Biopic "The Lady — ein geteiltes Herz" von Luc Besson Porträt der tapferen Aung San Suu Kyi

Vielleicht ist es der Moment, als Aung San Suu Kyi das erste Mal vor einer Menschenmenge spricht. Sie hat sich weiße Orchideen ins Haar gesteckt, die so zart und empfindlich wirken wie sie selbst. Doch als sie an die Mikrofone tritt, die Menschen ihr erst schweigend zuhören, dann stürmisch applaudieren als sie vom Weg Birmas in die Demokratie spricht, da richtet sie sich auf. Da fährt eine Kraft in ihren Körper, die sie nicht mehr verlassen wird. Da wird sie zur Freiheitskämpferin.

So zeigt es Luc Besson in seinem Porträt "The Lady — Ein geteiltes Herz". Der Film kommt nun zu einer Zeit ins Kino, da Aung San Suu Kyi ein erstes Ziel ihres politischen Kampfes erreicht hat: Am 1. April zog sie mit ihrer Partei ins Parlament ein. Doch Besson interessiert sich wenig für die Politik. Er will seine Zuschauern bewegen durch die Privatgeschichte einer wahrlich kompromisslosen Frau. Besson gehört zu den Vielseitigkeits-Regisseuren, die sich nicht auf bestimmte Genres festlegen. Er hat harte Actionfilme gedreht wie "Nikita", tragische Klassiker wie "Leon, der Profi", Fantasyabenteuer wie "Arthur und die Minimoys", und jetzt legt er ein Biopic vor, das eine lebende Freiheitskämpferin feiert. "The Lady" ist ein im Ton der Bewunderung gedrehter Film, voller Achtung vor dem Lebenswerk der zähen Kämpferin und Nobelpreisträgerin. Besson zeichnet den Weg einer Frau nach, die sich eigentlich gut eingerichtet hatte in ihrem Leben. Verheiratet mit einem Oxford Professor, Mutter zweier Söhne, die Schrecken der Diktatur in ihrer Heimat wirken in ihrem gemütlichen britischen Heim weit weg. Da wirkt Aung San Suu Kyi wie eine von uns.

Doch sie stammt aus einer politischen Familie, der Vater kämpfte für die Unabhängigkeit Birmas und wurde ermordet. Es ist wohl dieses Erbe, das die tapfere Frau dazu bringt, sich nach Jahren des Exils auf den politischen Kampf in ihrer Heimat einzulassen und 15 Jahre Hausarrest durchzustehen.

Welch hohen Preis sie dafür zahlt, setzt Besson bestürzend in Szene. Denn als ihr Mann in England erkrankt, hat sie die furchtbare Wahl, ihren Kampf aufzugeben oder ihren Mann einsam sterben zu lassen. Negative Züge erlaubt Besson seiner Hauptfigur nicht. Aung San Suu Kyi wirkt immer bescheiden, besonnen, beseelt von ihrer Aufgabe. Dramaturgisch ist das wenig spannend, doch Besson hat sich entschieden, der Demokratie-Vorkämpferin Birmas ein Denkmal zu bauen. Das macht er anrührend. Und wahrscheinlich zu Recht.

Bewertung: 3 von 5 Sternen

(RP)
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