Ost-West-Komödie "Liebe Mauer" mit Felicitas Woll Romantische Zeitreise ins Jahr 1989

(RP). Nein, eine Liebeserklärung an die Mauer ist dieser Film nicht. Die Mauer trennt die Liebenden aus Ost und West. Aber ohne die Mauer hätten sich die Studentin Franzi (Felicitas Woll) und der Grenzsoldat Sascha (Maxim Mehmet) andererseits nicht kennengelernt. Es ist eben sehr reizvoll, wenn man dicht am "antifaschistischen Schutzwall" wohnt, mit dem Fernglas auf die andere Seite zu schauen. Und dabei kann es schon einmal funken. Wie bei Franzi und Sascha.

Ost-West-Komödie "Liebe Mauer" mit Felicitas Woll: Romantische Zeitreise ins Jahr 1989
Foto: Warner Bros.

(RP). Nein, eine Liebeserklärung an die Mauer ist dieser Film nicht. Die Mauer trennt die Liebenden aus Ost und West. Aber ohne die Mauer hätten sich die Studentin Franzi (Felicitas Woll) und der Grenzsoldat Sascha (Maxim Mehmet) andererseits nicht kennengelernt. Es ist eben sehr reizvoll, wenn man dicht am "antifaschistischen Schutzwall" wohnt, mit dem Fernglas auf die andere Seite zu schauen. Und dabei kann es schon einmal funken. Wie bei Franzi und Sascha.

"Liebe Mauer" ist wieder so ein Film, der Angriffe von zwei Seiten riskiert: Die einen werden ihm Verharmlosung von DDR-Unrecht vorwerfen, denn es gibt in ihm keine Mauertoten, nicht einmal Misshandlungen in der Haft. Auf der anderen Seite gibt es immer noch Ewiggestrige, die "staatsfeindliche Hetze" wittern, wenn ein Film ihren untergegangenen Staat kritisch beleuchtet. Ein beliebter Vorwurf gegen solche Filme ist der der westlichen Perspektive. Tatsächlich aber war Peter Timm selbst DDR-Bürger und hat eigene Erfahrungen verarbeitet.

Er tut das ohne Bitterkeit und voller Verständnis für jene Bürger, die bei aller Unzufriedenheit in der DDR bleiben möchten. Visuell werden Ost und West nicht überdeutlich kontrastiert. Franzi lebt in einem verfallenen Kreuzberger Mietshaus; da ist nichts vom Goldenen Westen zu spüren. Und die Siedlung, in der Sascha lebt, ist alles andere als grau.

Es ist ohnehin ein fiktiver Ort, an dem der Film spielt. Der Schauplatz wird zwar Berlin genannt, aber gedreht wurde in Halle. Die Kulissen leugnen nicht mal ihre Kulissenhaftigkeit. "Liebe Mauer" ist ein romantisches Märchen und entzieht sich somit einer Kritik, die historische Ungenauigkeiten beanstandet.

Zur romantischen Liebesgeschichte gesellt sich allmählich eine Agenten- und Verwechslungskomödie: Von Stasi und CIA wird Franzi für eine raffinierte Agentin gehalten, die den naiven Sascha für ihre Zwecke einspannt. Die Situation eskaliert, als Franzi mit der FDJ-Aktivistin Uschi (Anna Fischer) Kleidung und Pass tauscht. Die Westlerin führt das Leben der Ostlerin und umgekehrt; hier wird genüsslich "Das doppelte Lottchen" zitiert.

Neben den sympathischen Hauptdarstellern glänzt vor allem Thomas Thieme als Stasi-Offizier Kutzner. Aus der Figur hätte leicht eine Knallcharge werden können. Thieme verleiht ihr Humor und Würde. Das macht den Mann glaubhaft — und gefährlich.

Bewertung: 4 von 5 Sternen

(RP)
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