Paradoxe Blondinenwitze in "Natürlich blond 2"

Frankfurt/Main (rpo). Elle Woods, die Heldin mit Pinkfimmel, beweist in der Komödie "Natürlich blond 2" überzeugend, dass Frauen, die nach der Macht greifen, keine grauen Mäuse mehr sein müssen. Doch das ist nicht die einzige Botschaft dieser parodistischen Komödie über einen wandelnden Blondinenwitz, die zu paradoxen Einsichten führt.

Natürlich blond 2
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<P>Frankfurt/Main (rpo). Elle Woods, die Heldin mit Pinkfimmel, beweist in der Komödie "Natürlich blond 2" überzeugend, dass Frauen, die nach der Macht greifen, keine grauen Mäuse mehr sein müssen. Doch das ist nicht die einzige Botschaft dieser parodistischen Komödie über einen wandelnden Blondinenwitz, die zu paradoxen Einsichten führt.

Die kalifornische Blondine Elle, die im ersten Film noch unerwartet ihr Hirn im hübschen Kopf entdeckt und mit rosa Laptop, Gucci-Stöckeln und Chihuahua unterm Arm die Harvard-Universität aufgemischt hatte, ist nun Anwältin, verlobt, und geht aufs Ganze. Als sie erfährt, dass die Mami ihres Schoßhündchens Bruiser, dem sie einen Stammbaum erstellen ließ, für Kosmetik-Tierversuche herhalten muss, will sie den Konzern verklagen.

Von den Chefs ihrer Kanzlei umgehend gefeuert, beschließt sie, die Sache selbst in die Hand zu nehmen, zieht nach Washington und betreibt im Capitol im Büro einer befreundeten Kongressabgeordneten Wühlarbeit für ein Gesetz gegen Tierversuche. Angetan mit einem rosa Kostümchen im Jackie-Kennedy-Stil, das Elle viel modisches Kopfzerbrechen bereitete - weder "zu Hillary", noch "zu Monica" darf das Outfit sein - gestaltet Elle sogleich ihren Schreibtisch in einen rosa Albtraum mit hundeknochenförmigem Handy um.

In einem ähnlichen Szenario wie im ersten Film wird die quietschfidele Kongress-Barbie nun von allen Seiten gemobbt, was sie mit königlichem Selbstbewusstsein ignoriert, - um schließlich ihre stutenbissigen Gegnerinnen komplett umzudrehen: Eine Paraderolle für Reese "das Kinn" Witherspoon, deren täuschend kindliche Stupsnase so charmant mit ihrem energischen Unterkiefer kontrastiert.

Zwar ist diesmal der Überraschungseffekt des ersten Teils, nämlich die Interpretation der Welt aus der Perspektive von Schönheitssalon und Boutique, dahin. Aber auch die Fortsetzung kann aus den tieferen Einsichten einer gutartigen Narzisstin kreative Wege zur Problemlösung aufzeigen.

Beharrlichkeit einer freundlichen rosa Dampfwalze

Man mag sich nun ganz un-Elle-mäßig das Haar darüber raufen, dass sich die blonde Intelligenzbestie gegen Tierversuche ins Zeug legt statt gegen dringenderes Menschenelend. Man mag die politische Arbeit im Capitol, die Winkelzüge zwischen Abgeordnetenbüros, Hearings und Hinterzimmern, als deutscher Zuschauer nur schwer verstehen. Man mag das Product Placement der Modefirma Versace etwas zu aufdringlich finden und die Anspielung auf den sehr ernsthaften Filmklassiker "Mr. Smith Goes to Washington" mit James Stewart als Volksheld, ziemlich dreist.

Zieht man jedoch die parodistische Übertreibung ab, so ist Elle, die mit der Beharrlichkeit einer freundlichen rosa Dampfwalze ihre Ziele verfolgt, geradezu das Modell eines emanzipatorischen weiblichen Eigensinns, der sich von hinderlichen Denkverboten und Vorurteilen freimacht. Wenn die make-up-bewanderte Blondine die verblüffte Ausschussvorsitzende auf ihre Lippenstiftfarbe anspricht und damit den Bogen zu Tierversuchen schlägt und einen republikanischen Senator beim Gassigehen für ihre Sache einspannt, weiß sie, dass das konkrete Alltagserleben den Gesetzesvertretern näher ist als abstrakte Vorlagen.

Mit ihrer pinkfarbenen Garderobe im Meer ängstlich angepasster Business-Kostümträgerinnen bricht sie ebenso eine Lanze für weiblichen Nonkonformismus und frische Ideen, wie einst eine Punkerin mit durchstochenen Ohren - und sie sieht besser aus. Und wenn es ihr schließlich gelingt, ihr feminines Netzwerk zu aktivieren und eine Demo mit einer Million Tussis samt Hündchen zu organisieren - einige tragen hübsche Che-Guevara-Mützchen mit rotem Stern - wird erst recht klar, dass das muntere Filmchen unter seiner Maske der Dämlichkeit der vielleicht subversivste Spaß dieses Sommers ist. Empfehlenswert nicht nur für Angela Merkel.

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