In "Ice Age 4" teilen sich die Kontinente Räudiges Rudel auf großer Fahrt

Berlin · Wie bringt man ein Mammut, ein Faultier und einen Säbelzahntiger auf eine einsam im Meer treibende Eisscholle? Für Katastrophen solcher Art ist seit Urzeiten das paläolithische Eichhorn Scrat verantwortlich: Dessen ewig-hysterische Jagd nach der Nuss setzt in "Ice Age 4 - Voll verschoben" diesmal die Kontinentaldrift in Bewegung.

"Ice Age 4 - voll verschoben"
12 Bilder

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Mit ihr geraten auch die Freunde Manny (deutscher Sprecher: Arne Elsholtz), Sid (Otto Waalkes) und Diego (Thomas Fritsch) in Bewegung. Von ihren Familien getrennt, aber in der Stammbesetzung wieder vereint, schippern die ungleichen Helden neuen, wie immer äußerst turbulenten Abenteuern entgegen.

Die Ereignisse von Jahrmillionen auf actiontaugliche Bruchteile von Sekunden zu reduzieren, ist seit jeher die Stärke der "Ice Age"-Saga. Auch im vierten Teil der Animationsserie gleicht das eiszeitliche Leben und Überleben einer rasanten Schlittenfahrt von einer Gefahr zur nächsten, der katastrophale Beginn nebst wildem Ozeanritt dient da eher zum Luftholen.

Dabei ist die Botschaft doch immer dieselbe: Gletscher bersten, ganze Gebirge stürzen ins Meer, doch die Freundschaft übersteht jeden Sturm.

Familienwerte und Freundschaft im stillen Konflikt

Die dramatische Trennung von Haupt- und Nebenfiguren zeigt aber auch das klitzekleine Problem dieser Botschaft: Sie steht im stillen Konflikt mit den Familienwerten, die im Hause Blue Sky Studios höher gehalten werden als bei der Konkurrenz von Pixar und mit jedem Teil mehr Gewicht bekamen.

Mammut Manny verliert die wachsame Obhut über seine pubertierende Tochter Peaches, Faultier Sid ist seine aufgekratzte Sippe nach der ersten Begegnung schon wieder los - mehr denn je ist "Ice Age 4 - Voll verschoben" ein Mehrgenerationenfilm, der die Bedürfnisse neuer und alter Zuschauergruppen unter einen Hut zu bringen versucht. Der Zusammenhang der ebenfalls auseinanderdriftenden Handlungsteile geht dabei etwas verloren.

Das erstmals verantwortliche Regieduo Steve Martino und Mike Thurmeier hat jedoch genug Einfälle, um diese dramaturgische Schwäche auszugleichen. Hauptantagonist des Trios ist diesmal der Seeräuber Käpt'n Utang, der nicht nur schauerlich singt, sondern auch über eine verwegene Bande gebietet: ein messerschwingendes Zombiekarnickel, ein als Piratenflagge verwendbarer Dachs und ein neunmalschlauer Seelöwe lehren die Freunde das Fürchten.

Mit seinen schlechten Zähnen und Dreispitz-Haarkranz ist der Oberaffe unschwer als "Hommage" an Geoffrey Rushs Captain Barbossa aus den "Fluch der Karibik"-Filmen zu erkennen. Und auch im Soundtrack schreitet die Kannibalisierung des Blockbuster-Genres munter voran: Mit klassischen Motiven aus solchen Filmen und immer wieder Beethovens Neunter hat Komponist John Powell ("Das Bourne Ultimatum") einen Heidenspaß.

Drei Helden und kein Pflegefall

Neu zu Diegos "räudigem Rudel" stößt außerdem Sids herrlich verzottelte Oma. Trotz einer zänkischen Natur und bedenklicher Körperhygiene ist dieses Faultier beileibe kein Pflegefall.

Auch "Ice Age 4" präsentiert sich im Ganzen etwas zerfranst, aber quicklebendig. Wie Mammutmädchen Peaches seine Teenie-Problemchen meistert, wird zwar ältere und jüngere Zuschauer kaum interessieren. Doch Abwechslung ist garantiert, und wenn der Piratenschreck die Kleinsten zu sehr ängstigt, hat Scrat sicher schon die nächste irre Idee.

Die beste Idee war es wohl, den zweiten 3D-Film der Reihe in die Hände von Martino und Thurmeier zu legen, die ihre Fähigkeiten mit den Kurzfilmen "Scrat's Continental Crack-Up 1&2" bewiesen haben. Solange das Eichhörnchen seine Nuss nicht zu knacken kriegt, bleibt das Ende der Saga nochmals verschoben.

(APD)
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