voller Narren" verantwortlich, und wer sich dort schlapp gelacht hat, ist auch in seinem neuen Film goldrichtig. Als "großer Blonder" fungiert diesmal Gérard Depardieu, der den coolsten Star des französischen Kinos, Jean Reno, zur Weißglut bringen darf.

Immer nach bewährter Versuchsanordnung: Man sperre einen zerstreuten, dummen, schüchternen oder sonstwie schrägen Vogel mit einem abgebrühten Zyniker zusammen, der glaubt, dass er bereits alles gesehen hat, - und wartet ab, was passiert. Depardieu ist Quentin, ein sagenhaft blöder Kleinkrimineller, der schon mehrere Mitbewohner im Kittchen in den Wahnsinn getrieben hat. Denn der Trottel, ein überaus sonniges Gemüt, quasselt, bis die Ohren bluten. Nicht umsonst heißt die Komödie im Original "Tais-toi!", also "Klappe!".

Da trifft es sich gut, dass sein neuer Zellengenosse Ruby total verstummt ist. Ruby, ein Gangster mit schweren Augenringen, hat eine tiefschwarze Seele: Seit sein Boss seine Geliebte umgebracht hat, brütet Ruby über Rachegedanken; im Stillen hat er bereits seinen Knastausbruch organisiert und täuscht dazu einen Selbstmordversuch vor. Effizient und eiskalt wie immer.

Doch Quentin, der aus unerfindlichen Gründen Ruby als seinen Freund adoptiert hat, zerfließt vor Fürsorge und kommt ihm mit seinem eigenen dilettantischen Fluchtplan zuvor, kidnappt ihn quasi und flüchtet mit ihm per Kran-Käfig über die Mauer. Mit dem sich heftig wehrenden Ruby kariolt er alsdann quer durch Paris, verfolgt von Polizei und Gangstern.

Auch Frauenkleider fehlen nicht

Von Anfang an steht es 1:0 zwischen Depardieu und Reno, denn letzterer darf nur seine übliche Profikiller-Rolle variieren und ist in den Fängen des grandiosen Dummbeutels Quentin zur Passivität verdammt. Depardieu jedoch, der bekanntlich alles spielen kann, hat für die Rolle 100 Pfund abgespeckt und befindet sich in komödiantischer Hochform: Quentin, ausgestattet mit der Grazie einer Dampfwalze und dem Gemüt eines Kleinkindes, ist so unschlagbar wie Obelix.

Wie der vollkommen ironie-resistente Simpel Rubys samuraihafte Coolness wegwischt und ihn in totale Verwirrung stürzt, - das sind unbezahlbare Momente, die manche flaue Actionszene vergessen macht. Veber, der mit Depardieu bereits die Komödie "Ein Mann sieht rosa" drehte, reicht diesmal leider nicht an das Niveau seiner sonstigen Erfolge heran.

Das meiste, was über die Interaktion der beiden Helden hinausgeht, erscheint mal klamottig und schwergängig, mal unerwartet düster; eine Liebesgeschichte aus dem Nichts muss sichtlich als Füllsel herhalten. Nicht fehlen dürfen Travestie-Déjà-Vus - doch wie stets verfehlt es auch hier seine Wirkung nicht, wenn das seltsame Paar auf seiner Flucht Frauenkleider anziehen muss. Zu lachen gibt es also trotzdem genug: Die unwahrscheinlichsten Accessoires - hier etwa ein Autotelefon, eine Blechdose, aus der es muht, und ein psychologischer Rorschach-Test - gebären aus dem Hinterhalt eine blitzschnelle, alberne Dialog- und Situationskomik.

Depardieu als Quentin, der aus den falschen Gründen stets das Richtige tut, ist als begnadeter Tor grandios. Trotz einiger schwacher Momente beweist Veber erneut, dass er im kleinen Finger mehr Gefühl für Tempo, spritzige Dialoge und schwarzen Humor hat als eine ganze Fußballmannschaft hiesiger Humor-Grobmotoriker, und seien sie noch so teuer gefilmfördert.

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