Komödie "Meine Frau, unsere Kinder und ich" Robert De Niro regelt sein Erbe

(RP). 2000 musste Ben Stiller als Gay Focker in der Komödie "Meine Braut, ihr Vater und ich" seinen Schwiegervater (Robert De Niro) noch davon überzeugen, dass er kein Waschlappen ist. Nun soll er im dritten Teil der Filmreihe "Meine Frau, unsere Kinder und ich" dessen Nachfolge antreten.

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Wenn das Glück kommt, ist es Zeit, zu gehen. Nicht im Leben, aber im Kino. Wenn nach knapp zwei Stunden der Verwicklungen, des Haders und der Fehden alle Missverständnisse geklärt sind und die Umarmungen beginnen, ist der Abspann nicht weit.

Im Unterhaltungsgewerbe gilt noch immer die alte Märchenmaxime, dass nach dem Ende der Geschichte die Figuren bis ans Ende aller Tage in ihrer Traumehe selig weiterleben sollen, um mindestens das halbe Königreich reicher. Ganz selten begreift mal jemand, dass auch das Kitsch genießende Publikum ein bisschen Lebenserfahrung mitbringt und einen Rest Misstrauen aus dem Kino trägt. Was, fragen wir uns immer wieder, mag wohl wirklich weiter im Leben der gerade kurz mal besuchten Filmgestalten passieren?

Fockers, die Dritte

Die Produzenten der Filmreihe um die Sippschaft der Fockers haben aus unserem Misstrauen ein Geschäftsmodell gemacht. Alle paar Jahre rufen sie uns zurück ins Kino und zeigen uns, wie es weitergeht mit dem Krankenpfleger Gaylord Focker (Ben Stiller) und dessen nicht unkomplizierter Verwandtschaft. "Aah, ich spüre eine starke Familiendynamik", sagt die Leiterin einer piekfeinen Eliteschule mal im neuesten Teil, "Meine Frau, unsere Kinder und ich", und damit ist wunderbar die Sprachverdrehungstechnik feiner Leute porträtiert. Die scheinbar positive Bemerkung drückt nämlich Ekel aus. Die Fockers sind unheilbar zerstritten, unberechenbar eskalationsbereit und keinesfalls Elternmaterial für die kleinen Prinzen und Prinzessinnen einer Eliteschmiede.

Im Jahr 2000 hatte Ben Stiller seinen ersten Auftritt als Gay Focker, in "Meine Braut, ihr Vater und ich". Er musste damals nicht nur einen Familien-, sondern einen verdichteten Kulturkonflikt durchstehen. Sein von Robert De Niro gespielter Schwiegervater Jack Bruce war ein erzkonservativer, autoritärer, übergriffiger Adrenalinjunkie, der Gaylord schlicht für einen niveaulosen Jammerlappen hielt.

2004, in "Meine Frau, ihre Schwiegereltern und ich", mussten Gays Psyche und Ehe dann den Zusammenprall der Bruces mit seinen Eltern (gespielt von Barbra Streisand und Dustin Hoffman) überstehen. Und nun, sechs Jahre später, erleidet der Schwiegervater einen kleinen Herzinfarkt, erkennt die eigene Endlichkeit und trägt Gay an, sich schon mal auf die Rolle des Gesamtfamilienoberhauptes einzustimmen. Prompt durchrieselt vom Komponisten Nino Rota entliehenes sizilianisches Edelpathos die Tonspur, und Gaylord gewöhnt sich Gesten wie Don Corleone aus "Der Pate" an.

Von allem etwas

Dem Drehbuch kann man allerdings nicht vorwerfen, es arbeite allzu konsequent mit diesem Motiv der Verwandlung und Verhärtung. Es will viel, es tippt die Themen Ehebruch, Leidenschaftsermüdung, Erektionsprobleme, Geldnöte, Erziehungsprobleme und die elterliche Sorge um enorme Entwicklungsdifferenzen bei Zwillingen an, aber es bringt nichts zu Ende und selten etwas auf den Punkt. Nüchtern gesagt, ist dies das bislang verquälteste Drehbuch einer Filmreihe, die stets Schwierigkeiten mit sich selbst gehabt hat. Sie will klassische Familienmuster parodieren, die amerikanische Prüderie verspotten und die Aufgeklärtheit und Liberalität junger Familien veräppeln, ohne jemandem wehzutun.

Die Reihe basiert übrigens auf einem kleinen Independent-Filmchen namens "Meet the Parents" von Greg Glienna und Mary Ruth Clarke aus dem Jahr 1992, das Hollywood ins Auge stach und für Remake-Zwecke gekauft wurde. Acht Jahre hat es dann gedauert, bis die erste Großbudget-Variante auf die Leinwand kam. Das Original war da längst aus dem Verkehr gezogen. Doch "Meine Frau, unsere Kinder und ich" ist wieder einmal ein Beispiel für einen mit vielen Fehlern behafteten Film, der trotzdem leidlich unterhaltsam ist.

Viele kleine große Momente

Viele kleine Momente sind nämlich gelungen, dank einiger nicht zerredeter Frechheiten des Drehbuchs und der Lust der Schauspieler an ihren Figuren in einer eher biederen Inszenierung von Paul Weitz.

Vor allem aber geht es ja ums Älterwerden nicht nur von Jack Bruce. Wie De Niro, Streisand und Hoffman Figuren zeigen, die ihr Alter nicht akzeptieren wollen, das kann man als autobiographische Notizen alternder Superstars lesen. Oder, um beim großen Thema zu bleiben: Hier wissen alle, dass es kein Happy End geben kann, vielleicht aber ein Hinausschieben des bösen Endes, das auf uns alle wartet.

Bewertung: 3 von 5 Sternen

(RP)
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