Western "Meek's Cutoff" Minimalistischer Western über einen Treck in der Wüste Oregons

(RP). In "Meek's Cutoff" erfindet die unabhängige amerikanische Regisseurin Kelly Reichardt das Genre neu

Es war eine Überraschung, als verlautete, US-Indie-Ikone Kelly Reichardt werde als nächstes einen Western drehen. Schließlich ist die Filmemacherin in den vergangenen Jahren mit ihrem konsequenten Kino des Minimalismus bekannt geworden. Ihre Filme "Wendy and Lucy" und "Old Boy" waren zwar keine Kassenschlager, aber Kritik und Fans reagierten enthusiastisch. Und jetzt ein Western?

Nun gibt es im Western ja auch das poetische Sub-Genre der Filme der Langsamkeit und Stille, das unter Kennern höher gehandelt wird. Genau hier setzt Reichardt an, wenn sie eine Episode vom Oregon Trail aus dem Jahre 1845 erzählt. Unzählige Western haben ihre Geschichten entlang eines Trecks erzählt; Reichardt erzählt den Treck –und beweist damit Stilwillen.

"Meek´s Cutoff" ist ein minimalistisch-meditativer Western, der Antonioni mit Malick, Monte Hellman mit Werner Herzog kreuzt. Ein Film, der erfüllt ist vom Quietschen der Planwagen, mit denen sich drei Familien durch Hochplateau-Wüste Oregons quälen. Man hat Trapper Stephen Meek (Bruce Greenwood) engagiert, der die titelgebende Abkürzung gewählt hat. Jetzt geht dem Treck das Wasser aus.

Das Genre ist voll von merkwürdigen Trappern, denen das Leben zwischen Zivilisation und Wildnis nicht gut bekommen ist. Meek, der auch als Pfadfinder-Darsteller in einer Wild-West-Show durchginge und der sich selbst als Kassandra der Steppe gefällt, kalauert mal, mal spricht er in Rätseln. Selbst in aussichtsloser Situation bleibt sein Optimismus ungebrochen.

Als dann ein Indianer (Rod Rondeaux) gefangen wird, kippt der Film. Während Meek vorschlägt, den Indianer zu töten, damit dieser nicht zur Gefahr werde, nähert sich Emily (Michelle Williams) vorsichtig. Wird der Indianer sie zu einer Wasserquelle führen? Oder sie direkt in die Arme der Krieger seines Stammes? Bei alledem wird der Film niemals dramatisch: die Kamera beobachtet stets aus einiger Entfernung; in den Bildern dominieren Braun- und Ockertöne, nicht einmal der Himmel ist blau. Der meisterliche Film wirft einen fremden Blick auf das seltsame Treiben von Menschen, die all diese Mühen auf sich nehmen, ohne zu wissen, was sie erwartet. Selten wurde die Eroberung des Nutzlosen prägnanter gezeigt.

Bewertung: 4 von 5 Sternen

(RP)
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