Disney-AG spielt in erster Reihe "Monster AG" - Meilenstein der Computeranimation

Frankfurt/Main (rpo). Verrückte Einfälle, konsequent weitergesponnen, beschert Kindern und Erwachsenen einen der originellsten Trickfilme der letzten Zeit.

Buuh! Kinder fürchten sich bekanntlich, wenn das Licht ausgeht, und schauen vorsichtshalber unter das Bett und in den Kleiderschrank; dort könnte sich ja ein Schreckgespenst verstecken. Die erste geniale Idee des neuen Disney-Trickfilms "Monster AG" ist, dass die Kleinen Recht haben: Hinter der Tür wartet wirklich ein Monster, sogar wie im Kaninchenloch bei "Alice im Wunderland" ein ganzes Paralleluniversum, Monstropolis geheißen.

Sobald es dunkel wird in der Menschenwelt, steht in Monstropolis pro Tür ein Monster in den Startlöchern, um hineinzustürmen in die Kinderzimmer und die Kleinen gehörig zu verschrecken. Ein Monster-O-Meter misst die Höhe der Schreie, denn Angstschreie sind die Energiequelle der Stadt, ein exaktes Spiegelbild der westlich zivilisierten Menschenwelt, mit Kreaturen unterschiedlicher Ekelstufe und Charakters, und einer lupenrein skrupellos-kapitalistischen Arbeitswelt. Star der Arbeiter des Energiekonzerns Monster AG ist Sully, der stets die Auszeichnung "Monster der Woche" einheimst und für die Monster AG im Monster-TV wirbt:"We scare because we care" ("Wir erschrecken zu guten Zwecken").

Die tapferen Monster gehen ein großes Risiko ein, denn, so die zweite geniale Idee dieses Films, sie fürchten sich genauso vor den Kindern wie die Kinder vor ihnen. Auf gar keinen Fall dürfen sie mit den Steppkes in Berührung kommen, - dies, so die herrschende Meinung in der Monstermedizin, bedeutet eine tödliche Ansteckung. Und als Sully, das zottelige grüne Star-Monster, von einem Einsatz mit einem zirka zweijährigen Mädchen zurückkehrt, das sich zunächst unbemerkt an sein Rückenfell geheftet hat, bricht in Monstropolis Panik aus.

Sully - und mit ihm sein einäugiger Kumpel Mike - entdeckt jedoch nach einigen Anlaufschwierigkeiten sein Herz für das plärrende kleine Wesen, das er vor seinem größten Rivalen, dem schmierig-reptilienhaften Randall und vor dem krabbenartigen Konzernchef verbergen muss.

Wie schon in "Toy Story" und in "Das große Krabbeln" arbeiten auch diesmal die Disney-Company und die Pixar Animation Studios zusammen, und wieder scheint ein neuer Meilenstein der Computeranimation gesetzt: Noch fließender sind die Bewegungen, noch dreidimensionaler wirken die quasi fotorealistischen Figuren. Man mag nun darüber spekulieren, wieviel die technologischen Fortschritte zum Erfolg eines Films beitragen; bei der "Monster AG" sind es aber gewiss zuerst die unzähligen Hingucker, die witzigen Dialoge, die Zitate quer durch die Pop- und Filmgeschichte und die anrührende Story, die garantiert auch hier zu Lande Groß und Klein begeistern werden. Dabei ist die Handlung oft geradezu "sophisticated" und entwickelt eine schräge Eigendynamik, wie man sie eher in einem Avantgarde-Film vermuten würde.

Es fällt einem oft fast die Kinnlade herunter angesichts der Kreativität der Filmemacher: Absoluter Höhepunkt ist eine atemberaubende Verfolgungsszene, in der Sully und das Kind, das witzigerweise "Boo" heißt, auf ein Türenfließband springen, von einer Tür in die nächste gehen und sich so jedes Mal in die Haushalte auf der ganzen Welt "zappen". Umso auffälliger ist es deshalb, wenn gerade bei Neben-Monstern die Fantasie deutlich zu kurz kommt und auch Sully verdächtig dem "Grinch", und sogar "Shrek" von der DreamWorks-Konkurrenz ähnelt.

Aber sieht man außerdem großzügig darüber hinweg, dass Angsterzeugung - und noch dazu von Kindern - als Energiequelle eine arg sadistische Komponente ist, so lässt sich feststellen, dass zwischen der Disney-Company (trotz des verunglückten "Atlantis") und DreamWorks das Rennen wieder offen ist. Der Wettstreit der beiden Trickfilmkonzerne ist für den Zuschauer, bis jetzt jedenfalls, eine wahre Freude.

"Die Monster AG" kommt am 31. Januar in die Kinos.

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