Familiengeschichte "Willkommen bei den Rileys" Kristen Stewart als einsame Stripperin

(RP). Kristen Stewart spielt die Bella in den "Twilight"-Filmen, und in den Pausen zwischen den Dreharbeiten zur Vampir-Saga nimmt die 21-Jährige Rollen in kleinen, unabhängigen Produktionen an. In der Aussteiger-Ballade "Into The Wild" von Sean Penn war sie die Sängerin Tracy, in "The Runaways" ist sie Joan Jett. Was sie aber am besten kann, ist Frauen darzustellen, die immer ein bisschen frieren im Leben, denen Amerika zu groß ist und das Leben zu schnell und zu lang.

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Eine solche Rolle hat ihr Jake Scott in seinem zweiten Film "Willkommen bei den Rileys" gegeben. Scott ist der Sohn von "Blade Runner"-Regisseur Ridley Scott, und er erzählt hier eine Familiengeschichte. Doug ("Sopranos"-Star James Gandolfini) und Lois Riley (Oscar-Gewinnerin Melissa Leo) leben in Indianapolis, ein klassisches Paar aus der Mittelschicht: kleines Unternehmen, eigenes Haus, Viertürer in der Einfahrt. Eines ihrer Zimmer benutzen sie indes nie, es bleibt unberührt, seit seine Bewohnerin es verlassen hat: Die Tochter der Rileys starb vor acht Jahren bei einem Autounfall — Mutter Lois, die zufällig ebenfalls unterwegs war, beobachte die Katastrophe ohne eingreifen zu können. Lois verlässt nun das Haus nicht mehr, die Haare lässt sie sich in der Küche schneiden, das Autofahren hat sie verlernt. Ihr Mann Doug geht nachts zum Weinen in die Garage, und jeden Donnerstag sucht er Trost bei der Kellnerin seines Stammlokals. Lois weiß davon, aber sie sagt nichts. Manchmal hört sie das kindliche Schluchzen des bulligen Mannes, dann kommen auch ihr die Tränen.

Bei einem Kongress in New Orleans lernt Doug die Stripperin Mallory kennen, und das ist natürlich Kristen Stewart: den Kopf tief zwischen die Schultern gezogen, die Augenhöhlen schwarz geschminkt, die Ärmel über die Fäuste gestülpt. Doug nimmt sich der chaotischen und einsamen Ausreißerin an — er bezahlt sie, um bei ihr sein zu dürfen. Aber er will keinen Sex, sondern ihren Stromkasten reparieren, die Tür abdichten, den Abfluss reinigen.

Obwohl "Willkommen bei den Rileys" vorhersehbar inszeniert ist, rührt der Film. Kristen Stewart und James Gandolfini schaut man gern dabei zu, wie sie zwischen Abstoßung und Anziehung pendeln, wie sie ein Familienleben ohne Verbindlichkeit proben. Ein großer Teil des Films spielt nachts, eine angenehme Dunkelheit liegt dann über New Orleans, wie eine Decke wirft Jake Scott sie über die Verwundungen der Figuren. Die Atmosphäre ist das Faszinierende an dieser Produktion.

Es gibt eine Schluss-Szene, die schön ist, ohne behaglich zu sein. Sie lässt die Hoffnung in das Leben des Ehepaares, einen Spaltbreit öffnet sich eine Tür, immerhin. Das Schild am Haus von Doug und Lois jedenfalls, dessen Aufschrift zu Beginn sarkastisch klang, hat inzwischen eine andere Bedeutung: "Willkommen bei den Rileys".

Bewertung: 3 von 5 Sternen

(RP)
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