Thriller "Transsiberian" Liebloses Zug-Abenteuer

Düsseldorf (RP). Treuherzig wie Missionare aus einem Abenteuerfilm der 1930er Jahre erklären Roy und Jessie, wozu sie monatelang in China weilten: Sie halfen im Auftrag ihrer Kirche armen Chinesenkindern. Für die Heimreise besteigen sie in Peking den Transsibirien-Express nach Moskau, und bald teilen sie ihr Abteil mit einem anderen jungen Paar aus dem Westen, das sich kaum weniger naiv aufführt: Carlos, ein vielgereister Spanier, hält einen Koffer voller billiger Souvenir-Puppen für ein unauffälliges Heroin-Versteck.

 Emily Mortimer in "Transsiberian".

Emily Mortimer in "Transsiberian".

Foto: Universum Film, AP

Schwerfällig rumpelt ein Zug voller Charakter-Chargen ins Herz postsowjetischer Finsternis. Die Landschaft, die draußen vorbeizieht, bleibt nicht so unverbindlich exotisch wie in klassischen Eisenbahn-Thrillern, in Shanghai- oder Orient-Express. Vielmehr wird das verschneite Land in so penetranten Totalen überflogen, bis auch dem Gutwilligen nicht verborgen bleibt: Diese "Transsib" durchpflügt nicht die Weite Sibiriens, sondern die Tiefe litauischer Wälder, weil dort eine Dreherlaubnis für diese spanisch-englisch-deutsche Koproduktion leichter zu erhalten war.

Auch in Litauen gibt es noch schön altertümliche russische Züge, deren Anblick den Regisseur Brad Anderson in ebenso kindliche Begeisterung versetzt wie seine Figur Roy, diesen Missionar mit Pfadfinder-Gemüt. Dass hingegen Roys Gattin Jessie (Emily Mortimer) und der Spanier Carlos (Eduardo Noriega) höchst zwiespältige Charaktere seien, wird umständlich beteuert, ehe eine mühsam konstruierte Geschichte von Totschlag, Folter und Mord in Fahrt kommt. Als letzter Mitspieler steigt Ben Kingsley zu, der diesmal mit seinem Ethno-Akzent einen russischen Polizeioffizier spielt.

"Transsiberian" ist ein lieblos verrührter Euro-Pudding im Stil billiger Actionware der 1970er. Brad Anderson beruft sich auf Vorbilder wie Hitchcocks "The Lady Vanishes". Doch dafür fehlt ihm nicht nur dramaturgischs Geschick, sondern vor allem Humor. l

(RP)
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